Nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Barrage-Platz und fünf Zähler Reserve auf den direkten Abstiegsplatz. Statt wie geplant die Europacup-Plätze anzugreifen, befindet sich Borussia Mönchengladbach nach der vierten Niederlage in Folge im Abstiegskampf. Und mittendrin vier Nati-Stars.
Die Bilanz liest sich verheerend: 4 Spiele, 0 Punkte, 4:17 Tore. Borussia Mönchengladbach ist derzeit die Schiessbude der Liga. Auch am Mittwoch gegen Eintracht Frankfurt (2:3-Niederlage) klappte es nicht mit dem Umschwung. Und nun ist definitiv fertig mit lustig, denn die Fohlen sehen sich plötzlich mit dem Abstiegskampf konfrontiert.
«Wir hatten vor fünf Spieltagen auch 18 Punkte und da haben alle gedacht: Oh, jetzt sind wir noch zwei Punkte in Richtung Champions League. Jetzt haben wir einen Punkt auf Rang 16. Und vielleicht haben wir in fünf Wochen auch wieder zwei Punkte in Richtung Champions League», sagte der deutsche Nationalspieler Christoph Kramer angesichts der sportlichen Achterbahnfahrt und versuchte trotzdem verhalten optimistisch zu bleiben.
Entlassung von Hütter wäre ein teures Versagen
Das sehen längst nicht alle so rosig. Immer mehr gerät dabei Adi Hütter ins Visier der Medien, obwohl eine Entlassung von ihm eigentlich ausgeschlossen ist. Das hat Sportdirektor Max Eberl am vergangenen Samstag im «aktuellen sportstudio» auf ZDF mit aller Deutlichkeit betont. Schliesslich hat er für den ehemaligen YB-Trainer im vergangenen Sommer eine stolze Ablösesumme von 7,5 Mio. Euro nach Frankfurt überwiesen.
Müsste Eberl nach einem halben Jahr das Hütter-Projekt für gescheitert erklären und ihn entlassen, dann wäre dies nicht zuletzt auch ein kostspieliges persönliches Versagen. Doch eben, die Abstiegsplätze rücken immer näher und der Druck wird immer grösser. Sky-Experte Didi Hamann meinte daher: «Ich könnte mir vorstellen, dass da schon vor Samstag was passiert.» Die Leistung der Borussen sei «sehr ernüchternd» gewesen: «Die sind jetzt mitten im Abstiegskampf.»
Die Fälle Sommer, Elvedi, Zakaria und Embolo
Es ist unbestritten eine düstere Weihnachtszeit für Borussia Mönchengladbach und somit auch für die vier Schweizer Nationalspieler Yann Sommer, Nico Elvedi, Denis Zakaria und Breel Embolo, die eben noch Nati-Helden waren. Da wäre Goalie Sommer, der bis zu diesem Monat ein grossartiges Jahr erlebte, eine überragende EM spielte, die Schweiz mit seinen Paraden im Herbst an die WM führte, nun aber plötzlich Deutschlands grösste Schiessbudenfigur ist.
Viel dafür kann er nicht. Zwar hat auch Sommer in der Krise den einen oder anderen Patzer eingestreut, doch ohne ihn wären einige Niederlagen noch verheerender ausgefallen. Doch nur Bälle zu parieren, ist derzeit nicht genug. Am Mittwoch führte Sommer die Equipe als Captain aufs Feld, entsprechend steht er derzeit in der Verantwortung, auf dem Platz und in der Kabine als Leader und Wortführer zu glänzen.
Innenverteidiger Elvedi fehlte gegen Frankfurt wegen einem Magen-Darm-Infekt. Zuvor war er in den letzten Wochen in eine unerklärliche Formbaisse geraten, galt er doch als die Zuverlässigkeit in Person. Wie Sommer spielte auch der Zürcher eine ganz starke EM und hat dadurch sein Standing nochmals gesteigert.
Zakaria im persönlichen Teufelskreis
Ein verzwickter Fall ist Zakaria. Lange brauchte er nach einer Knieverletzung, um sein bestes Level wiederzufinden, spielte dann aber im Herbst endlich wieder gross auf. Im Club und in der Nationalmannschaft. Doch zuletzt ist auch er zum Sorgenkind geworden. Am Mittwoch gegen Frankfurt verschuldete er nach der Gladbacher 1:0-Führung den Ausgleich, der verheerende Auswirkungen hatte und die Wende im Spiel einleitete.
Beim Genfer stellt sich auch die Frage, ob er mit dem Kopf wirklich bei der Sache ist oder bei einem Transfer zu einem grossen Club, der – wie immer wieder zu hören ist – in der Winterpause über die Bühne gehen soll. Mit Auftritten wie gegen Frankfurt bringt Zakaria diesen jedoch akut in Gefahr. Er befindet sich gerade in einer Art persönlichem Teufelskreis.
Auch Embolo spielte im Herbst gross auf. Beim sensationellen 5:0-Triumph im Pokal gegen Bayern München war er der überragende Mann auf dem Platz. Doch kurz später verletzte er sich (ein weiteres Mal). Und seither hat auch der Stürmer Mühe, den Tritt wiederzufinden. In Gladbach wird beklagt, dass der Basler einfach zu unbeständig sei und es gibt Gerüchte, dass auch er Kandidat für einen möglichen Wintertransfer ist.
Zum Abschluss der Hinrunde muss Gladbach am Samstag beim gerade äusserst formstarken Hoffenheim ran. Eine Rückkehr auf die Siegesstrasse ist daher unwahrscheinlich, aber zugleich ist es die letzte Chance auf doch noch besinnliche Weihnachtstage bei Borussia Mönchengladbach.