Cash für den WahlkampfBiden hat mehr Geld als Trump – und er wird es brauchen
AP/toko
3.4.2024 - 00:00
Nach bisherigem Stand wird es ein knappes Rennen zwischen Biden und Trump im November. Umso mehr zählt jeder Dollar in der Kasse. Hier hat Biden bislang die Nase klar vorn. Aber wie viel nützt es ihm?
03.04.2024, 00:00
03.04.2024, 10:23
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Im November wird im US-Präsidentschaftswahlkampf ein knappes Rennen zwischen Amtsinhaber Joe Biden und Herausforderer Donald Trump erwartet.
Joe Biden hat für seinen Wahlkampf mehr Geld zur Verfügung als Ex-Präsident Trump.
Sein Team hat bereits erhebliche Summen in TV-Werbespots und den Aufbau einer guten Infrastruktur für den Bodenwahlkampf investiert.
Allerdings war Donald Trump bereits im Präsidentschaftswahlkampf 2016 seiner Gegnerin Hillary Clinton unterlegen, konnte das Rennen aber für sich entscheiden.
Joe Bidens Wahlkampfmaschine läuft wie geschmiert – jedenfalls, was das Sammeln von Spendengeldern für seine Kampagne betrifft. Der US-Präsident hat sich im März als ein wahrer Champion in Sachen Fundraising erwiesen, und seine Wahlkampfstrategie sieht vor, von den Mitteln Gebrauch zu machen – und das rasch.
Ist die Wahl im November auch noch weit entfernt, hat sein Team bereits erhebliche Summen in TV-Werbespots und den Aufbau einer guten Infrastruktur für den Bodenwahlkampf investiert – in der Hoffnung, sich einen massiven organisatorischen Vorsprung zu verschaffen, den Rivale Donald Trump nur schwer aufholen kann.
Aber haben die Mittel, die in die Kasse fliessen, Biden und den Demokraten auch einen Bargeld-Vorteil verschafft, ist es zugleich klar, dass der Präsident ihn brauchen wird. In seinem ganzen Leben, geschäftlich und in der Politik, hat Trump mit seinen Provokationen nahezu grenzenlose Medienaufmerksamkeit geerntet. Biden hatte derweil auch als Präsident oft Mühe, sich in all dem Getöse um Trump mit seiner eigenen Botschaft Gehör zu verschaffen.
Und das bedeutet, dass der Demokrat massenhaft Geld braucht, um die Wähler in besonders heiss umkämpften Bundesstaaten anzusprechen, wo ein paar Tausend Stimmen den Ausschlag geben können. Hinzu kommt die Herausforderung, Millennials und sogar noch jüngere Wähler zu erreichen, die bei der Wahl 2020 ein wichtiger Bestandteil seiner Koalition waren. Denn das Medienumfeld ist im Vergleich zu damals viel fragmentierter geworden, verschiebt sich in Richtung Streamingdiensten, weg von konventionellem Fernsehen und Kabel-TV.
«Heuern überall im Land Mitarbeiter an»
Bidens Bemühungen in Sachen Organisation liefen im März voll an, als sein Wahlkampfteam seinen Bericht zur Lage der Nation im Kongress als Startrampe zur Öffnung von 100 neuen Wahlkampf-Aussenbüros in verschiedenen Landesteilen nutzte. Zudem wurde die Zahl bezahlter Mitarbeiter in potenziell wahlentscheidenden Bundesstaaten auf 350 aufgestockt. Es lief auch eine 30 Millionen Dollar (27,2 Millionen Franken) teure Fernseh- und digitale Werbekampagne an, die sich an bestimmte Gruppen wie schwarze, hispanische und asiatischstämmige Wähler richtet.
Bereits im Februar hatte das Biden-Team nach eigenen Angaben 480 Mitarbeiter auf dem Boden im Einsatz, während es auf Trumps Seite 311 waren. «Wir stocken unsere Wahlkampf-Hauptquartiere und Aussenbüros auf, heuern Mitarbeiter überall im Land an, bevor Trump und seine Maga-Republikaner auch nur ein einziges Büro eröffnet haben», prahlte Biden kürzlich bei einem Treffen seines nationalen Finanzkomitees in New York. Maga ist das amerikanische Kürzel für Trumps Slogan «Macht Amerika wieder grossartig».
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Auch 2016 war Trump finanziell im Nachteil
Allerdings war der Republikaner auch 2016 im Nachteil, was seine Wahlkampforganisation betraf, und er gewann trotzdem – ein Fakt, dessen sich die Demokraten bewusst sind. «Es ist eine der hartnäckigen Herausforderungen durch Trump», sagt Robby Mook, der 2016 Hillary Clintons Wahlkampfmanager war. «Trump ist Trumps bester Organisator, und Trump kann Leute vom Rednerpult aus motivieren.» Aber das Biden-Team tue, was es tun müsse, fügte Mook hinzu.
Sogar Bidens konventionelle Wahlkampagne, die direkte persönliche Ansprache der Wähler, wird wahrscheinlich dieses Jahr viel teurer sein als 2020. Im Gegensatz zu damals, als viele Amerikaner wegen der Corona-Pandemie weitgehend zu Hause ausharrten, wird Biden diesmal mehr reisen müssen. Zugleich gilt es, eine politische Infrastruktur aufzubauen, die bei Weitem kostspieliger sein wird als die gesellschaftlich distanzierte virtuelle Kampagne, die er seinerzeit sozusagen von seinem Keller aus führte.
Air Force One verschlingt viel Geld
Dabei ist Biden auch mit Ausgaben konfrontiert, die Trump nicht hat. So muss er der Regierung die Kosten für Wahlkampfreisen mit der Präsidentenmaschine Air Force One zurückerstatten. Bislang waren es seinem Team zufolge 4,5 Millionen Dollar. Trump hat ein eigenes Flugzeug.
Und wie Mook erläutert, ist die Entscheidung, wann und wo Bargeld-Wahlkampfinvestitionen strategisch am ratsamsten sind, gar nicht so einfach. Es bestehe nicht nur ein Risiko, zu viel, zu schnell auszugeben, sondern auch bei Weitem zu spät in einem Wahlkampfjahr die nötigen Gelder einzusetzen. So hatten sich manche Demokraten im vergangenen Herbst noch Sorgen über Bidens anfänglichen Mangel an Fundraising und anderen Wahlkampfaktivitäten gemacht. Aber das ist nun anders.
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Biden hat nicht nur Millionen Dollar durch Spendensammelveranstaltungen mit finanziell hochkarätigen Teilnehmern zusammenbekommen – so allein 26 Millionen Dollar bei einem kürzlichen Event mit den Ex-Präsidenten Barack Obama und Bill Clinton. Der Präsident hat auch wiederholt auf die 500'000 neuen Spender hingewiesen, die in den vergangenen Wochen Beiträge geleistet haben – was laut Biden darauf hindeutet, dass er seine Anziehungskraft ausgeweitet hat.
Trump-Wahlkampfmitarbeiter räumen ein, dass die Gegenseite wahrscheinlich mehr Bargeld zum Ausgeben haben wird, obwohl sie argumentieren, dass ihr Kandidat dennoch einen effektiven Wahlkampf hinlegen werde – nicht zuletzt angesichts seiner Fähigkeit, Medienaufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und: «Unser digitales Fundraising schnellt weiter in die Höhe, die Investitionen unserer grösseren Spender nehmen zu», so Steven Cheung, Trumps Kommunikationsdirektor im Wahlkampf. Tatsächlich gerieten Demokraten angesichts von Trumps «Spendensammelkönnen» in Panik.
Aber mag ihm seine Neigung zu explosiven Äusserungen auch viel – kostenlose – Aufmerksamkeit sichern, könnten sie auch zum Bumerang werden. Denn die andere Seite hat dank ihres Bargeld-Vorteils genügend Spielraum, mit Werbespots unmittelbar darauf zu reagieren. Und auch Trump ist mit – in diesem Fall massiven – Ausgaben konfrontiert, die sein Gegner nicht hat. Der Berg an Kosten für seine Verteidigung in diversen Gerichtsfällen und bereits verhängte Geldstrafen werden sich mit Sicherheit auf seine Finanzlage im Wahlkampf auswirken.
Unterlagen zeigen, dass sein politischer Apparat in den vergangenen beiden Jahren bereits mindestens 80 Millionen Dollar zum Abdecken von gerichtlichen Kosten hingeblättert hat. Und wie es aussieht, werden es rasch noch viel mehr werden.