Wagner-Boss Prigoschin ganz privat Perücken-Selfies, Fotos des Grauens und Sturmgewehre

Von Philipp Dahm

6.7.2023

Jewgeni Prigoschin ist in seine Heimatstadt St. Ptersburg zurückgekehrt. Was er dort macht? Der 62-Jährige lässt sich Waffen und Milliarden von Rubel zurückgeben, die der FSB konfisziert hat.

Von Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Jewgeni Prigoschin war in St. Petersburg, um Geld und Waffen abzuholen, die der russische Geheimdienst FSB konfisziert hatte.
  • Der FSB hat Prigoschins Villa am 24. Juni wegen des Wagner-Aufstandes durchsucht.
  • Fotos, die bei der Razzia gemacht worden sind, wurden einer russischen Zeitung zugespielt, und geben einen speziellen Einblick in sein Privatleben.
  • Der FSB hat Prigoschin zehn Milliarden Rubel retourniert, weil damit die Löhne der Wagner-Söldner gezahlt werden sollen.
  • Alexander Lukaschenko hofft, dass die exilierte Gruppe Wagner seine Armee trainieren wird.

Es ist der 4. Juli in St. Petersburg: Um 17 Uhr fährt ein 7er BMW vor, dahinter ein Toyota Land Cruiser mit Bodyguards. Die Wagen halten an der Liteyny-Allee – vor der lokalen Direktion des Geheimdienstes FSB. Jewgeni Prigoschin steigt aus und betritt das Gebäude.

Wenige Stunden zuvor ist der 62-Jährige offiziell dorthin eingeladen worden, weiss die russische Website «Fontanka». Der Grund: Die Schlapphüte geben dem Ex-Boss der Gruppe Wagner Waffen und Geld zurück, die am 24. Juni bei der Durchsuchung seines Hauses sichergestellt worden sind – siehe obige Bildergalerie.

Bereits am 2. Juli sollen Prigoschin zehn Milliarden Rubel (97,6 Millionen Franken) retourniert worden sein, die in St. Petersburg in einem Lieferwagen entdeckt worden sind, der in der Nähe des Wagner-Hauptquartiers parkiert war. Zwei Tage später überreicht der FSB Prigoschin Gewehre und seine Glock-Pistole.

Dem Mann gehören demnach zwei halbautomatische Saiga von Kalaschnikow, ein Gewehr des österreichischen Herstellers Steyr Mannlicher, eine AR-15 und weitere Waffen. Nach einer kurzen Übergabe fahren der St. Petersburger und seine Leibwächter wieder ab.

Das Geld soll er zurückbekommen haben, weil es für die Zahlung der Löhne der Wagner-Söldner bestimmt sein soll. Das Verfahren gegen Prigoschin wegen des Aufstandes ist eingestellt worden, doch dafür nehmen nun offenbar die russischen Medien den dreifachen Vater ins Visier.

Wagner soll Belarus-Soldaten trainieren

Belarus’ Machthaber Alexander Lukaschenko bestätigt heute, dass Prigoschin sein Exil verlassen hat. In der Vorwoche hat er 68-Jährige auch verraten, warum er die Gruppe Wagner aufnimmt, für die in Belarus angeblich drei Basen aufgebaut werden: Die Söldner sollen seine eigenen Soldaten trainieren, berichtet CNN.

US-Institut: Wagner Gruppe baut drei Lager in Belarus auf

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Die Söldnergruppe Wagner baut laut Einschätzung von US-Experten nach ihrer gescheiterten Revolte in Russland drei Militärlager im mit Moskau verbündeten Belarus auf. Das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien teilte am Freitag mit: «Neue hochauflösende Satellitenbilder, die am 30. Juni gemacht wurden, zeigen auf einer ehemaligen Militärbasis in Belarus mindestens 303 Zelte, in denen 20 bis 50 Personen untergebracht werden können.»

06.07.2023

Lukaschenko sagt, er kenne die Gruppe Wagner «schon lange: Das sind Leute, die überall auf der Welt gekämpft haben, um eine normale Zivilisation zu etablieren. Der Westen hasst sie bis aufs Mark», erklärt Lukaschenko. Er warnt vor einer Eskalation des Krieges in der Ukraine, wie ihn «die Menschheit noch nie gesehen hat».

Während Wagner in Russland nicht mehr rekrutieren darf, in der Ukraine keine Rolle mehr spielen soll und auch in Syrien nicht mehr unabhängig agieren darf, gehen die Geschäfte in Afrika offenbar weiter. In der Zentralafrikanischen Republik wurde ein chinesischer Geologe gerettet, der angeblich von «Militanten» angegriffen worden ist.