EU-Regel umgangen Ischgl nutzt für Einheimischen-Rabatt Schweizer Schlupfloch

Samuel Walder

12.12.2024

Einheimische aus Ischgl kommen immer noch an günstigere Skitickets – im benachbarten Samnaun GR. 
Einheimische aus Ischgl kommen immer noch an günstigere Skitickets – im benachbarten Samnaun GR. 
Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Es sollen für alle die gleichen Regeln gelten. Darauf plädiert die EU. Doch Ischgl will sich nicht einsichtig zeigen und findet ein Schlupfloch in der Schweiz. Einheimische kaufen vergünstigte Tickets einfach in Samnaun.

Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ischgl umgeht die EU-Diskriminierungsrichtlinien, indem Einheimische vergünstigte Saisonkarten über die Schweizer Bergbahnen Samnaun kaufen können.
  • Die EU fordert gleiche Bedingungen für alle Bürger, was Einheimischenrabatte in der EU problematisch macht.
  • Trotz Kritik und drohender Strafen setzen Tiroler Skigebiete auf kreative Lösungen, um Vergünstigungen für Einheimische weiterhin anzubieten.

Ischgl, die Partymetropole der Alpen, macht erneut Schlagzeilen. Diesmal geht es jedoch nicht um Après-Ski, sondern um Ticketpreise. Jahrzehntelang profitierten Einheimische von stark vergünstigten Tarifen bei den Bergbahnen – ein Privileg, das nun ins Visier der EU und österreichischer Behörden geraten ist. Doch statt die Rabatte abzuschaffen, hat Ischgl einen Umweg gefunden: die Schweiz, wie die «Handelszeitung» berichtet.

Ein lange schwelender Konflikt

Die EU-Dienstleistungsrichtlinie verlangt gleiche Bedingungen für alle Bürgerinnen und Bürger der Union. Sondertarife für Einheimische stellen eine klare Diskriminierung dar. Dass Österreich das Thema über Jahre ignorierte, blieb nicht unbemerkt. Die EU klagte bereits 2003 ähnliche Praktiken in Italien an, 2016 folgte in Deutschland ein Urteil gegen einen Schwimmbadrabatt von 2.50 Euro für Einheimische in Berchtesgaden. Schliesslich brachte eine Klage aus Wien, unterstützt vom Verein für Konsumenteninformation (VKI), auch die Tiroler Seilbahnwirtschaft unter Druck.

Strafen drohten, und das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen forderte eine sofortige Änderung der Tarifpolitik. Doch statt sich geschlagen zu geben, suchte Ischgl nach einem legalen Schlupfloch – und fand es.

Umweg «rechtlich sauber und logisch»

Einheimische können ihre vergünstigten Saisonkarten nun bei den Bergbahnen Samnaun kaufen, die sich auf Schweizer Gebiet befinden. Die Silvrettaseilbahn AG, die Mehrheitseigentümerin der Samnauner Bahnen, ermöglicht diesen Trick. Laut Günther Zangerl, dem Vorstand der Silvrettaseilbahn AG, ist der Umweg «rechtlich sauber und logisch». Die Schweiz, die nicht an die EU-Diskriminierungsrichtlinien gebunden ist, erlaubt diese Praxis.

Professorin Christa Tobler vom Europainstitut der Universität Basel bestätigt die Rechtmässigkeit: «Das bilaterale Recht zwischen der Schweiz und der EU verbietet keine Einheimischen-Rabatte.» Ein zusätzlicher Anreiz: Wer sein Abo im zollfreien Samnaun kauft, kann gleich auch noch günstig einkaufen.

Andere kreative Lösungen in Tirol

Auch andere Skigebiete zeigen Einfallsreichtum. Das Freizeitticket Tirol, gültig in rund 30 Gebieten, ist nur vor Ort und ausschliesslich im Oktober erhältlich. Dieses begrenzte Zeitfenster erschwert es Auswärtigen, die Vergünstigungen zu nutzen. In Imst wiederum profitieren örtliche Vereine von einem 30-prozentigen Rabatt.

Die Umgehungslösungen mögen kreativ sein, doch sie werfen Fragen auf. Während Einheimische die Rabatte begrüssen, dürfte die EU weitere Schritte prüfen. Für Ischgl und Tirol steht fest: Solange Schlupflöcher existieren, werden sie genutzt. Einheimische dürfen sich also auch in Zukunft über günstigere Tickets freuen – wenn auch mit einem Umweg über die Grenze.

Der Redaktor hat diesen Artikel mithilfe von KI geschrieben.