Gendersensible ErziehungStadt Zürich rät, dass Eltern nicht mehr Mami oder Papi sagen
red.
20.9.2023
Die Mütter- und Väterberatung der Stadt Zürich widmet sich der gendersensiblen Erziehung. Eltern von kleinen Kindern rät sie etwa, nicht mehr von Müttern oder Vätern zu sprechen. Das sorgt für Unmut.
red.
20.09.2023, 10:03
20.09.2023, 15:55
red.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Mütter- und Väterberatung der Stadt Zürich verschickt alle zwei Monate einen Newsletter mit Erziehungstipps.
In der neuesten Ausgabe wird die gendersensible Erziehung thematisiert. So sollten Eltern, wenn sie über andere Familien sprechen, bewusst neutrale Begriffe wählen – etwa Elternteil oder Bezugsperson statt Mami oder Papi.
SVP-Politikerin Susanne Brunner findet das «alarmierend» und eine staatliche Einmischung in die Erziehung.
Die Mütter- und Väterberatung verteidigt die Themenwahl.
Die Stadt Zürich will Elternpaaren bei Fragen zur Kindererziehung unter die Arme greifen: Die Mütter- und Väterberatung der Stadt verschickt deshalb alle zwei Monate einen Newsletter mit Tipps für Eltern von Kindern bis fünf Jahren. Die neueste Ausgabe widmet sich dabei auch der «gendersensiblen Erziehung». Und das kommt nicht bei allen gut an.
Wie die «NZZ» berichtet, werde Eltern unter anderem empfohlen, auf die Begriffe Mutter und Vater zu verzichten, wenn man über andere Familien spreche. Es gebe neutrale Begriffe als Alternativen. Statt «das Mami von Rahel» könnte es heissen «der Elternteil von Rahel» oder «die Betreuungsperson von Rahel». Auch Kind sei entsprechend neutraler als Bub oder Mädchen.
Im Newsletter werde den Eltern auch dazu geraten, ihre «eigene geschlechtliche Prägung und den daraus resultierenden Kleidungsgeschmack für das Kind zurückzustellen». Das Kind solle etwa mit Schmuck und Frisuren experimentieren dürfen, wie Tele Züri zitiert.
Ausserdem sollten sich Familien idealerweise in unterschiedlichen sozialen Umgebungen bewegen, was laut «NZZ» etwa bedeutet, Kontakt zu Patchwork-Familien, Regenbogenfamilien und Alleinerziehenden zu suchen.
SVP-Politikerin findet das «alarmierend»
Was die Mütter- und Väterberatung der Stadt Zürich da rät, passt Susanne Brunner überhaupt nicht in den Kram. Sie sitzt für die SVP im Zürcher Kantonsrat und kämpft dafür, dass der Genderstern aus der Kommunikation der städtischen Verwaltung verbannt wird. Sie politisiert damit ganz auf Parteilinie: Die nationale SVP widmet in ihrem Wahlprogramm der Gender-Thematik eine eigene Passage.
Bei Tele Züri bezeichnet Brunner die Sprachtipps der Stadt Zürich als «alarmierend». «Kindererziehung ist eine höchst private Angelegenheit, da hat der Staat nichts verloren, keine Empfehlungen oder Leitlinien zu geben», sagt Brunner. Sie glaubt, dass mit solchen Tipps ein ganz anderes Ziel verfolgt werde: «die Auflösung der Geschlechter».
Beratungsstelle will niemanden bevormunden
Die Stadt Zürich hat eine andere Sicht auf die Dinge: Das Gender-Thema sei bewusst für den Newsletter ausgewählt worden, weil es in Beratungen häufiger zur Sprache komme. «Eltern beschäftigt das Thema, wie sie in ihrer Erziehung Geschlechterrollen reflektieren und Stereotype vermeiden können», sagt eine Sprecherin der Sozialen Dienste, bei denen die Mütter- und Väterberatung angegliedert ist, zur «NZZ».
Und Leila Aniba, Leiterin der Beratungsstelle, stellt bei Tele Züri, klar: «Unsere Grundhaltung bei der Beratung ist nie, Eltern zu bevormunden oder ihnen zu sagen, welchen Weg sie einschlagen sollen.» Weitere Aktionen zu diesem Thema seien vonseiten der Stadt aber nicht geplant.
«LGBTQ? Fuck the Gender!»
Was verbirgt sich eigentlich genau hinter dem Kürzel LGBTQ? Und bekommt das Thema Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierung genug Aufmerksamkeit? blue News hat sich in Zürich umgehört.