Jetzt übernimmt die Geliebte Putin zerschlägt Prigoschins Medien-Imperium

Von Philipp Dahm

6.7.2023

US-Institut: Wagner Gruppe baut drei Lager in Belarus auf

US-Institut: Wagner Gruppe baut drei Lager in Belarus auf

Die Söldnergruppe Wagner baut laut Einschätzung von US-Experten nach ihrer gescheiterten Revolte in Russland drei Militärlager im mit Moskau verbündeten Belarus auf. Das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien teilte am Freitag mit: «Neue hochauflösende Satellitenbilder, die am 30. Juni gemacht wurden, zeigen auf einer ehemaligen Militärbasis in Belarus mindestens 303 Zelte, in denen 20 bis 50 Personen untergebracht werden können.»

06.07.2023

Troll-Fabrik, News-Portale und Telegram-Gruppen: Mit seiner «Patriot Media Group» hat Jewgeni Prigoschin das Internet beeinflusst. Nach dem Aufstand ist damit Schluss – und ausgerechnet Wladimir Putins Geliebte wird die neue Chefin.

Von Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Jewgeni Prigoschins «Patriot Media Group» umfasst News-Websites, eine Nachrichtenagentur, eine Troll-Fabrik und diverse Telegram-Kanäle.
  • In den Medien ist es seit dem Wagner-Aufstand am 24. Juni still geworden. Die Geschäftsräume in St. Petersburg wurden durchsucht und Server beschlagnahmt.
  • Prigoschin selbst soll die Auflösung seines Medienhauses angeordnet haben.
  • Die kremltreue «National Media Group» soll angeblich fortan die Geschäfte leiten. Sie gehört dem Milliardär Juri Kowaltschuk.
  • Vorsitzende des Verwaltungsrates ist Alina Kabajewa, die angeblich drei Kinder mit Wladimir Putin hat.

Jewgeni Prigoschin ist ein Mann mit vielen Talenten. Seine Kämpfe hat der 62-Jährige mitunter auch im Internet ausgetragen: Anfang November hat der Boss der Gruppe Wagner etwa zugegeben, er habe sich 2016 in die US-Wahlen eingemischt – und werde es wieder tun.

Doch Letzteres wird schwierig, denn Prigoschins Medien-Imperium steht vor der Zerschlagung: Seine «Patriot Media Group» soll verkauft werden, berichtet das «Wall Street Journal» (WSJ). Demnach soll die «National Media Group» die Geschäfte übernehmen: Die Verwaltungsratsvorsitzende des kremltreuen Medienhauses ist Alina Kabajewa, die mit Wladimir Putin drei Kinder haben soll.

Wladmimir Putin und die damalige Sportgymnastin Alina Kabajewa 2001 bei einem Anlass im Kreml.
Wladmimir Putin und die damalige Sportgymnastin Alina Kabajewa 2001 bei einem Anlass im Kreml.
Bild: Kremlin.ru

Zur «Patriot Media Group», die erst 2019 gegründet wurde, gehören einerseits News-Portale wie «Volksnews», «Neva News», «Politik heute» oder «Wirtschaft heute» sowie die Nachrichtenagentur RIA FAN und andererseits diverse erfolgreiche Telegram-Kanäle. Dazu kommen noch «Troll-Fabriken» wie die Internet Research Agency, deren Mitarbeiter auch schon mal versuchen, online US-Wahlkämpfe zu beeinflussen.

«Wenn ich euch nicht haben kann, soll euch niemand haben»

Das geschah entweder über den RIA-FAN-Ableger USA Really – Wake Up Americans oder über Trolle in Russland, die Protestkundgebungen via Internet finanzierten und förderten. Auf Facebook wurden kontroverse Themen angestossen und auf Twitter «wichtige soziale Themen» lanciert. Seit 2018 sanktionieren die USA Prigoschin deshalb.

Jewgeni Prigoschin bedient in seinem Moskauer Restaurant im November 2011 Wladimir Putin.
Jewgeni Prigoschin bedient in seinem Moskauer Restaurant im November 2011 Wladimir Putin.
Bild: AP

Seit die Gruppe Wagner am 24. Juni den Aufstand probte, ist es jedoch still in der «Patriot Media Group» geworden: Die Polizei hat die Geschäftsräume in St. Petersburg durchsucht und Computer beschlagnahmt. Angeblich hat Prigoschin höchstpersönlich die Auflösung seines Medienhauses angewiesen. Ein Angestellter beschreibt das Treffen so: «Es war wie immer: Er hat alle beschimpft und gesagt, dass er verdammt nochmal niemanden von uns braucht.» 

Ein Kollege ergänzt, dass Prigoschin gesagt haben soll: «Wenn ich euch nicht haben kann, soll euch niemand haben.» Nach der Rebellion seiner Söldner sind die Computer beschlagnahmt worden, die Arbeit bei der «Patriot Media Group» ruht. Nun sollen Juri Kowaltschuk und Alina Kabajewa übernehmen.

Kowaltschuk ist ein Multimilliardär und Medienmogul, der ebenfalls auf der Sanktionsliste der USA steht. Ihm gehört die «National Media Group», die Kabajewa führt und zu der diverse Presseprodukte gehören. Seit 2014 ist die Russin die Vorsitzende des Verwaltungsrates. Ihr wird nachgesagt, drei Kinder von Wladimir Putin zu haben, die zum Teil in der Schweiz geboren worden sein sollen.