Der Abbruch der Eishockey-Meisterschaften ist nach den letzten Vorkommnissen die logische Konsequenz. Was Exponenten der Klubs dazu sagen, erfahren Sie hier.
«Es ist unglaublich schwierig, und zwar für alle. Es ist jedoch keine isolierte Eishockey-Problematik, sondern es leiden schlichtweg alle darunter. Darum ist das Ausmass unglaublich gravierend. Das grosse Problem ist die Unsicherheit. Niemand weiss, was alles noch kommt. Das Einzige, das man hört, ist, dass es in China abnimmt. Das gibt uns die Hoffnung, dass es in Europa in ein bis zwei Monaten auch wieder abnimmt. Was uns betrifft, budgetieren wir jedes Jahr mit dem Halbfinal, das heisst je fünf Heim- und Auswärtsspiele in den Playoffs. Nun fallen gewisse Erträge weg, dafür haben wir gewisse Ausgaben nicht. Alles in allem ist der Schaden, was diese Budgetposten betrifft, rund eine Million Franken. Das kann niemand gut verkraften, da muss man in allen Bereichen schauen, ob geplante Kosten oder Sachen umgesetzt werden. Da wird nicht ganz normal weiter geplant. Eine Möglichkeit ist beispielsweise, das Budget im kommenden Jahr um Betrag x zu reduzieren, um so gewisse Kosten oder Ertragsausfälle aufzufangen. Das muss jeder für sich überlegen. Die grosse Unsicherheit macht das jedoch extrem schwierig. Als einzigen Vorteil des jetzigen Abbruchs sehe ich eine schmerzhafte Sicherheit. Die Unsicherheit ist weg. Wir wissen nun, was Sache ist. Wenn wir die Wahl gehabt hätten, hat sich in den letzten Tagen klar herauskristallisiert, lieber ohne Zuschauer zu spielen – mit allen Nachteilen. Wenn wir nach der Qualifikation Meister werden würden, hätte dieser Titel nicht den gleichen emotionalen Wert wie ein Meistertitel in den Playoffs, weil der Moment, in dem man Meister wird, der Moment mit den Fans, fehlt. Auf der anderen Seite kann man sagen: 'Wir haben sechs Monate gespielt und danach ist einer Erster'. Die Qualifikation wurde regulär beendet, insofern ist es durchaus legitim zu sagen, dass es diese Mannschaft verdient hat, unter diesen speziellen Umständen die Auszeichnung zu erhalten.»
«Das war der einzig gangbare Weg, um nicht noch mehr Geld zu verlieren. Auf der anderen Seite war aufgrund der behördlichen Verordnungen gar kein anderer Entscheid mehr möglich. Für den Verein ist das eine Entlastung, da wir nun keine Spiele ohne Einnahmen veranstalten müssen. Am Ende des Tages gibt es nur Verlierer. Das Fernsehen verliert, wir haben keine Einnahmen mehr und so weiter. Finanziell gesehen hat der Abbruch der Meisterschaft für uns keine grossen Auswirkungen, vorausgesetzt dass die Saison nach der Klassierungsrunde für uns zu Ende gewesen wäre. Viel schlimmer sind im Moment die ganzen Events, die abgesagt werden. Alleine im März haben wir bis heute Absagen in der Höhe von 1,2 Millionen Franken.»
«Es ist ja keine reine Vereinssache, sondern eine fundamentale Problematik für die Gesellschaft, mit der wir umgehen müssen. Wir wissen nicht genau, wohin es geht. Es könnte aber eine grosse Rezession geben, die nicht nur kurz-, sondern mittel- und langfristige Folgen für einen Eishockey-Verein und jedes Unternehmen hat. Das ist die eine Seite, zu der man noch nicht viel sagen kann. Kurzfristig gesehen können wir ein paar Massnahmen treffen, um den Schaden zu vermindern, da gehören der Abbau von Überstunden dazu. Wir müssen schauen, ob es Möglichkeiten gibt, etwas für den Schaden zu erhalten. Im Jahresabschluss wird es einen zusätzlichen Verlust geben, aber nach bestem Wissen und Gewissen – die grosse Unbekannte ist die gesamte Fernseh-Geschichte – ist das alleine nicht etwas, das den HCD gefährdet. Wir haben zum Glück genügend Reserven, um das prästieren zu können. Wir gehen nun auch davon aus, dass es für die Spieler keine Prämien mehr geben wird. Die Absage brachte Klarheit, das hat in einer solchen Situation schon in sich selber einen Wert. Wir können nun mit unseren Stakeholdern klar kommunizieren. Es gilt nun, auf allen Ebenen die neue Saison vorzubereiten. Von daher bin ich nicht unglücklich über die Absage, diese war jedoch aufgrund der Vorkommnisse in den letzten drei, vier Tagen nur eine Frage der Zeit. Zudem muss ich sagen, dass das kleine KMU HCD zwar wichtig ist, jedoch in der Gesamtproblematik, die wir als Land haben, nur ein kleiner Teilbereich ist. Das darf man nicht ganz vergessen.»
«Es ist eine sehr frustrierende und enttäuschende Situation, die sich anhand des Entscheids im Tessin abgezeichnet hat. Wir hatten keine andere Variante. Es ist sehr schmerzhaft, wenn man als Organisation über Jahre auf etwas hinarbeitet – wir wollen nach über 20 Jahren wieder einmal Schweizer Meister und hatten dafür eine gute Ausgangslage – und dann wird einem der Boden unter den Füssen wegzogen, ohne dass man etwas dafür kann. Wir sind allerdings eine defensiv budgetierende Organisation. was uns in diesem Fall sicher zu Gute kommt. Gleichwohl haben wir drei Heimspiele im Viertelfinal budgetiert. Nun fehlen vier Partien (das Geisterspiel in der vorletzten Runde der Qualifikation mit eingerechnet), wodurch uns rund eine Million Franken Einnahmen entgehen. Auf der Aufwandsseite haben wir sehr viele gebundene Kosten wie Löhne. Es sind wenige Sachen, die wir nicht mehr brauchen. Von daher ist es sicher keine einfache Situation. Zum Glück konnten wir uns in der vergangenen Saison ein gutes Polster anschaffen. Wir wollten uns extra mal für ein schlechtes Jahr vorbereiten. Ehrlicherweise war es jedoch für ein sportlich schlechtes Jahr gedacht. Nun brauchen wir es halt dafür. Gleichwohl wird uns das Ganze in den nächsten Wochen begleiten, gilt es zu schauen, welche Massnahmen wir ergreifen müssen, damit wir uns für die Zukunft fit halten können. Der Schaden ist immens, wobei es ganz viele andere Branchen gibt, die ebenfalls betroffen sind. Als ich der Mannschaft kundtat, dass die Saison abgebrochen ist, versuchte ich den Spielern aufzuzeigen, die Enttäuschung und den Frust damit in Relation zu setzen, was in der Welt passiert. Es gibt ältere Leute, die Angst um ihr Leben haben, es gibt Firmen, die ums Überleben kämpfen.»
«Wir müssen ganz klar sofort schauen, wie wir das Ganze navigieren können. Mit dem neuen Stadion ist es für uns ein blödes Timing. Allerdings ist es eine Krise im Gesundheitswesen, das über allem steht. Da können wir uns noch so beklagen. Diese Massnahmen mussten getroffen werden. Wir werden irgendwie durchkommen, aber einfach ist es nicht. Wir müssen nun schauen, was wir mit unseren Angestellten machen können, ob wir von gewissen Gremien etwas zurückerhalten. Zu spekulieren, wie viel wir genau verlieren, dafür ist es noch zu früh. Es geht bei uns nicht mehr nur ums Eishockey, das Ganze ist weitgreifender.»
SDA