US-Einsatz in SyrienTrump bestätigt Tod von IS-Anführer: Al-Bagdadi starb «wie ein Feigling»
DPA/tafi
27.10.2019
Die Terrormiliz IS hat die Welt in Angst und Schrecken versetzt. Nun gelingt ein wichtiger Schlag gegen die Terroristen – den US-Präsident Trump persönlich verkündet.
Der Chef der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, ist nach Angaben von US-Präsident Donald Trump in Syrien getötet worden. Al-Bagdadi sei bei einer Operation von US-Spezialkräften in Nordwest-Syrien getötet worden, sagte Trump am Sonntagmorgen (Ortszeit) in einer Ansprache im Weissen Haus.
Auch zahlreiche seiner Kämpfer seien ums Leben gekommen. US-Soldaten seien nicht zu Schaden gekommen. Al-Bagdadi sei gestorben, als er bei der Operation eine Sprengstoffweste zur Detonation gebracht habe.
US-Präsident Donald Trump hat den tödlichen Angriff auf den IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi in Syrien mit dem Schauen eines Films verglichen. Er habe einen Grossteil des US-Angriffs am Samstagabend (Ortszeit) vom Situation Room im Weissen Haus aus verfolgt, sagte Trump am Sonntag.
Er legte nahe, dass die Aufnahmen von dem Angriff veröffentlicht werden sollten, um Anhänger von Al-Bagdadi abzuschrecken. Die Welt würde dadurch erfahren, dass Al-Bagdadi seine letzten Momente mit «Weinen», «Wimmern» und «Schreien» verbracht habe, sagte Trump. Al-Bagdadi sei als «ein Feigling» gestorben.
Trump lobt sich selbst
Trump sagte, der US-Angriff gegen Al-Bagdadi sei eine grössere Sache als die Tötung des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden 2011 unter dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama. Der Tod von bin Laden sei bedeutsam gewesen, sagte Trump. Er glaube aber, die Nachricht über Al-Bagdadi sei noch grösser.
Trump sagte, die USA hätten Al-Bagdadi seit mehreren Wochen überwacht gehabt. Er sagte, ein DNA-Test vor Ort habe bestätigt, dass Al-Bagdadi bei dem US-Militärangriff getötet worden sei.
Der Kommandeur der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum Abdi, schrieb auf Twitter, Bagdadis Tod sei das Ergebnis einer über fünf Monate andauernden Geheimdienstzusammenarbeit gewesen. Der IS-Chef sei dann bei einer gemeinsamen Operation getötet worden.
For five months there has been joint intel cooperation on the ground and accurate monitoring, until we achieved a joint operation to kill Abu Bakir al-Bagdadi.
Die von der Kurdenmiliz YPG dominierten SDF waren bisher der wichtigste Verbündete der US-Streitkräfte im Kampf gegen den IS. Zuletzt geriet dieses Bündnis allerdings unter erheblichen Druck.
Trump steht seit Wochen in der Kritik, weil er die US-Truppen aus dem nordsyrischen Grenzgebiet zur Türkei abgezogen hat. Damit ebnete er den Weg für eine türkische Offensive gegen die YPG in der Region. Trump wurde auch aus seiner eigenen republikanischen Partei vorgeworfen, die verbündete Kurdenmiliz im Stich gelassen zu haben.
Der Aufenthaltsort des bereits mehrfach für tot erklärten IS-Chefs war unbekannt. Mit dem von den USA ausgesetzten Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar ist Al-Bagdadi einer der meistgesuchten Terroristen der Welt gewesen. Zuletzt hatte der IS im April ein Video mit Al-Bagdadi verbreitet, in dem er dem Westen mit Angriffen drohte.
Der grosse Unbekannte
Details über die Biografie von Abu Bakr al-Bagdadi, den selbst ernannten «Kalifen Ibrahim», sind mit Vorsicht zu geniessen. Häufig lassen sie sich nicht verifizieren. Lange Zeit wusste kaum jemand, wie der Chef der Terrormiliz IS aussieht, da es nur zwei Fotos von ihm gab.
Wenige Tage nach Ausrufung des Kalifats Ende Juni 2014 tauchte er dann völlig überraschend in einer Moschee in der nordirakischen Stadt Mossul auf, wo er die Freitagspredigt hielt. Danach aber zeigte er sich lange nicht mehr.
Immer wieder gab es Gerüchte, er sei bei Angriffen verletzt oder sogar getötet worden. Erst im April – nach dem endgültigen Zerfall des vom IS ausgerufenen Kalifats – zeigte er sich noch ein zweites Mal in einem Video. Zwischendurch verbreitete der IS vereinzelt Audio-Botschaften seines Anführers.
Al-Bagdadi wurde 1971 in der irakischen Stadt Samarra geboren. An der Universität Bagdad machte er einen Abschluss in Islamischen Studien. Nach dem Sturz von Langzeitherrscher Saddam Hussein im Jahr 2003 sass er eine Zeit lang in einem US-Gefängnis im Irak.
Noch zahlreiche IS-Anhänger aktiv
Im Jahr 2010 übernahm Al-Bagdadi die Führung des Al-Kaida-Ablegers im Irak, der damals noch «Islamischer Staat im Irak» hiess. Nach und nach begann die Gruppe, sich nach Syrien auszudehnen. Darüber brach Al-Bagdadi mit Al-Kaida, weil er nicht die Forderung der Führung des Terrornetzwerkes akzeptieren wollte, sich auf den Irak zu beschränken.
Mit Ausrufung des Kalifats benannte sich die Terrormiliz in Islamischer Staat um. Damit verbunden war der Anspruch, alle Muslime weltweit zu vereinen und zu führen. Nach und nach verlor der IS jedoch sein Herrschaftsgebiet im Irak und in Syrien wieder. Offiziell galt der IS mit dem Fall seines letztes Rückzugsorts im ostsyrischen Baghus als besiegt.
Noch vor wenigen Monaten ging die von den USA geführte Anti-IS-Koalition aber in einem Bericht davon aus, dass sich noch zwischen 14'000 und 18'000 IS-Angehörige im früheren Herrschaftsgebiet der Extremisten zwischen Syrien und dem Irak aufhalten sollen. Mittlerweile sind IS-Ableger in zahlreichen Ländern aktiv.
IS-Kalifat zerschlagen – doch die Terrorgefahr bleibt
Das IS-Kalifat ist zerschlagen – doch die Terrorgefahr bleibt
Frauen sprechen mit Wachen vor dem Tor, das den Abschnitt für ausländische Familien abschliesst, die im sogenannten «Kalifat» des IS lebten, im Lager al-Hul. Etliche Ausländerinnen hoffen auf eine Rückkehr in ihre Herkunftsländer.
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Die 45-jährige Gailon Lawson aus Trinidad und Tobago sagt, sie sei zu Hause zum Islam konvertiert und habe einen Mann geheiratet. Wenige Tage nach der Hochzeit habe er sie mit nach Syrien genommen. «Ich bin nur meinem Mann gefolgt», sagt sie.
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«Wie konnte ich nur so dumm sein, und so blind?», sagt die 46-jährige Kanadierin Kimberly Gwen Polman über ihre Entscheidung, dem Ruf des IS zu folgen. In den Ohren vieler Beobachter mag solches Bedauern hohl klingen. Als die Frauen ins IS-Gebiet reisten, waren die Gräuel der Gruppierung bereits allgemein bekannt.
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Im Lager al-Hul sind mehr als 70'000 Personen untergebracht, was die geplante Kapazität bei weitem übersteigt. Viele sind noch immer eingefleischte Anhänger des IS. In den Lagern haben sie versucht, das Kalifat neu zu erschaffen.
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Etliche Frauen haben Einheiten der gefürchteten Religionspolizei wiedergegründet, wachen über die Einhaltung von Regeln und bestrafen andere Bewohner, die sich nicht daran halten.
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Einige Staaten konzentrieren sich darauf, lediglich Kinder wieder aufzunehmen, nicht aber die Eltern.
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Mit dem Fall der letzten syrischen IS-Bastion Baghus ist das selbst ernannte Kalifat der Extremisten zerstört. Trotzdem warnen viele Stimmen, die Terrormiliz Islamischer Staat sei noch nicht besiegt.
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Auf IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi ist ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar ausgesetzt. Trotzdem ist er seit Juli 2014 wie vom Erdboden verschwunden.
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Nach wochenlangen Kämpfen ist die letzte Bastion des IS an der Grenze Syriens mit dem Irak gefallen. Kämfer der von den USA unterstützten «Demokratischen Streitkräfte Syriens (SDF)» hissen in Baghus ihre Flagge.
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Sprengstoffgürtel des IS liegen in Baghus am Boden: Das Khalifat des «Islamischen Staates» gilt als besiegt – wenigstens von offizieller Seite her.
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Rauch steigt am 24. März 2019 über dem vom IS rückeroberten Baghus auf: Trotzdem ist der IS längst nicht ungefährlich.
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Ein IS-Kämpfer feuert im Januar 2019 auf Einheiten der SDF. Mehrere Tausend Kombattanten des IS sollen sich in unbewohntes Gelände in der syrischen Wüste zurückgezogen haben.
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IS-Kämpfer im Sommer 2014: Im Irak sollen sich viele von ihnen unter die Bevölkerung gemsicht haben. Auch wächst in Syrien und dem Irak eine Generation von Kindern heran, die über Jahre vom IS indoktriniert wurde. Es ist zu befürchte, dass sie die Terroristen von morgen werden könnten.