Krankenkassenprämien steigen 2023 um 6,6 Prozent
Die Krankenkassenprämien steigen 2023 um durchschnittlich 6,6 Prozent. Die mittlere Monatsprämien wird sich damit auf 334,70 Franken belaufen. Zurückzuführen ist das auf die Covid-19-Pandemie und die Nachholeffekte etwa durch verschobene Eingriffe.
27.09.2022
Die Gesundheitskosten laufen aus dem Ruder. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Krankenkassen-Wechsel, dem Prämienschock und dem Gesundheitssystem.
Transparenz-Hinweis: Dieser Artikel ist am 7. Oktober erstmals erschienen. Aus aktuellem Anlass publizieren wir ihn in aktualisierter Form noch einmal.
Das Schweizer Gesundheitswesen ist komplex: Vielleicht kennst du dich aber schon so gut aus, dass die drängendsten Fragen gar nicht beantwortet werden müssen. Teste dein Wissen im Quiz: Wer weniger als 5 Punkte hat, muss das Quiz nach der Lektüre des Artikels wiederholen.
Wie entstehen die Krankenkassen-Prämien?
Die über 50 Krankenkassen in der Schweiz berechnen die Gesundheitskosten vom nächsten Jahr. Dies tun sie etwa anhand von Hochrechnungen der erwarteten Leistungen und geschätzter Einnahmen sowie Ausgaben. Diese berechneten Prämien werden dem Bundesamt für Gesundheit vorgelegt und müssen von diesem genehmigt werden. Jüngst teilte der Bundesrat mit, dass die Krankenkassenprämien im kommenden Jahr um durchschnittlich 6,6 Prozent steigen werden.
Hinzu kommt der Aspekt der Wohnregion. So variieren die Kosten innerhalb der Kantone, weshalb der Bund die Prämienregionen 1 bis 3 eingeführt hat. Doch auch hierbei sind die Krankenkassen an Regeln gebunden. Die Kosten zwischen Regionen dürfen sich nur zwischen 10 und 15 Prozent unterscheiden.
Warum steigen die Gesundheitskosten so stark?
Weil infolge der Corona-Pandemie mehr Menschen krank waren, stiegen auch die Gesundheitskosten. Sie ist ein Kostentreiber. Hinzu kommt, dass viele Eingriffe, die während der Pandemie hätten stattfinden sollen, verschoben wurden und erst jetzt nach und nach durchgeführt werden.
Auch sind in der Schweiz die Medikamentenpreise im Vergleich zum Ausland hoch. Einer der Gründe ist, dass hier in der Schweiz oft auf Originalpräparate anstelle der günstigeren Generika gesetzt wird. Laut Verena Nold, Präsidentin des Branchenverbands Santésuisse, machen Generika in der Schweiz lediglich einen Anteil von 23 Prozent aus. Zum Vergleich: In Deutschland sind 81 Prozent aller verkaufter Medikamente Generika.
Doch auch ungeachtet der Pandemie entwickeln sich die Gesundheitskosten seit Jahren nur in eine Richtung: nach oben. Laut Angaben des Bundes betrugen die durchschnittlichen Ausgaben für die Gesundheit pro Kopf und Monat 2020 rund 804 Franken.
20 Jahre zuvor im Jahr 2000 waren es erst 498 Franken, weitere 20 Jahre zuvor 1980 gar nur 179 Franken. Der Grund: Mit den Kosten stieg auch die Qualität der Versorgung.
Die Befürworter*innen einer Einheitskasse monieren, dass man die Saläre von zahlreichen Verwaltungsräten und grosse Werbe- und Marketing-Budgets einsparen könnte, wenn eine Einheitskasse gegründet würde. Das Volk sagte jedoch 1994, 2003 sowie 2007 und 2014 Nein zu einem solchen Modell.
Wie teuer ist die Gesundheitsversorgung in der Schweiz?
Die Schweizer Gesundheitsversorgung kostete im Jahr 2020 rund 83,3 Milliarden Franken. Davon wurden knapp 31,5 Milliarden Franken durch die Einnahmen der obligatorischen Krankenversicherung gedeckt. Rund 18,1 Milliarden entrichtete die öffentliche Hand – verteilt auf Bund, Kantone und Gemeinden – und weitere 18 Milliarden zahlten die privaten Haushalte selbst. Die restlichen Gelder fliessen aus Privat- oder Sozialversicherungen.
Wofür wird das Geld ausgegeben?
Am meisten Geld benötigen die Spitäler: Im Jahr 2020 waren es schweizweit knapp 31 Milliarden Franken. Andere sozialmedizinische Institutionen wie etwa Alters- oder Pflegeheime kosteten in besagtem Jahr knapp 14 Milliarden Franken. Auf Arztpraxen und ambulante Zentren entfällt ein Kostenanteil von knapp 12 Milliarden Franken.
Für wen lohnt sich ein Wechsel der Krankenkasse?
Für alle, die Geld sparen wollen. Dies sagt Anne Lévy jüngst im «Eco Talk» des SRF. Die Direktorin des Bundesamtes für Gesundheit prüfe jedes Jahr, ob sie über das günstigste Angebot verfüge und wechsle, falls nicht, entsprechend den Anbieter, sagte sie.
Wie viel Geld kann ich sparen?
Dies lässt sich ganz einfach im Prämienrechner des Bundes einsehen. Hier kannst du dein Alter, dein Wohnort und dein gewünschtes Versicherungsmodell angeben und du erhältst eine Liste der günstigsten Angebote. Hier informiert sich auch Anne Lévy, wie sie dem SRF weiter sagte.
Welche Franchise kostet mich am wenigsten?
Man kann selber aussuchen, wie hoch die Franchise ist – also wie viel man selber an die Krankheitskosten pro Jahr beisteuern will. Es bestehen verschiedene Stufen zwischen 300 und 2500 Franken. Je tiefer die Franchise, desto höher die Prämien.
Daher lohnt es sich, seine Krankenkassen-Kosten des laufenden Jahres anzuschauen. Wer höhere Ausgaben hat, für den lohnt sich eine eher tiefere Franchise und umgekehrt. Wer sich für eine hohe Franchise entscheidet, sollte ein wenig Geld auf der Seite haben, falls überraschend Krankheitskosten entstehen.
Wie wechsle ich die Krankenkasse?
Bis einen Monat bevor die neuen Tarife zur Anwendung kommen, haben die Versicherten die Möglichkeit, die Krankenkasse zu wechseln. Die Kündigung muss bis zum 30. November bei der Krankenkasse eingetroffen sein. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt sogar, die Kündigung bis zum 15. November eingeschrieben oder per A-Post zu versenden. Darüber hinaus müssen sich die Versicherten bei einer neuen Krankenkasse anmelden.
Wichtig ist: Die Mitgliedschaft bei der bisherigen Krankenkasse endet erst, wenn die neue Krankenkasse die versicherte Person und die alte Krankenkasse über den Wechsel informiert hat und bestätigt, dass kein Unterbruch des Versicherungsschutzes besteht.
Wer bei der Krankenkasse Schulden hat, kann übrigens nicht wechseln.
Wie viele Menschen könnten bei ihren Beiträgen sparen?
Im kommenden Jahr können laut einer Erhebung des Vergleichsdienstes Comparis rund 900'000 Menschen bei den Krankenkassenprämien sparen. Durchschnittlich könnten diese Menschen auf eine Kostenreduktion von bis zu 40 Prozent hoffen. Das sind leicht weniger Personen als vor einem Jahr, als rund 1,1 Millionen Menschen zu viel zahlten.
Was ist mit der Zusatzversicherung?
Egal wie gesund oder krank jemand ist: Die Krankenkassen sind gesetzlich dazu verpflichtet, allen eine Grundversicherung zu bieten. Bei der Zusatzversicherung sieht dies anders aus. Hier können Krankenkassen Personen mit Vorerkrankungen abweisen. Aber: Grund- und Zusatzversicherung müssen nicht beim selben Anbieter abgeschlossen werden.
Worin unterscheiden sich die Angebote der Krankenkassen?
Der Preis ist nur ein Faktor, auf den es den Versicherten ankommt. Obwohl alle Krankenkassen in der Schweiz dieselben Leistungen in der Grundversicherung anbieten müssen, kann es zu Unterschieden bei der Qualität im Service kommen.
Günstigere Kassen lassen die Leistungsrechnungen oftmals von den Versicherten begleichen und erstatten den versicherten Teil des Geldes zurück. Teurere Kassen übernehmen hingegen die Rechnungen und stellen den Versicherten ihren Kostenanteil in Rechnung. Daher kann es sich lohnen, auf die Kundenzufriedenheit bei den Krankenkassen zu schauen.
Bei der jüngsten Umfrage des «K-Tipp» von Mitte September schneiden die Swica, die Sanitas und die Helsana am besten ab. Schlusslicht bildet die Assura. Es wurden nur grössere Versicherungen in die repräsentative Erhebung einbezogen, weil nur bei diesen ausreichend Personen an der Umfrage teilgenommen haben.