Axpo-Handelschef «Trotz Krise ist der Gasbestand nicht schlecht»

ys

1.7.2022 - 14:24

Gasspeicherstation Haidach in Österreich. (Archiv)
Gasspeicherstation Haidach in Österreich. (Archiv)
Bild. Keystone

Wegen reduzierter Gaslieferungen aus Russland ist die Sorge vor einer Versorgungslücke im Winter gross. Der grösste Schweizer Energiekonzern Axpo kann aber vorsichtig beruhigen: Derzeit seien die europäischen Speicher besser gefüllt, als im Vorjahr. 

Nach Aussagen des Handelschefs der Axpo sind die Gasspeicher in Europa derzeit gut gefüllt. Die Speicher seien im Moment zu 55 Prozent gefüllt – 10 Prozentpunkte über dem Niveau von vor einem Jahr, sagte Domenico De Luca, Chef der Handelseinheit des grössten Schweizer Energiekonzerns, im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. «Trotz der Krise ist der Gasbestand also nicht schlecht.»

Gazprom liefert derzeit rund 60 Prozent weniger Erdgas über die deutsch-russische Pipeline Nord Stream 1. Das hatte Deutschland vergangene Woche veranlasst, die so genannte Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Die Befürchtungen sind, dass die Gasspeicher bis zum Winter nicht ganz auf das regulatorisch vorgesehene Niveau aufgefüllt werden könnten. Gasverbraucher werden angehalten zu sparen.

Derzeit komme aber genug Flüssiggas (LNG) aus dem Rest der Welt nach Europa, sagte De Luca. Dabei sei der Kontinent in einer günstigen Lage, weil in China wegen der Corona-Politik und der Lockdowns die Nachfrage nach Kohle und Gas tiefer ist als üblich. «Das hat Europa ermöglicht, seine Gasspeicher auf ein sehr gesundes Niveau zu füllen.» Die Russen hätten ohnehin schon seit längerem weniger Gas geliefert.

«Gefällt den Russen wahrscheinlich nicht»

Die weitere Entwicklung ist davon abhängig, wie lange die russischen Lieferreduktionen anhalten. «Jetzt im Sommer sehe ich kein Problem», sagte de Luca. Wenn die Lieferreduktionen nur einen Monat weitergingen, dann erwarte er keine physische Mangellage. «Wenn weiterhin so viel LNG nach Europa kommt wie bisher, und es keine weiteren grossen Ausfälle der französischen Kernkraftwerke gibt, kann Europa vorübergehend auch ohne Gas aus Russland auskommen.» Aber wahrscheinlich zu ganz anderen Preisen.

Und: Dass der europäische Gasbestand nicht schlecht ist – «genau das gefällt den Russen wahrscheinlich nicht», so De Luca. Es gebe also eine grosse Unsicherheit darüber, wie sich die Situation in den nächsten Monaten entwickeln werde. Der Preis ist bereits gestiegen: «Wir hatten Preise für Lieferungen im Juni, Juli, August von ungefähr 80 Euro die Megawattstunde. Heute liegen sie bei über 130 Euro.»

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