Spektakel pur im Spitzenspiel zwischen YB und Basel. Die beiden Topklubs machen beim 1:1 grosse Werbung für den Schweizer Fussball – und liefern einen weiteren Beweis, dass die Super League immer attraktiver wird.
Torchancen im Minutentakt, fünf Alutreffer, hitzige Zweikämpfe und ein Feuerzeugwurf – da war mächtig was los in Bern. Dass am Ende «nur» zwei Tore fallen, überrascht. Denn in dieser Saison gab es in der Super League in bislang 85 Spielen schon 280 Treffer zu bestaunen – macht im Schnitt satte 3,3 Tore pro Spiel!
Da können die europäischen Top-Ligen nicht mithalten. Zum Vergleich: In der Bundesliga fielen in dieser Saison 3,15 Tore pro Partie. In der Premier League sind es 2,75, in der Serie A knapp 3, in Spaniens La Liga 2,4 und in der Ligue 1 2,9.
Ist unsere Super League also attraktiver als die Top-Ligen? Das darf natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist aber, dass die höchste Schweizer Spielklasse nicht nur wegen der vielen Tore sehenswert ist, endlich herrscht auch wieder Spannung im Titelrennen.
Völlig offenes Meisterrennen
YB, der grosse Dominator der letzten vier Jahre, hat eine Runde vor der Winterpause schon acht Punkte Rückstand auf den Leader – und der kommt überraschenderweise aus Zürich.
Die Berner jetzt abzuschreiben, wäre aber ein grosser Fehler. YB hatte in der Hinrunde nicht nur mit vielen Verletzten zu kämpfen, sondern auch eine Mehrfachbelastung mit den Champions-League-Spielen. Nach dem Europacup-Aus – und dem Scheitern im Cup – liegt der Fokus nun wieder voll und ganz auf dem Liga-Alltag.
Der FCB ist europäisch noch vertreten, hat aber einen genug breiten Kader, um die Balance zu finden. Auch die Basler, aktuell mit fünf Zählern Rückstand auf den FCZ Zweiter, bleiben ein heisser Titelkandidat. Können die Bebbi Torgarant Arthur Cabral in der Winterpause halten, sind sie vielleicht sogar der grosse Favorit auf die Meisterschaft.
Und der FCZ? Ohne grosse Namen, mit Ausnahme des Trainers, aber dank einer geschlossenen Einheit mit grosser Leidenschaft und Kampfbereitschaft reihen die Zürcher Sieg an Sieg und stehen nicht unverdient an der Spitze. Nur zwei Niederlagen gab es bislang fürs Team von André Breitenreiter – in Bern und in Basel. Willst du Meister werden, musst du aber zuerst einmal die «einfachen» Hausaufgaben erledigen, und das ist dem FCZ bislang sehr gut gelungen.
Auch den FC Lugano darf man nicht komplett abschreiben. Die Tessiner sind zweifelsohne die grosse Überraschungsmannschaft in dieser Saison – und das trotz frühem Trainerwechsel. Für ganz vorne wird es am Ende aber kaum reichen, Lugano hat noch keines seiner bisherigen fünf Spiele gegen die drei Topteams gewinnen können. Mit dem Abstiegskampf dürften die Tessiner aber kaum etwas zu tun haben.
Luzern wird noch einmal angreifen
Apropos Abstiegskampf. Auch das dürfte noch eine ganz heisse Sache werden. Auf den ersten Blick sieht alles nach einem Zweikampf zwischen Lausanne und Luzern aus um die Barrage und den direkten Abstieg. Aber aufgepasst: Die Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell man wieder in den Tabellenkeller geraten kann.
So dürfen sich St. Gallen, Sion, Servette und Aufsteiger GC definitiv noch nicht zu sicher fühlen. Zumal der FCL mit Mario Frick wohl bald einen neuen Trainer hat, der sich bestens mit dem Abstiegskampf auskennt und womöglich das aus der talentierten Mannschaft herausholen kann, was wirklich in ihr steckt.
Man darf gespannt sein, wie sich die zweite Saisonhälfte entwickeln wird. Für Spannung ist gesorgt, für Spektakel sowieso.