First Lady Melania Trump hat bei ihrem ersten Solo-Wahlkampfauftritt Donald Trump verteidigt und Joe Biden eine «sozialistische Agenda» vorgeworfen, die die USA zerstören werde. Biden lockt die Wähler unterdessen mit der Aussicht auf Überwindung der politischen Spaltung.
Bei ihrem ersten Solo-Wahlkampfauftritt hat Melania Trump die Corona-Politik von US-Präsident Donald Trump verteidigt. Dessen Regierung habe sich entschlossen, während der Pandemie vorwärtszugehen, nicht zurück, sagte Melania Trump am Dienstag in Atglen im Staat Pennsylvania. So hätten Schulen, Lokale und Geschäfte gelernt, wie sie ihren Betrieb in der Corona-Krise auf sichere Weise weiterlaufen lassen könnten. «Wir machen nicht zu und verstecken uns ängstlich. Wir gehen an die Arbeit, um echte und beständige Lösungen zu finden.»
Zugleich zeigte sie sich mitfühlend. Sie selbst sei eine «besorgte Mutter und Ehefrau», die wisse, «dass es viele Leute gibt, die Angehörige verloren haben oder Leute kennen, die durch diesen stillen Feind für immer beeinträchtigt wurden», sagte die First Lady. Jüngst war sie von einer nach eigenen Angaben mild verlaufenen Erkrankung an Covid-19 genesen.
In ihrer Ansprache attackierte sie auch Trumps demokratischen Rivalen Joe Biden. Dessen «sozialistische Agenda werde dazu führen, Amerika und alles, was in den vergangenen vier Jahren aufgebaut worden sei, zu zerstören, sagte die First Lady. Sie beklagte überdies eine Medienberichterstattung über «leere Lästereien und Palastintrigen» im Weissen Haus.
Trump im Wahlkampf-Marathon
US-Präsident Donald Trump legte seinen Fokus bei einer Kundgebung in Lansing, der Hauptstadt von Michigan, auf Staaten des Mittleren Westens, die einst als «blaue Mauer» und somit also als Hochburgen der Demokraten galten, aber 2016 ins Lager des Republikaners wechselten. Er hielt Biden vor, das auf Betreiben seiner Regierung überarbeitete Abkommen Nafta – den sogenannten Nordamerikanischen Freihandelspakt – sowie Chinas Eintritt in die Welthandelsorganisation unterstützt zu haben. Beides habe der Autoindustrie und anderen Branchen im Staat geschadet, erklärte Trump. «Die Wahl ist eine Angelegenheit des ökonomischen Überlebens für Michigan.» Die Wirtschaft des Staates sei stark gewesen, ehe die Corona-Pandemie zugeschlagen habe. «Seht, was ich getan habe.»
Trump kritisierte Michigans demokratische Gouverneurin Gretchen Whitmer zudem scharf für das coronabedingte Herunterfahren der nahezu gesamten Wirtschaft in dem Staat. «Das Heilmittel darf nie schlimmer sein als das Problem selbst», sagte der Präsident – und versprach den als wichtige Wählergruppe geltenden Frauen in den Vorstädten, ihre in der Corona-Krise erwerbslos gewordenen Männer wieder in Arbeit zu bringen.
Neben Lansing bereiste Trump am Dienstag West Salem in Wisconsin und Omaha in Nebraska. Während sein Rivale Biden selten mehr als einen Staat pro Tag besucht, behält der Amtsinhaber seinen geschäftigen Wahlkampfreiseplan bei. In den letzten 48 Stunden vor der Schliessung der Wahllokale will der Präsident elf Kundgebungen abhalten.
Biden versucht in Georgia in die Offensive zu gehen
Biden versuchte am Dienstag mit einem Besuch in Georgia in einem Staat in die Offensive zu gehen, den seit 1992 kein demokratischer Kandidat gewinnen konnte. Im Falle seines Sieges wolle er ein Präsident für alle Amerikaner jeglicher politischer Couleur sein, versprach er im Ort Warm Springs, wo sich in den 20er und 30er Jahren der damalige Präsident Franklin D. Roosevelt in den warmen Quellen von einer Polioerkrankung erholte.
«Dieser Ort, Warm Springs, ist eine Erinnerung, dass jeder von uns geheilt werden kann, auch wenn er gebrochen ist», sagte Biden mit Blick auf die Gesundheits- und Wirtschaftskrise und die politischen Gräben im Land. «Dass wir als Volk und als Land ein verheerendes Virus überwinden können. Dass wir eine leidende Welt heilen können. Dass, ja, wir unsere Seele wiederherstellen und unser Land retten können.» Zwar nähmen «Wut und Misstrauen» im Land zu und die Wunden würden tiefer. Doch weigere er sich zu glauben, dass «das Herz dieser Nation sich in Stein verwandelt» habe.
Aufseiten der Demokraten machte erneut Trumps Vorgänger Barack Obama Wahlkampf für Biden. In Orlando stichelte Obama, dass sein Nachfolger sich nur um das Coronavirus sorge, weil es gerade die Nachrichten dominiere. «Er ist eifersüchtig auf die Covid-Berichterstattung», fügte er hinzu. «Wenn er sich von Anfang an auf Covid fokussiert hätte, würden die Fälle diese Woche im ganzen Land nicht immer wieder Rekordwerte erreichen.»
Trump beschwerte sich später vor Reportern, dass der ihm nahestehende Nachrichtensender Fox News Obamas Auftritt live übertrug. Der Sender habe Obamas «Fake-Rede» für Biden, bei der keine Zuhörer gewesen seien, auch noch ausgestrahlt, twitterte er zudem.
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