Mehr schwere Körperverletzungen Jugendkriminalität in der Schweiz nimmt zu

jke

19.6.2024

Die Jugendkriminalität in der Schweiz nimmt weiter zu. (Symbolbild)
Die Jugendkriminalität in der Schweiz nimmt weiter zu. (Symbolbild)
Bild: imago/imagebroker

Neue Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen einen alarmierenden Anstieg der Jugendkriminalität in der Schweiz. Besonders auffällig ist der Zuwachs an Urteilen wegen Gewalt und Pornografie.

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  • Im Jahr 2023 wurden laut Bundesamt für Statistik 23’080 Jugendurteile ausgesprochen; ganze 11 Prozent mehr als 2022.
  • Die Zahl der Jugendurteile hat sich zwischen 2015 und 2023 um 42 Prozent erhöht.
  • Zugenommen haben die Urteile wegen schwerer Körperverletzung, Raufhandel und Hinderung einer Amtshandlung.
  • Verurteilungen wegen strafbarer Handlungen gegen die sexuelle Integrität haben sich seit 2015 nahezu verdreifacht, mit einer Vervierfachung der Urteile wegen Pornografie.
  • Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz sind im Vergleich zu 2022 hingegen um fast 20 Prozent gesunken.

Laut aktuellen Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) nimmt die Jugendkriminalität in der Schweiz weiter zu.

Nach einem Höchststand im Jahr 2010 mit fast 11’000 Jugendurteilen ging die Zahl bis 2015 kontinuierlich zurück, parallel zur Einführung eines nationalen Präventionsprogramms.

Seit dem Tiefpunkt vor neun Jahren steigt die Zahl aber wieder an. 2023 gab es über 42 Prozent mehr Jugendurteile aufgrund einer Widerhandlung gegen das Strafgesetzbuch (StGB) gegenüber 2015. Die Gesamtzahl hat sich von 5991 auf 8528 erhöht.

Gewaltstrafen sind auf konstant hohem Niveau

Besonders stark betroffen sind laut BFS Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung, Hinderung einer Amtshandlung und Raufhandel (nicht ausschliesslich der Abwehr oder Streitschlichtung dienende Beteiligung an einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen mindestens drei Personen mit «Verletzungserfolg»), die sich in den letzten neun Jahren fast verdreifacht haben.

Patrik Killer, Leiter der Jugendanwaltschaft Zürich und Präsident der Schweizerischen Vereinigung der Jugendstrafrechtspflege, erklärt gegenüber SRF, dass die Gewaltstraftaten insgesamt auf einem konstant hohen Niveau geblieben sind.

Bestimmte Tatbestände, wie die Hinderung einer Amtshandlung, haben jedoch zugenommen. «Da versuchen wir mit den Jugendlichen, die zum Teil ein Problem mit der Polizei haben, zu arbeiten. Sie sollen begreifen, dass ein Polizist eine Respektsperson ist und auch so behandelt werden muss.»

Anstieg der Urteile wegen Pornografie

Ein weiterer besorgniserregender Trend ist der Anstieg der Verurteilungen wegen strafbarer Handlungen gegen die sexuelle Integrität, die sich seit 2015 fast verdreifacht haben.

Besonders auffällig ist ausserdem der vierfache Anstieg der Urteile wegen Pornografie. Killer führt dies auf die zunehmende Nutzung sozialer Medien durch immer jüngere Jugendliche zurück, was sie den Gefahren des Internets aussetzt.

Junge Straftäter, aber weniger Drogen

Auch in anderer Hinsicht machen die jüngsten Straftäter von sich reden: Laut BFS ist die Zahl der unter 15-Jährigen, die wegen einer Straftat verurteilt wurden, zwischen 2015 und 2023 um 60,2 Prozent gestiegen.

Der Anstieg der Jugendurteile ist sowohl bei männlichen Jugendlichen (+38 Prozent) als auch bei weiblichen Jugendlichen (+33 Prozent) zu beobachten. Ebenso betrifft dieser Anstieg sowohl Jugendliche mit Schweizer Staatsangehörigkeit (+24 Prozent) als auch solche mit ausländischer Staatsangehörigkeit (+44 Prozent).

Positiv zu vermerken ist, dass die Zahl der Jugendurteile wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz deutlich zurückgegangen ist. Im Vergleich zu 2022 verringerten sich die Verurteilungen wegen Betäubungsmittelhandel und -konsum um fast 20 Prozent, was auf einen abnehmenden Konsum und Handel mit Drogen unter Jugendlichen hinweist.


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