Russische Propaganda auf Twitter Putins Trolle fluten das deutschsprachige Internet

dj

4.4.2022

In deutschsprachigen sozialen Medien hat Wladimir Putin scheinbar viele eifrige Unterstützer.
In deutschsprachigen sozialen Medien hat Wladimir Putin scheinbar viele eifrige Unterstützer.
Getty Images

Vor und nach der russischen Invasion der Ukraine haben russische Trolle in den sozialen Medien auch auf Deutsch ihre Aktivitäten verstärkt. Ein Grossteil der Accounts wurde erst kurz vor dem Überfall eröffnet.

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Prorussische Propaganda zum Krieg gegen die Ukraine gibt es auf den Social-Media-Plattformen auch reichlich auf Deutsch. Ein beträchtlicher Teil der Propaganda wird dabei von Accounts verbreitet, die erst unmittelbar vor der Invasion erstellt wurden. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des «Tages-Anzeiger».

Die Zeitung wertete dazu Hunderttausende Tweets von seit dem 1. Januar 2022 neu erstellten Accounts aus, die das Schlagwort «Putin» verwendeten. Dabei kam unter anderem heraus, dass seit Jahresbeginn 6256 Twitter-Accounts neu erstellt wurden und dann über Putin schrieben. Nur 100 solcher brandneuer Accounts waren dann für 29 Prozent aller deutschsprachigen Tweets über Putin am Tag vor dem russischen Einmarsch verantwortlich.

Russische Troll-Farmen haben Tradition

Diese hyperaktiven Accounts tweeten hundert- bis teils tausendfach am Tag. Dabei werden meist die üblichen Propaganda-Thesen Russlands zur vermeintlich nazistischen Ukraine verbreitet. Wer dahintersteckt, ist unklar. Die Tatsache, dass die Aktivität bereits vor der Invasion zunahm, deutet freilich auf eine Involvierung staatlicher russischer Stellen hin.

Dass Russland sogenannte Troll-Farmen unterhält, die die öffentliche Meinung beeinflussen sollen, ist spätestens seit der US-Präsidentschaftswahl 2016 hinlänglich bekannt. Damals hatte die St. Petersburger «Internet Research Agency» massiv mit Fake News und Agitationskampagnen Einfluss auf die Wahl genommen.

Auf Anfragen des «Tages-Anzeiger» reagierte kaum einer der Pro-Putin Twitter-Accounts, die fast alle anonym unterwegs waren. Drei Nutzer*innen, die antworteten, gaben an, Pensionist*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sein und deshalb so viel Zeit für Twitter zu haben.