Nach 93 Länderspielen mit 25 Toren, 2 EM- und 3 WM-Teilnahmen hätte sich Haris Seferovic (32) einen schöneren Nati-Abgang gewünscht. Traurig fühle es sich an, sagt er zu blue Sport und: «Nicht alle Abschiede verlaufen gut. Bei Murat Yakin und mir hätte es besser enden können.»
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- Im Interview mit blue Sport verkündet Haris Seferovic (32) seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft und verrät, weshalb er mit der Nati abgeschlossen hat.
- Sein grosses Ziel sei noch die EM-Teilnahme in Deutschland gewesen, so Seferovic, «Als mir klar war, dass ich nicht nominiert werden würde, egal wie viele Tore ich für Celta Vigo schiesse, sagte ich meinem Manager: Ich bin für alles offen. Ob in Saudi-Arabien, Dubai, Amerika oder anderswo.»
- Der Stürmer von Al-Wasl kritisiert die fehlende Transparenz und mangelnde Kommunikation von Seiten den Schweizerischen Fussballverbandes, sagt aber auch: «Vielleicht hätte es besser enden können. Aber das kann man nicht mehr ändern.»
Haris Seferovic, haben Sie die Nati in den letzten Monaten verfolgt?
Ja. An der EM hat die Nati einen super und einen erfolgreichen Fussball gespielt. Ich habe auch alle Partien der Nations League gesehen. Da sind die Leistungen schwer einzuschätzen. Teilweise hat die Nati gut gespielt, gewonnen hat sie aber nie. Natürlich war auch ein-, zweimal Pech dabei. Es findet derzeit ein Umbruch statt. Sommer ist weg, ich bin weg, Shaqiri ist weg, Schär ist weg. Das Team muss neu zusammenfinden und die Jungen, die neu dabei sind, müssen sich weiterentwickeln. Im Grossen und Ganzen waren die Leistungen aber okay, denke ich.
Sommer, Shaqiri und Schär sind zurückgetreten. Sie haben sich zwar aufgezählt, offiziell sind Sie aber noch nicht zurückgetreten. Können Sie uns aufklären?
Ja. Die Nati ist kein Thema mehr für mich. Ich habe schon länger damit abgeschlossen. Als vor der EM noch über meinen Namen spekuliert wurde, habe ich längst gewusst, dass ich nicht aufgeboten werden würde. Schon als ich bei Celta Vigo spielte, wusste ich, dass die Reise für mich zu Ende ist.
Weshalb?
Ich habe zu Vigo gewechselt, weil mir Murat Yakin dazu geraten hatte. Er meinte, dass ich bei Galatasaray zu wenig Spielminuten bekäme für weitere Aufgebote. In Spanien lief es dann gut, ich bekam Spielpraxis, schoss Tore, nur aufgeboten hat er mich trotzdem nicht. Yakin hat es damit begründet, dass er jüngeren Spielern eine Chance geben wolle.
Wie war das für Sie?
Das hiess für mich: ‹Wir rufen dich an, falls wir dich noch brauchen sollten.› Ich war jahrelang Teil dieser Nati und in einem gewissen Alter. Das wollte ich nicht so. Ich hätte mir gewünscht, dass er mir offen und ehrlich sagt, dass es für mich fertig ist. Es sollte besser kommuniziert werden. Das würde sich jeder Spieler wünschen. Dann weiss man, wo man steht. Aber nicht alle Abschiede verlaufen gut. Bei Vladimir Petkovic und Valon Berahmi hätte es besser enden können und jetzt bei Murat Yakin und mir.
Wie hätten Sie das aufgenommen?
Ich hätte es verstanden. Jeder Trainer hat seine Philosophie, seine Vorstellungen, sein System. Es wäre kein Problem für mich gewesen.
Warum haben Sie nie Ihren Rücktritt bekannt gegeben?
Das war eigentlich geplant, wir haben es dann aber nicht gemacht. Ist auch okay so. Dzemaili ist auch nie offiziell aus der Nati zurückgetreten.
Wie fühlt es sich an, wenn Sie das erstmals öffentlich aussprechen?
Es fühlt sich traurig an. Es waren viele gute Momente dabei, wie auch schlechte. Ich bin immer gerne in die Nati eingerückt, vor allem auch wegen der Teamkollegen. Wir hatten immer Spass, es war immer was los. Und wir hatten Erfolg. Aber jede gute Periode geht einmal zu Ende. Vielleicht hätte es besser enden können. Aber das kann man nicht mehr ändern.
Sollte Murat Yakin im 2025 Sie noch einmal anrufen und Sie aufbieten, würden Sie nicht doch nochmals Ja sagen?
Ehrlich gesagt nicht, nein.
Vor der EM meinten Sie, dass Sie auf der Position des Mittelstürmers mindestens die Nummer zwei sein wollen…
Ja. Ich kenne mich und meinen Körper, ich wusste, dass ich dem Team helfen kann. Ich bin nicht der Typ, der als Nummer drei mitmacht und nur da ist, um die anderen zu motivieren. Ich will nicht falsch verstanden werden. Natürlich versuche ich immer meine Mitspieler zu motivieren und mitzureissen. Aber das mache ich auf dem Platz und nicht neben dem Platz. Ich habe nie gesagt, dass ich Stammspieler sein müsste. Breel Embolo ist gut in Form, er ist stark und gut. Aber in dem Moment hatte ich das Gefühl, dass es keine besseren Stossstürmer in der Schweiz gibt als Embolo und mich. Auch wenn ich in Dubai spiele. Das ist meine Meinung.
Und dann sind Sie im Sommer 2023 nach Dubai gewechselt.
Ja. Mein grosses Ziel war die EM in Deutschland. Als mir klar war, dass ich nicht nominiert werden würde, egal wie viele Tore ich für Vigo schiesse, sagte ich meinem Manager: ‹Ich bin für alles offen. Ob in Saudi-Arabien, Dubai, Amerika oder anderswo. Bring mir alle Angebote, dann schauen wir, welches am besten passt.› Es wurde dann Dubai. Ich bereue nichts, meine Familie und ich sind sehr glücklich hier.