Mit 6 entführt Mann trifft vermissten Bruder nach 73 Jahren – und stirbt kurz darauf

Andreas Fischer

23.9.2024

Ein DNA-Test führte sie auf die richtige Spur: In den USA hat eine Frau ihren seit 73 Jahren vermissten Onkel wiedergefunden. (Symbolbild)
Ein DNA-Test führte sie auf die richtige Spur: In den USA hat eine Frau ihren seit 73 Jahren vermissten Onkel wiedergefunden. (Symbolbild)
Keystone

Weil sie einfach nicht locker lassen wollte, spürte eine Frau aus Kalifornien ihren jahrzehntelang vermissten Onkel auf. Der war als sechsjähriger Bub von einem Spielplatz entführt worden.

Andreas Fischer

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  • In den USA hat eine Frau ihren im Alter von sechs Jahren entführten Onkel wiedergefunden: Luis Armando Albino galt 73 Jahre lang als vermisst.
  • Sein Bruder hatte die Entführung 1951 hilflos mitansehen müssen: Er starb nur acht Wochen, nachdem sich die beiden endlich wiedergesehen haben.
  • Die unverhoffte Familienzusammenführung gelang mit akribischer Detektivarbeit und einem online durchgeführten DNA-Test.

Mehr als 70 Jahre lang galt Luis Armando Albino als vermisst. Als Sechsjähriger verschwand der in Puerto Rico geborene Junge 1951 in Oakland, Kalifornien. Danach fehlte von ihm jahrzehntelang jede Spur: Doch seine Familie hat die Hoffnung nie aufgeben und ihn nun am anderen Ende der USA aufgespürt.

CBS berichtet unter Berufung auf lokale Medien, dass Albinos Nichte Alida Alequin ihren Onkel mithilfe eines Online-Gentests, alten Fotos und Zeitungsartikeln ausfindig gemacht hat. Selbst Vater und Grossvater lebte der pensionierte Feuerwehrmann mittlerweile an der Ostküste.

Frau hatte den sechsjährigen Buben vom Spielplatz entführt

Polizei, FBI und Justizministerium hatten Alequin dabei geholfen, ihn Onkel zu finden und im Juni für eine Familienzusammenführung nach Kalifornien zu bringen. Dort traf Luis Armando Albino auch seinen Bruder Roger wieder: Der hatte 1951 zusehen müssen, wie sein Bruder von einer Frau mit dem Versprechen auf Süssigkeiten von einem Spielplatz gelockt – und entführt wurde.

Polizei, Soldaten eines örtlichen Armeestützpunktes, die Küstenwache und andere städtische Angestellte hatten sich damals an einer gross angelegten Suchaktion nach dem vermissten Jungen beteiligt. Roger Albino wurde mehrmals von den Ermittlern verhört, blieb aber dabei, dass eine Frau mit einem Kopftuch seinen jüngeren Bruder entführt habe.

Die Kidnapperin hatte den Buben offenbar an die Ostküste geflogen, wo er bei einem Ehepaar landete, das ihn wie einen eigenen Sohn aufgezogen habe. Seine eigene Mutter habe bis zu ihrem Tod 2005 nie die Hoffnung aufgegeben, dass Luis Armando Albino noch lebt. Doch es sollte noch fast 20 Jahre dauern, bis die Familie Gewissheit hatte.

«Danke, dass du mich gefunden hast»

Die ersten Hinweise, dass ihr Onkel noch lebe, fand Alida Alequin 2020. Die hatte damals  «aus Spass» einen Online-DNA-Test gemacht. Das Resultat: eine 22-prozentige Übereinstimmung mit einem Mann, der sich schliesslich als ihr Onkel herausstellte. Nachdem weitere Nachforschungen erfolglos blieben, unternahm die Nichte Anfang 2024 einen neuen Versuch.

Über Zeitungsartikel und Fotos in der Bibliothek fand sie eine neue Spur und überzeugte die Polizei, den Entführungsfall neu zu eröffnen. Luis wurde an der Ostküste ausfindig gemacht und gab eine DNA-Probe ab, ebenso wie seine Schwester, Alequins Mutter.

Nach der Auswertung der Proben war klar: Alida Alequin hatte Luis Armando Albino gefunden. In einem Interview zeigte sie sich überglücklich. Ihr Onkel habe sie umarmt, ihr einen Kuss auf die Wange gegeben und gesagt: «Danke, dass du mich gefunden hast.»

Für Luis’ Bruder Roger kam die Wiedervereinigung der Familie gerade noch rechtzeitig. Auch dem ersten Treffen im Juni sahen sich die Brüder noch ein zweites Mal im Juli – bevor Roger in Gewissheit, seinen inneren Frieden gefunden zu haben, im August starb.