Aufruhr in Zug Erbstreit um Millionen-Villen am Ägerisee wirft viele Fragen auf

phi

3.7.2024

Morgenstimmung am Ägerisee: Der strittige Verkauf eines Luxus-Anwesens mit Seeanstoss beschäftigt Anwälte und Gerichte – und  auch die Zuger Verwaltung und Politik.
Morgenstimmung am Ägerisee: Der strittige Verkauf eines Luxus-Anwesens mit Seeanstoss beschäftigt Anwälte und Gerichte – und  auch die Zuger Verwaltung und Politik.
KEYSTONE

Um den Verkauf eines Luxus-Anwesens am Ägerisee tobt ein Rechtsstreit, der auch die Zuger Verwaltung erfasst hat: Dabei geht es um eine spezielle Beurkundung des Notariats, deren Hintergründe im Dunkeln bleiben.

phi

3.7.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Bruder verkauft angeblich ein Luxus-Anwesen am Ägerisee für 16 Millionen, obwohl es auch anderen Verwandten gehört und 27 Millionen Franken wert sein soll.
  • Der Fall beschäftigt 2020 auch das Zuger Grundbuch- und Notariatsinspektorat. 2023 folgt eine Nachinspektion, die Fragen aufwirft.
  • Eine Notarin des Amtes hat den Deal vorbereitet, dann aber einer Kollegin übergeben – angeblich ohne eine Warnung der Familie weiterzugeben, der Bruder dürfe nicht alleine verkaufen.
  • Der politische Verantwortliche Andreas Hostettler von der FDP habe bei der Vernehmung der Notarin wichtige Fragen nicht gestellt, kritisiert «CH Media».

Wirbel in der Verwaltung des Kantons Zug: Der Fall eines Luxus-Anwesens am Ägerisee in Oberägeri wirft Fragen auf. Im Kern geht es um eine 5000 Quadratmeter grosse Liegenschaft mit zwei Villen mit Alpenblick und Seeanschluss, die zu 45 Prozent an einen Bruder und eine Schwester und zu 10 Prozent an die Tochter der Schwester vererbt wird.

Anfang Dezember warnt jene Schwester die Gemeindeverwaltung Oberägeri schriftlich, ihr Bruder dürfe die Immobilie nicht im Alleingang verkaufen, beschreibt «CH Media» den Vorgang. Doch genau das tut der Mann am 14. September 2017: Für 16 Millionen Franken veräussert er das Anwesen an einen «sehr wohlhabenden einheimischen Käufer».

Da die Liegenschaft aber 27 Millionen Franken wert sein soll und der Bruder ohne Absprache gehandelt haben soll, ist nun ein Rechtsstreit im Gange. Im Jahr 2020 befasst sich auch das Zuger Grundbuch- und Notariatsinspektorat mit der Sache.

Sonderbares Verhalten der Notarin

2023 folgt eine «aufwendige Nachinspektion», schreibt «CH Media», das diese Dokumente eingesehen hat. Diese zeigen eine Auffälligkeit: Es geht um eine Notarin aus Oberägeri, die die Beurkundung des Verkaufs «pfannenfertig» vorbereitete, den Fall dann aber an eine pensionierte Kollegin aus Unterägeri abschob.

Keine gute Figur habe laut «CH Media» der politische Verantwortliche des Grundbuch- und Notariatswesens gemacht: FDP-Politiker Andreas Hostettler habe die Notarin zwar befragt, warum sie die Beurkundung abgegeben habe. Die habe sich aber mit Floskeln wie «ausseramtlichem Halbwissen» und «Gerüchten im Kafi» aus der Affäre gezogen.

Der Zuger Regierungsrat Andreas Hostettler im September bei einer Medienführung wegen der Messarbeiten zum Waldinventar im Lorzentobelwald in Baar.
Der Zuger Regierungsrat Andreas Hostettler im September bei einer Medienführung wegen der Messarbeiten zum Waldinventar im Lorzentobelwald in Baar.
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Wichtig sei weiter die Frage, ob die Notarin die Kollegin auf die Warnung der Schwester hingewiesen hat: Die Notarin aus Unterägeri verneinte bei ihrer Befragung, von der Sache gewusst zu haben. Doch ausgerechnet dazu habe Hostettler die Notarin aus Oberägeri nicht Stellung nehmen lassen.

Schlussbericht mit Beigeschmack

Nun stellen sich für «CH Media» Anschlussfragen: Sollte das Geschäft durch Vorenthalten der Information beschleunigt werden? Wurde Druck ausgeübt? Und wenn ja, von wem?

Im Schlussbericht des Grundbuch- und Notariatsinspektorats werde auf Unstimmigkeiten bei der Beurkundung hingewiesen, doch diese werde dennoch unter dem Strich als korrekt bewertet, heisst es weiter.

Ob die Angelegenheit für Andreas Hostettler damit ausgestanden ist, muss sich zeigen. Der Zuger Regierungsrat steht aber weiter im Fokus: Der Kantonsrat berät sich heute wegen eines aktuellen Berichts der Staatswirtschaftskommission.

Der Zuger Regierungsrat und Zuger Kantonsrat bei einer Kantonsratssitzung.
Der Zuger Regierungsrat und Zuger Kantonsrat bei einer Kantonsratssitzung.
Archivbild: KEYSTONE

Der Bericht kritisiert Hostettler, weil er ohne öffentliche Ausschreibung Personen, die politische Ämter ausüben, in Kaderpositionen hievte. So wie Walter Lipp, den Präsidenten der Gemeinde Baar. Den machte Hostettler zum Chef des Grundbuch- und Notariatsinspektorats des Kantons Zug: Er war es auch, der die Beurkundung im Fall Ägerisee als letztlich korrekt einstufte.


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