«Kriegstreiber Selenskyj» Die Putin-Propagandisten aus der Schweiz

toko

4.2.2024

Ganz im Sinne von Wladimir Putin: Auch Schweizer verbreiten seine propagandistischen Botschaften.
Ganz im Sinne von Wladimir Putin: Auch Schweizer verbreiten seine propagandistischen Botschaften.
Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Kriegstreiber Selenskyj und Moskauer Kampf für den Frieden in Europa? Auch von Schweizern werden solche Botschaften verbreitet. Experten fordern ein stärkeres Bewusstsein für russische Propaganda.

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  • Einem Medienbericht zufolge verbreiten auch Schweizer russische Propaganda über den Krieg in der Ukraine, darunter auch ein ehemaliges Vorstandsmitglied der SVP Münchenstein.
  • Er verliess auf öffentlichen Druck die SVP-Sektion, nachdem er das völkerrechtswidrige russische Referendum in der Ostukraine bejubelte.
  • Experten fordern ein stärkeres Bewusstsein für Putins Propaganda auch in der Schweiz. Diese werde umso sichtbarer, je gespaltener die Gesellschaft sei.

Der Fall einer in Zug lebenden Influencerin, die über soziale Medien Putin-Propaganda verbreitete, schreckte die Schweiz auf. Und auch ein viraler Video-Clip aus dem Aargau, welcher Angst vor Migranten schüren sollte, sei eine gezielte Propaganda-Aktion gewesen, zeigt sich der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) überzeugt.

Doch auch vermeintlich ganz normale Schweizer verbreiten russische Propaganda auf den sozialen Medien, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. So etwa ein Kranführer, der bei einem Innerschweizer Bauunternehmen arbeitet — und in seiner Freizeit Putins Botschaften verbreitet. Auf seiner Jacke hat er eine Russlandflagge und das Logo der Söldnertruppe Wagner.

Putins Propagandisten in der Schweiz

Der Mann mit dem wenig subtilen Pseudonym «Vladimir333618» wendet sich fast täglich per Video an sein Publikum auf Telegram und Tiktok. Dort äussert er sich hauptsächlich zum Krieg in der Ukraine. Demnach sitzen die Kriegstreiber in Kiew, was letztlich der Sichtweise der russischen Regierung entspricht.

Auch Wilhelm Wyss, ehemaliges Vorstandsmitglied der SVP Münchenstein, ist online für die russische Seite aktiv. «Es ist eine wahre Schande, dass unser Bundesrat den korrupten Kriegstreiber Selenskyj freundlich empfängt, anstelle sich auf die Seite der russischen Befreier zu stellen, die täglich ihr Leben für den Frieden in Europa hingeben. Mit Botschaften wie diesen verbreiten auch Schweizer online russische Propaganda», schreibt er in einem Beitrag.

Dem Bericht zufolge verliess er die SVP-Sektion, um einem Ausschluss zuvor zu kommen. Dieser sei gefordert worden, nachdem er die Ergebnisse des völkerrechtswidrigen Referendums in der Ostukraine bejubelte («Ein schwerer Schlag für die Globalisten»). Zuletzt habe Wyss zusammen mit Gleichgesinnten den Verein Russisch-Schweizerische Freundschaft gegründet, für den er als Mediensprecher tätig ist.

«Russische Propaganda zielt darauf ab, die Gesellschaft zu spalten»

Zuletzt sei russische Propaganda in sozialen Medien «sichtbarer und wirksamer geworden», sagt Mykola Makhortykh vom Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Zeitung. Er forscht zu Manipulation im Internet und sagt: «Die russische Propaganda zielt darauf ab, die Gesellschaft zu spalten». Die Propaganda werde sichtbarer, je gespaltener eine Gesellschaft sei, erklärt Makhortykh.

Zusammen mit seiner Kollegin Aleksandra Urman untersucht er die Kreml-Propaganda in den sozialen Medien. Die Forscherin fordert ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass Russland und auch andere Regime aktiv versuchten, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Es sei notwendig, kritisch darüber nachzudenken, welche Interessen und Werte gefördert würden: «Ist es etwas, das mit den Schweizer Werten wie Demokratie und Redefreiheit übereinstimmt, oder ist es das Gegenteil?»

Dies dürfte sich der Putin-Aktivisten Wyss wohl eher nicht fragen. Auf dessen Ansichten zum Krieg in der Ukraine angesprochen, zeigt er sich dem «Tages-Anzeiger» gegenüber überzeugt: Es handelt sich lediglich um eine «Intervention in einem Bürgerkrieg, verursacht durch die USA».