Kolumne am Mittag Stürzt diese 16-Jährige Donald Trump?

Von Bruno Bötschi

26.10.2020

Wer glaubt, Claudia Conway könne kein Wasser trüben, sollte sich vielleicht zuerst mit ihrer Mutter in Verbindung setzen.
Wer glaubt, Claudia Conway könne kein Wasser trüben, sollte sich vielleicht zuerst mit ihrer Mutter in Verbindung setzen.

Claudia Conway, 16-jährige Tochter einer Ex-Beraterin von Donald Trump, verbreitet Interna in sozialen Medien. Sie tut das derart erfolgreich, dass sich der Kolumnist fragt: Bringt die Teenagerin den US-Präsidenten zu Fall?

Blut ist dicker als Wasser, und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – diese Weisheiten gelten auch in Washington D.C., der Hauptstadt der USA. Viele Kinder profitieren vom Namen ihrer Familie, doch manche empfinden dieses Erbe auch als Fluch.

Zu jenen, die nicht viel von familiären Vorschusslorbeeren halten, dürfte Claudia Conway gehören. Die 16-Jährige verbreitet seit Monaten Interna auf Twitter. Wäre Conway irgendein Mädchen, würde wahrscheinlich kein Hahn nach ihr krähen. Aber Conway ist die Tochter von Kellyanne Conway, der Ex-Beraterin von US-Präsident Donald Trump.

«Der Job meiner Mutter hat mein Leben ruiniert», twitterte die Tochter im August. «Es bricht mir das Herz, dass sie weitermacht, obwohl sie ihre Kinder jahrelang leiden sah. Es geht ihr nur um Ruhm und Geld.» Der Tweet wurde bis heute sage und schreibe über 26'200-mal retweetet. Manche Medien nennen Conway bereits die Greta Thunberg von Amerika, weil sie sich derart unerschrocken auflehnt.

Natürlich kam der Inhalt des Tweets auch irgendwann US-Präsident Donald Trump zu Augen – er war wohl wenig erfreut. Auf jeden Fall kündigte Mutter Conway kurz danach ihren Rückzug aus dem Weissen Haus an: «Fürs Erste und für meine geliebten Kinder wird es weniger Drama und mehr Mama geben.»

«Meine Mama hustet im ganzen Haus herum ...»

Wer nun meint, Mutter und Tochter seien zerstritten, liegt falsch. Sie scheinen sich zu mögen, behaupten sogar, sie seien beste Freundinnen. Man sieht die zwei Frauen auch hin und wieder beim gemeinsamen Shoppen. Was wohl auch damit zu erklären ist, dass der Modegeschmack ähnlich bunt ist. Einziger Unterschied: Die Tochter mag es augenscheinlich noch ein bisschen künstlicher (ultralange Fingernägel, U-Boot-Lippen).

Aber zurück zu den Posts des rebellischen Nachwuchses: Wer dachte, die Tochter würde sich nach dem Rücktritt der Mutter nur noch um ihre Schönheit kümmern, sieht sich getäuscht. Sie postet fleissig weiter – vornehmlich auf TikTok, wo sie über 1,5 Millionen Fans hat, und Instagram.

Und das mit Tempo Teufel. Als Mutter Conway ihre Coronainfektion öffentlich machte, kam ihr die Tochter zuvor. Sie schrieb, ihre Mutter habe das Virus: «Meine Mama hustet im ganzen Haus herum ...» Kurz darauf twitterte dann auch Kellyanne Conway selbst, sie sei positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie habe milde Symptome – einen leichten Husten – und fühle sich gut.

Trägt wie die Tochter auch gern knallige Farben: Kellyanne Conway.
Trägt wie die Tochter auch gern knallige Farben: Kellyanne Conway.
Bild: Keystone

So gut sich halt eine Mutter fühlen kann, deren Tochter regelmässig familiäre Interna in die Welt hinausposaunt. Aber die Tochter macht ja nur das, was der Mann, für den die Mutter gearbeitet hat, auch tagtäglich tut: klipp und klar die Meinung sagen und posten, posten und nochmals posten.

Vater George fiel übrigens in der Vergangenheit ebenfalls als Social-Media-Fan auf: Auf Twitter nannte er Trump, den damaligen Boss seiner Frau, einen «Rassisten», der «zutiefst psychisch krank» sei. Wenig später feuerte der US-Präsident zurück und stellte George Conway als «einen eiskalten Verlierer und höllischen Ehemann» hin.

Der wird wohl nun nicht für den noch amtierenden Präsidenten stimmen – ebenso wie Tochter Claudia, wenn sie denn wählen dürfte. Man könnte sagen, dass es in der Familie liegt – doch Kellyanne Conways Nibelungentreue zu Trump zeigt wohl, dass der Apfel manchmal dann doch im Birnenbeet landet.

Wie heisst es doch so schön? Ausnahmen bestätigen die Regel.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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