Verurteilung als Wahlkampfstrategie Kann Trump die Niederlage vor Gericht zum Wahltriumph machen?

AP / tjnj

31.5.2024

Geht Donald Trump politisch gestärkt aus dem Prozess, in dem er wegen der rechtswidrigen Verbuchung einer Schweigegeldszahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels verurteilt worden ist?
Geht Donald Trump politisch gestärkt aus dem Prozess, in dem er wegen der rechtswidrigen Verbuchung einer Schweigegeldszahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels verurteilt worden ist?
Bild: EPA / Peter Foley / Keystone

Gleich nach der Verkündung des Schuldspruchs fliessen massenhaft Spenden in Donald Trumps Wahlkampfkasse. Seine Anhänger halten zu ihm – und Trump weiss das zu nutzen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach seiner Verurteilung setzt Donald Trump zum Endspurt seines Präsidentschaftswahlkampfes an.
  • Dabei wird er sich als politische verfolgten Kämpfer für den Erhalt der US-Verfassung darstellen.
  • Nach der Urteilsverkündung am Donnerstag meldeten Trumps Wahlkampfmanager eine Rekordsumme an Kleinspenden von insgesamt rund 39 Millionen US-Dollar.

Eine Verurteilung wegen eines Verbrechens – geschweige denn wegen 34 Verbrechen – ist normalerweise etwas, was die Ambitionen eines jeden Politikers zunichte machen würde.

Aber solche vermeintlichen politischen Gewissheiten scheinen bei Donald Trump und seinen Anhängern nicht zu greifen. Der ehemalige US-Präsident und voraussichtliche republikanische Präsidentschaftskandidat will stattdessen aus dem Urteil Kapital für seinen Wahlkampf schlagen.

Das stellte er auch bei einer Medienkonferenz am Freitag im Trump Tower unter Beweis, bei der er gegen den Richter in seinem Verfahren, die Justiz des Landes und US-Präsident Joe Biden austeilte.

Trump: «Wir werden kämpfen»

«Wenn sie mir das antun können, können sie das jedem antun», sagte Trump in New York und behauptete einmal mehr, dass er Opfer eines manipulierten und politisch motivierten Prozesses geworden sei. «Sie zerstören unser Land. Wir leben in einem faschistischen Staat», sagte Trump in seiner 33 Minuten langen Rede.

Bereits unmittelbar nach der Urteilsverkündung hatte Trump trotzig angekündigt, sich nicht geschlagen geben zu wollen. «Es gibt niemanden, der kämpferischer ist», sagte sein Sprecher Jason Miller auf Fox News Stunden später. «Er ist bereit, rauszugehen und wieder zu kämpfen.» Trump wiederholte diese Worte dann auch bei seiner eigenen Medienkonferenz.

Kein ehemaliger US-Präsident oder voraussichtlicher Kandidat einer der grossen Parteien ist jemals zuvor wegen eines Verbrechens verurteilt worden oder war mit der Möglichkeit einer Haftstrafe konfrontiert.

«MAGA»-Mützen in schwarz statt rot

Aber schon vor dem Urteil hatte der Ex-Präsident argumentiert, dass diese und drei weitere Anklagen gegen ihn vom demokratischen Präsidenten Biden orchestriert worden seien, um ihn aus dem Weissen Haus fernzuhalten. In dieser Woche schimpfte Trump, dass nicht einmal Mutter Teresa aus einem solchen – wie er sagte «manipulierten» – Prozess unschuldig hervorgehen würde.

Ex-US-Präsident Donald Trump verlässt nach seiner Verurteilung das Gericht.
Ex-US-Präsident Donald Trump verlässt nach seiner Verurteilung das Gericht.
Bild: Steven Hirsch / IMAGO/USA TODAY Network

Während die Geschworenen über sein Schicksal entschieden, verbrachte er seine Zeit mit Telefonaten, postete Nachrichten in den sozialen Medien und plauderte mit Freunden, darunter der Entwickler Steve Witkoff, der ihn im Gerichtssaal begleitete, und der Gouverneur von North Dakota, Doug Burgum, der als potenzieller Vizepräsidentschaftskandidat gilt.

Nach dem Urteil verschickte sein Wahlkampfteam gleich eine Flut von Spendenaufrufen, andere Republikaner meldeten sich zu Wort, um ihn zu verteidigen. In einer Textnachricht wurde er als «politischer Gefangener» bezeichnet, obwohl noch gar nicht klar ist, ob er überhaupt zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird. Sein Team begann auch, schwarze statt rote Mützen mit Trumps Slogan «Make America Great Again» zu verkaufen, um deutlich zu machen, dass dies ein «dunkler Tag in der Geschichte» sei.

Kleinspenden-Rekord nach Urteilsverkündung

Mitarbeiter aus dem Trump-Lager berichteten, dass in den ersten Stunden so viele Spenden eingegangen seien, dass WinRed, die Plattform, die sein Team für das Fundraising nutzt, abgestürzt sei. Trump selbst sagte bei seiner Medienkonferenz, er habe innerhalb von zehn Stunden nach Bekanntgabe des Urteils 39 Millionen US-Dollar (rund 35 Millionen Franken) bekommen, vor allem von kleinen Spendern. Das sei vermutlich ein neuer Rekord. Am Freitagmorgen hatte sein Wahlkampfteam noch eine etwas kleinere Zahl genannt. 34,8 Millionen Dollar an Spenden seien seit dem Urteil eingegangen, hiess es.

Trumps Wahlkampfsprecher Brian Hughes bezeichnete die Spendenflut als Zeichen dafür, «dass die Amerikaner diesen Scheinprozess als die politische Wahlbeeinflussung» gesehen hätten, die Biden und die Demokraten immer beabsichtigt hätten. «Der 5. November ist der Tag, an dem die Amerikaner das wahre Urteil fällen werden», sagte er so wie zuvor auch Trump.

Der Prozess um Schweigegeldzahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels hat Trumps Wahlkampfprogramm in den vergangenen Wochen gehörig zusammengestutzt. Er nahm nur eine Handvoll Termine wahr, auch wenn er an den Mittwochen und am Wochenende Zeit dafür gehabt hätte.

Verkündung des Strafmasses im Juli

«Ich will Wahlkampf machen», sagte er am Donnerstagmorgen noch vor der Urteilsverkündung. Wie schnell der Motor seiner Wahlkampfmaschine nun tatsächlich wieder anlaufen wird, bleibt abzuwarten.

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Der Esel und der Elefant, die Parteisymbole der Demokratischen und Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten von Amerika. (KEYSTONE/GERHARD RIEZLER)
J. David Ake/AP/dpa

In den kommenden zwei Monaten stehen jedenfalls wichtige Termine an: eine erste Debatte mit seinem Gegner Biden, die Bekanntgabe eines Vizepräsidentschaftskandidaten und seine offizielle Kür zum Kandidaten der Republikaner beim Parteitag im Juli.

Aber wenige Tage davor, am 11. Juli, muss er zur Verkündung des Strafmasses zurück ins Gericht. Von einer Geldstrafe oder einer Bewährungsstrafe bis hin zu vier Jahren Gefängnis wäre theoretisch alles möglich.