Studien zeigen Corona-Massnahmen bewirkten keine langfristigen Schäden

dmu

21.12.2023

Viele Schulen, wie beispielsweise das Schulhaus Thomasgarten in Oberwil BL, blieben während der Pandemie teilweise zu – offenbar ohne langfristigen Folgen für die Schüler*innen.
Viele Schulen, wie beispielsweise das Schulhaus Thomasgarten in Oberwil BL, blieben während der Pandemie teilweise zu – offenbar ohne langfristigen Folgen für die Schüler*innen.
Bild: Keystone

Während der Coronapandemie wurde vor zahlreichen negativen langfristigen Auswirkungen der Massnahmen gewarnt. Zu Unrecht, wie verschiedene Studien und Daten mittlerweile zeigen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Fachpersonen, Politiker, Behörden und Medien warnten während der Coronapandemie vor zahlreichen langfristigen Folgen der Massnahmen auf die Bevölkerung.
  • Der «Tages-Anzeiger» hat verschiedene Studien und Daten dazu ausgewertet. Das Resultat: Fast alle Warnungen haben sich als übertrieben, die meisten gar als falsch erwiesen.
  • So sei etwa kein Anstieg bei Armut, Übergewicht, Suiziden und Bildungsdefiziten festzustellen.

Die Warnungen waren drastisch: Die Coronamassnahmen würden in allen Lebensbereichen negative Folgen nach sich ziehen. Politiker, Kantonsregierungen, Fachpersonen und viele Medien warnten vor mehr Armut, Übergewicht, Suiziden oder Bildungsdefiziten. Der «Tages-Anzeiger» hat mithilfe von Studien und Daten untersucht, inwiefern manche dieser Warnungen tatsächlich eingetroffen sind. Soviel vorweg: Fast alle Warnungen haben sich als übertrieben, die meisten gar als falsch erwiesen.

So sei etwa kein kausaler Zusammenhang zwischen der Dauer von geschlossenen Schulen und Bildungsleistungen von Schüler*innen festzustellen. Das zeigt die kürzlich veröffentlichte Pisa-Studie: Länder mit langen und strikten Coronamassnahmen wie Lettland, Irland oder Italien haben fast keine Pisa-Punkte eingebüsst. Die Schweizer Schüler*innen schnitten insgesamt genau gleich gut ab wie beim letzten Mal.

Übergewicht hat nicht zugenommen

Auch Übergewicht in der Bevölkerung sei nicht zum Problem geworden, obwohl eine Studie der Universität St. Gallen im Sommer 2021 genau dies feststellte. Anfang 2022 stellte eine andere Studie von Forschenden der Universitäten Zürich und Bern diese Ergebnisse infrage. Die Auswertung von Gesundheitsdaten aller stellungspflichtigen Schweizer Männer, die nach den beiden Lockdowns im Frühling und Herbst 2020 durchgeführt wurde, habe keine Gewichtszunahme während der Pandemie ergeben.

Bereits in den ersten Tagen des Lockdowns haben Fachleute vor einer Zunahme von häuslicher Gewalt gewarnt – offenbar zu Unrecht. Seit 2019 stagnieren die Werte bei ungefähr 20’000 Fälle von häuslicher Gewalt pro Jahr. Ein Pandemieeffekt lasse sich gemäss «Tages-Anzeiger» mit den Daten der polizeilichen Kriminalstatistik nicht nachweisen. Auch Anhaltspunkte für die These, es sei nur die Anzeigebereitschaft gesunken, gebe es keine.

Im Zusammenhang mit den einschneidenden Coronamassnahmen wurde auch verbreitet von einem Anstieg von Suiziden gewarnt. Auch hier würden die Zahlen eine andere Sprache sprechen: Gemäss der Schweizer Todesursachenstatistik habe es 2020 erstmals seit fast sieben Jahrzehnten weniger als 1000 Suizide gegeben. Auch 2021 und 2022 nahmen sich weniger Menschen das Leben als noch vor der Pandemie im Jahr 2019.

Schweizer Wirtschaft blieb stabil

Auch «ein Jahrzehnt der Verzweiflung» für die Weltwirtschaft, wie es der US-Ökonom Nouriel Roubini befürchtete, blieb aus – zumindest in der Schweiz: Das BIP pro Kopf sei zwar im ersten Pandemiejahr um 3,5 Prozent gesunken. Aber schon 2021 wurde das Vor-Corona-Niveau übertroffen, selbst wenn man es um die Inflation korrigiert.

Mit der Schweizer Wirtschaft zeigte sich auch der Arbeitsmarkt robust. Dank Kurzarbeit und Umstieg aufs Homeoffice sei es gelungen, mit der Pandemie umzugehen, so die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Eine befürchtete Massenarbeitslosigkeit aufgrund Corona blieb entsprechend aus.

Sozialhilfequote ist gesunken

Gleiches gilt für den prognostizierten Anstieg der Sozialhilfequote. Der Anteil aller sozialhilfebeziehenden Personen an der ständigen Wohnbevölkerung könne von 3,2 auf 4,3 Prozent steigen, befürchtete die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe im Januar 2021. Tatsächlich sank die Quote, zuletzt auf rekordmässige 2,9 Prozent, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Damit seien die Auswirkungen der Pandemie auf die Sozialhilfe auch im Jahr 2022 wie bereits in den Vorjahren unbedeutend.

Dass die Pandemie auch viele negative Auswirkungen auf die Bevölkerung hatte, steht ausser Frage. Ganz so schlimm, wie zunächst angenommen, scheinen die langfristigen Folgen aber nicht zu sein.