Viel Einfluss für Trump Jr.Baut Donald Trump seinen ältesten Sohn als Nachfolger auf?
Von Michelle Price, AP
28.11.2024 - 00:00
Ob es um Ministerposten, oder die künftige Ausrichtung der Republikanischen Partei geht – bei vielen Entscheidungen redet er offenbar mit. Donald Trump Jr. hat sich als politische Kraft etabliert, mit der wohl noch zu rechnen sein wird.
28.11.2024, 00:00
dpa
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Donald Trumps ältester Sohn hat politische Ambitionen: Nach der Wahl wird deutlich, welch wichtige Rolle Trump Jr. für die zweite Präsidentschaft seines Vaters einnimmt.
Beobachter sehen ihn inzwischen auch als einen potenziellen Nachfolger an der Spitze der Bewegung «Make America Great Again».
Bereits vor der Wahl soll er wichtige Entscheidungen wesentlich beeinflusst haben – vor allem, als es um die Ernennung eines Vize-Kandidaten ging.
Das Foto aus dem Flugzeug von Donald Trump machte im Internet schnell die Runde. Fünf mächtige Männer genehmigten sich Burger und Pommes von McDonald's: Neben dem erneut gewählten künftigen Präsidenten waren dies Mike Johnson, Vorsizender des Repräsentantenhauses, der Milliardär Elon Musk, der designierte Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. und, mittendrin, Donald Trump Jr., der älteste Sohn des Republikaners.
Wenige Wochen nach der Wahl wird zunehmend deutlich, welch wichtige Rolle Trump Jr. bei den Vorbereitungen für die zweite Präsidentschaft seines Vaters einnimmt. Beobachter des politischen Betriebs in Washington sehen ihn inzwischen auch als einen potenziellen Nachfolger an der Spitze der Bewegung, die sich unter dem Schlagwort «Make America Great Again» gebildet hat.
Bereits vor der Wahl soll er wichtige Entscheidungen wesentlich beeinflusst haben – vor allem, als es um die Ernennung eines Vize-Kandidaten ging. Den Zuschlag erhielt J.D. Vance, ein enger Freund von Trump Jr. «Ich habe 10 000 Prozent meines politischen Kapitals eingesetzt», sagte der Trump-Sohn dazu am Wahlabend in einem Interview des früheren Fox-Moderators Tucker Carlson. Er werde daher wohl erst wieder «2076 oder so» einen Gefallen von seinem Vater erwarten können.
Als Ehrenvorsitzender des Übergangsteams von Trump ist der Sohn Teil einer Gruppe von Leuten, die etwa über die Vergabe der wichtigsten Posten in der künftigen Regierung entscheiden. Und sein Einfluss ist offensichtlich: Trump Jr. setzte sich insbesondere für die frühere Demokratin Tulsi Gabbard, die Geheimdienst-Koordinatorin werden soll, und für Kennedy, der zunächst selbst als parteiloser Präsidentschaftskandidat angetreten war, sich dann aber zugunsten von Trump zurückzog, ein. Ein weiterer enger Verbündeter, Sergio Gor, soll das Personalbüro des künftigen Präsidenten leiten. Gor führt gemeinsam mit Trump Jr. ein konservatives Verlagshaus, das unter anderem zwei Bücher von Trump herausgegeben hat.
Anders als die jüngere Schwester Ivanka Trump, die während der ersten Amtszeit offiziell einen Posten als Beraterin des Präsidenten übernahm, hat Trump Jr. laut eigenen Angaben nicht vor, selbst in die Regierungsgeschäfte seines Vaters einzusteigen. Der jüngere Bruder Eric ist ebenfalls Teil des Übergangsteams, hat sich bisher aber eher im Hintergrund gehalten – während dessen Ehefrau Lara seit einiger Zeit stellvertretende Vorsitzende des Republican National Committee ist.
Noch aggressiver als sein Vater
Auch ohne Amt wird Trump Jr. aber wohl erheblichen Einfluss auf die Politik seines Vaters ausüben. Den forschen, kämpferischen und mitunter taktlosen Stil, für den Trump bekannt ist, hat sich auch dessen Sohn zu eigen gemacht. Oft tritt er sogar noch aggressiver auf. Er sei «vermutlich die beste Verkörperung» der Haltung der Republikaner, «sich bloss nichts gefallen zu lassen», sagt Scott Jennings, ein Stratege der Partei. Die Art, wie Trump Jr. kommuniziere, habe wenig mit der eines traditionellen Politikers zu tun – und das sei Teil seiner Anziehungskraft.
Der 46-Jährige hat eine gewichtige Stimme in konservativen Kreisen im Internet und er versteht es, sich bei Themen, die viele Anhänger seines Vaters bewegen, geschickt zu positionieren. Allein auf dem Kurznachrichtendienst X hat er mehr als 13 Millionen Follower. Er gibt regelmässig Interviews, und zwar sowohl etablierten konservativen Medien wie Fox News als auch in diversen Podcasts, die bei jungen konservativen Amerikanern beliebt sind. Gerade bei jungen Männern komme Trump Jr. mit seinem aggressiven Stil gut an, sagt Jennings.
Trump Jr. hat gesagt, dass er nicht plane, sich eines Tages selbst um das Amt des Präsidenten zu bewerben. Er arbeitet aber sehr aktiv daran, eine nächste Generation der Bewegung seines Vaters aufzubauen. Neben seinem politischen Engagement hat der fünffache Vater eine führende Position in dem Unternehmen der Familie, der Trump Organization. Vor der ersten Präsidentschaft seines Vaters war er gemeinsam mit diesem in der erfolgreichen US-Fernsehsendung «The Apprentice» aufgetreten. Damals, als Trump das erste Mal für das Weisse Haus kandidierte, trug der Sohn auch dazu bei, die Unterstützung von vielen zunächst skeptischen Republikanern zu gewinnen.
In den vergangenen Jahren wurde Trump Jr. zu einem weithin bekannten öffentlichen Gesicht. Er trat nicht nur an der Seite seines Vaters auf, sondern unterstützte häufig auch andere gleichgesinnte Republikaner. Er stellte sich hinter Vance, als sich dieser 2022 um einen Sitz im Senat bewarb – und brachte auch seinen Vater dazu, sich für ihn auszusprechen. Zuletzt unterstützte er etwa Jim Banks, Bernie Moreno und Tim Sheehy, die ab Januar alle dem Senat in Washington angehören werden.
Bedeutend war auch sein Einsatz für eine Zusammenarbeit mit Kennedy, der ursprünglich Demokrat war, es dann als unabhängiger Kandidat versuchte und nun Teil des Trump-Lagers ist. Trump Jr. brachte früh die Idee ins Spiel, Kennedy ins Boot zu holen. Er habe die Vorstellung gemocht, Kennedy eine Rolle in einer grösseren Regierungsbehörde zu geben und ihn diese in die Luft jagen zu lassen, sagte er in einem Interview des konservativen Moderators Glenn Beck.
Die Absicht, das Gesundheitsministerium einem erklärten Impfgegner zu überlassen, dürfte im US-Senat, der die Personalien bestätigen muss, trotz republikanischer Mehrheit noch für Debatten sorgen. Trump Jr. räumte in einem Interview von Fox News ein, dass manche Entscheidung seines Vaters für Widerstand sorgen werde. Die Leute würden einiges auf den Kopf stellen, sagte er. Aber «das ist das, was das amerikanische Volk will».
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