Streit um Töfflärm im Schwarzwald «Schweizer mit ihren dicken Portemonnaies missachten Regeln»

dmu

25.8.2024

Der Lärm von Töfffahrern stellt im Schwarzwald ein Politikum dar.
Der Lärm von Töfffahrern stellt im Schwarzwald ein Politikum dar.
Symbolbild: Imago

Im Schwarzwald brodelt ein Konflikt zwischen Töfffans und der Bevölkerung. Die Behörden haben mittlerweile reagiert.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Weil viele Töffs mit Schweizer Nummernschildern Lärm im Schwarzwald verursachen, beschweren sich Anwohner*innen.
  • Besonders in der in der Szene bekannten Menzikurze wird Gas gegeben.
  • Die deutsche Gemeinde Menzenschwand hat deshalb Massnahmen ergriffen.

Wasserfälle, Sonnenaufgänge, Seen und Schluchten: Der Schwarzwald ist eine beliebte Destination von Schweizer*innen. Aber auch hiesige Töfffans finden offenbar Gefallen an der Gebirgsregion im Südwesten Deutschlands – zum Leidwesen der lokalen Bevölkerung.

Die Region um die deutsche Gemeinde Menzenschwand gilt seit Jahren als Lärm-Hotspot. «Über drei Jahre lang haben wir uns hier gefühlt wie an der Rennstrecke Nürburgring», sagt Joachim Gfrörer, Ortsvorsteher von Menzenschwand, zu SRF

Besonders die sogenannte Menzikurve ist in der Motorradszene bekannt. In der langgezogenen 180 Grad-Kurve mit beeindruckender Kulisse geben die Fahrer*innen nicht selten besonders Gas. «In der Szene spricht man von der Applauskurve», so Gfrörer. Am Hang gegenüber würden zeitweise Zuschauermengen sitzen und das Aufheulen der Motoren feiern.

«Der Lärm hat mich krank gemacht»

«Über drei Jahre lang haben wir uns hier gefühlt wie an der Rennstrecke Nürburgring», wird Gfrörer von SRF zitiert. Und offenbar sind viele Maschinen mit Schweizer Nummernschildern unterwegs.

Das hat zu zahlreichen Beschwerden aus der Bevölkerung geführt. Eine Anwohnerin leide wegen des Lärms seit Jahren unter Depressionen: «Der Lärm hat mich krank gemacht.»

Die Töfffahrer, zumeist männlich, begründen ihr Fahrverhalten mit den tieferen Bussen in Deutschland. Erst kürzlich wurde im Schwarzwald ein Fahrer mit 170 Kilometern pro Stunde auf einer 80er-Strecke gestoppt. Wäre er dafür hierzulande als Raser zu einer – meist bedingten – Freiheitsstrafe verurteilt worden, kassierte er lediglich eine Busse von 700 Euro.

Kritik aus den eigenen Reihen

«Die Verkehrsregeln werden von den Schweizern mit ihren dicken Portemonnaies missachtet», moniert denn auch die Anwohnerin. Und auch ein befragter Töfffahrer kritisiert manche aus der eigenen Szene: «Natürlich will man den Motor auch beim Töfffahren hören. Aber es gibt einige, die es einfach übertreiben.»

Die Gemeinde hat nun reagiert und die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 50 reduziert. Zudem wurden Leitschwellen installiert, die ein Überholmanöver verhindern sollen. Ob die Massnahmen fruchten, wollen die Behörden in einem ersten Fazit im Herbst feststellen.