BVB-Coach Nuri Sahin steht nach dem schwachen Saisonstart bereits am 9. Spieltag mächtig unter Druck. Wäre der 36-Jährige im Falle einer Pleite am Samstag gegen Leipzig seinen Job los? Die Einschätzung von Alex Frei.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Nach 8 Spielen steht der BVB in der Bundesliga auf dem 8. Rang, nach Verlustpunkten auf dem 7. Das internationale Geschäft würde man aber auch so verpassen.
- Trainer Nuri Sahin steht deshalb bereits gewaltig unter Druck. Dass die Partie am Samstag gegen RB Leipzig für den BVB-Coach bereits ein Schicksalsspiel ist, glaubt blue Sport Experte Alex Frei aber nicht.
- Ob Sahin, sein ehemaliger Mitspieler beim BVB, Ende Saison noch Trainer in Dortmund ist, diesbezüglich ist sich Frei allerdings alles andere als sicher.
- Mit blue Sport spricht Frei aber nicht nur über Trainer Sahin, sondern auch über die grundlegenden Probleme des BVB.
Borussia Dortmunds Trainer Nuri Sahin steht am neunten Spieltag bereits enorm unter Druck und muss sich im Bundesliga-Kracher gegen RB Leipzig beweisen.
Vier Tage nach dem Aus im DFB-Pokal empfängt der BVB am Samstag (18.30 Uhr im Live-Ticker auf blue News) das seit 19 Liga-Spielen in Folge ungeschlagene RB Leipzig. Im eigenen Stadion ist Dortmund noch ohne Punktverlust, auswärts gab es in der Bundesliga drei Niederlagen nacheinander. Jüngst sprach Sportdirektor Sebastian Kehl Trainer Nuri Sahin zwar noch das Vertrauen aus, doch tut er das auch nach einer allfälligen weiteren Pleite im eigenen Stadion? Bitter für Dortmund: Gregor Kobel verpasst das Spitzenspiel aufgrund von Hüftbeschwerden.
blue Sport spricht mit Alex Frei über den angezählten BVB-Coach Nuri Sahin, den der blue Sport Experte aus gemeinsamen BVB-Zeiten bestens kennt, sowie die Probleme des BVB im Allgemeinen.
Alex Frei: «Zum Teil einfach unerklärlich»
Alex Frei, du standest in 44 Spielen gemeinsam mit Nuri Sahin auf dem Platz. Welche Qualitäten hatte er als Spieler?
Besonnenheit. Er war ein sehr ruhiger Spieler, nicht in dem Sinne ein Anführer. Eher ein Anführer durchs Spielen. Ein sehr zuverlässiger Spieler war er. Und vor allem strategisch denkend.
Inwiefern kommen ihm diese Qualitäten nun als Trainer zugute?
Vor allem das strategische Denken hilft ihm. Er zeigt sich etwas im Spielstil, den er gerne spielen will, was jetzt zwar noch nicht so ganz greift aufgrund der Ergebnisse. Aber man sieht, dass er schon langsam dort hinkommt, wie er es eigentlich möchte. Es ist aber so, dass die Resultate am Ende entscheiden werden, wie lange er dort ist.
Wo liegen für dich aktuell die Probleme bei Borussia Dortmund?
Der BVB hat ein wenig die Problematik der Konstanz, also auch von unerklärlichen Resultaten. Ich nenne ein Beispiel: Du gewinnst am Dienstag 7:1 gegen Celtic Glasgow in der Champions League und am Samstag gehst du zu Union Berlin. Ohne Union Berlin nahetreten zu wollen, aber es sollte schon der Anspruch sein, als BVB in Berlin zu gewinnen. Aber du verlierst 1:2. Das ist für mich zum Teil erklärlich und zum Teil einfach unerklärlich. Ihnen fehlt im Moment einfach die absolute Konstanz. Das hat auch ein bisschen damit zu tun, dass sie relativ jung unterwegs sind als Mannschaft.
Rechnest du damit, dass Sahin auch am Ende dieser Saison noch Dortmund-Trainer sein wird?
Schwierig zu sagen. So wie ich aber die Entscheidungsträger kenne, sei das jetzt der Aki Watzke (BVB-Geschäftsführer; A.d.Red.), Lars Ricken (Sportchef; A.d.Red.) oder auch Sebastian Kehl, das sind alles besonnene Leute, die auch Geduld haben. Was auch ein Vorteil für Nuri ist: Er kommt aus Dortmund, das ist ein Dortmunder Junge, wenn man so will. Deshalb ist der Kredit noch viel grösser.
Was wir alle nicht beurteilen können: Wie arbeitet er? Wie akribisch ist er? Wie kommt er in der Mannschaft an? Wie stark steht die Mannschaft hinter ihm? Das wissen wir alle nicht. Die drei Entscheidungsträger aber schon. Daher glaube ich schon, dass sie ihm die Zeit lassen werden. Auch, weil er ein junger Trainer ist und ein junger Trainer meiner Meinung nach auch Fehler machen darf. Dann ist da immer auch die Frage von Ambition und Realität. Wo kann der Weg hinführen, wo geht er hin? Hat man Qualität, um dort hinzugehen, wo man gerne sein will? Fakt ist, dass die Niederlage in Wolfsburg im DFB-Pokal nicht unbedingt geholfen hat. Das war ein bisschen unnötig, weil Wolfsburg ja nicht die absolute Übermannschaft in der Bundesliga ist.
Ist der Druck für Sahin noch grösser, gerade weil er ein «Dortmunder Junge» ist?
Es ist mehr für dich selbst ein Problem. Ich sage jetzt einfach etwas: Sagen wir, du kommst aus Finnland und wirst FCB-Trainer. Dann ist das für dich eigentlich einfach ein Job. Und du weisst, dass wenn du gehen musst, einfach wieder gehst. Du hast dann nicht so den Bezug zum FCB oder dem Klub, wo du gerade bist. Für Nuri ist es viel schwieriger. Im Sinne von: Du kommst von dort und es trifft dich auch mehr, wenn es nicht klappt, weil du dich total identifizierst mit dem, was du machst.
Könnte die Partie gegen Leipzig ein Schicksalsspiel werden für Nuri Sahin?
Nein, das glaube ich nicht, weil Leipzig ist ja der Co-Tabellenführer hinter Bayern München. Leipzig ist super drauf, gut in Form, sehr schwierig zu bespielen. Ich glaube eher, dass es für Nuri oder vor allem für Gesamt-Dortmund bei einem Sieg nahe an einem Befreiungsschlag wäre. Aber es ist nicht das letzte Spiel für ihn, davon gehe ich nicht aus.
Die kommenden Tage werden zeigen, ob blue Sport Experte Alex Frei richtig liegt mit seiner Einschätzung. Nach dem Leipzig-Spiel geht es für Dortmund bereits am Dienstag in der Champions League mit einem Heimspiel gegen das noch punktlose Sturm Graz (21.00 Uhr live auf blue Sport) weiter. Spätestens dort wird von Sahin mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Sieg erwartet. Gelingt das nicht, dürfte der Jungtrainer seinen im Sommer angetretenen Job bereits wieder los sein.