Sorge um mentale Verfassung Trump «ist nicht mehr annähernd so klar, wie er einst war»

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5.3.2024

Will erneut ins Weisse Haus einziehen: Ex-Präsident Donald Trump.
Will erneut ins Weisse Haus einziehen: Ex-Präsident Donald Trump.
Steve Helber/AP/dpa

Ex-US-Präsident Donald Trump rühmt sich gerne damit, mental extrem fit zu sein. Doch öffentliche Patzer häufen sich. Eine ehemalige Beraterin und seine Nichte zeichnen nun ein ganz anderes Bild des 77-Jährigen. 

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ex-US-Präsident Donald Trump ist auf bestem Weg, Amtsinhaber Joe Biden im November herauszufordern. 
  • Trump brüstet sich oft damit, dass er geistig in Topform sei. Doch bei den jüngsten Wahlkampfauftritten unterliefen dem 77-Jährigen mehrere Verwechslungen und Versprecher. 
  • Eine ehemalige Beraterin von Trump stellt ein merkliches Nachlassen seiner geistigen Fähigkeiten fest. 
  • Auch Mary L. Trump, die Nichte des New Yorker Immobilientycoons, stimmt in die Kritik ein: «Es geht nicht nur darum, dass Donald Patzer und Versprecher unterlaufen – es geht um den Grad, in dem seine Kommunikationsfähigkeiten nachgelassen haben.»

Donald Trump und die Republikaner stellen US-Präsident Joe Biden gerne als senilen Tattergreis dar. Doch Trump gerät jetzt vermehrt selber in die Defensive. Erst am Wochenende verwechselte er Biden bei einer Wahlkampfrede mit dessen Vorvorgänger Barack Obama. Dabei sitzt Obama seit sieben Jahren nicht mehr im Weissen Haus.

Es erinnert die Wählerschaft erneut daran, dass zwei Betagte um das Amt des mächtigsten Mannes der Welt wetteifern. Joe Biden ist mit 81 Jahren der älteste US-Präsident aller Zeiten, doch auch sein voraussichtlicher Herausforderer Trump ist mit 77 Jahren kein Jungspund. Und das zeige sich immer deutlicher, mahnt nun auch eine frühere Beraterin Trumps.

«Ich habe das schon einmal gesagt, er ist nicht mehr so klar wie 2016 und nicht einmal mehr so klar wie noch 2020», sagte Alyssa Farah Griffin am Montag bei CNN. Sie arbeitete im Jahr 2020 während acht Monaten als Trumps Kommunikationsberaterin im Weissen Haus.

Trump «nicht der stärkste Kämpfer» der Republikaner

Der Ex-Präsident sei «nie eine super wortgewandte oder artikulierte Person» gewesen, doch seine Verwechslungen seien schlimmer geworden. «Er ist nicht mehr annähernd so klar, wie er einmal war.»

Sie erinnert etwa an einen Auftritt Trumps, bei dem er mehrfach von seiner parteiinternen Rivalin Nikki Haley (52) sprach, aber Nancy Pelosi meinte. Die ist Mitglied der Demokratischen Partei – und 31 Jahre älter als Haley.

Aus irgendeinem Grund seien die republikanischen Wähler*innen aber gar nicht beunruhigt ob dieser gehäuften Patzer, stellt Griffin fest. So führt Trump in den Vorwahlen der Republikaner weit vor Haley (alles dazu in unserem Wahl-Ticker). Dabei sei Trump «nicht der stärkste Kämpfer, den die Republikaner im Moment haben könnten» und «nur dreieinhalb Jahre jünger als Präsident Joe Biden».

Auch Biden blamierte sich mit Verwechslungen

Die Aussagen Griffins haben Wellen geschlagen. Auch andere Newssender machen die sich mehrenden Ausfälle Trumps zum Thema. Der politische Analyst und Buchautor Charles Sykes wundert sich etwa bei MSNBC darüber, dass die Republikaner trotz aller Schwächen – wozu er auch die juristischen Probleme zählt – an Trump als ihrem voraussichtlichen Kandidaten festhalten. «Joe Biden kann dann sagen: ‹Ja, ich bin alt, ich habe einen steifen Gang. Aber dieser Typ ist auch alt, und er ist verrückt, und er ist gefährlich, und er ist inkohärent.›»

Der Sender MSNBC berichtete diese Woche ebenfalls über die sich häufenden verbalen Aussetzer von Donald Trump.

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Das Thema nimmt auch Mary L. Trump dankbar auf. Die Nichte des Ex-Präsidenten ist eine seiner lautesten Kritiker*innen und verfasst im Wahljahr einen Newsletter. In Trumps jüngsten Auftritten erkennt die Psychologin eine Aphasie – eine Sprachstörung –, bei der Betroffene Wörter verwechseln, ohne es zu bemerken.

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Im Weissen Haus wurde Kokain gefunden.
Patrick Semansky/AP/dpa

Zugleich nimmt sie Biden in Schutz: Der sei zwar alt, aber lasse geistig nicht in erkennbarer Weise nach. «Donald ist auch alt, aber er scheint nicht einmal mehr zu wissen, wer gerade Präsident ist, und er scheint zunehmend Schwierigkeiten zu haben, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren.»

Wobei sie unerwähnt lässt, dass Biden erst kürzlich den französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit dem einstigen Staatschef François Mitterrand verwechselt hat. Auch die deutsche Ex-Kanzlerin Angela Merkel und deren Vorgänger Helmut Kohl brachte er durcheinander.

«Als Donald jünger war ... »

Doch weil die 58-jährige Mary L. Trump in New York im engen Kontakt mit «Donald» aufwuchs, wie sie ihren Onkel stets nennt, hat sie besondere Vergleichsmöglichkeiten. 

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«Als Donald jünger war, verstand er es, seinen Standpunkt klarzumachen. Er war in der Lage, eine völlig vernünftige Aussage zu machen und Informationen klar zu vermitteln», schreibt sie. Und weiter: «Einer der Hauptgründe, warum mein Grossvater Donald als seinen Nachfolger anstelle meines Vaters, des ältesten Sohnes, auswählte, war, dass Donald die Art von Arroganz besass, die eine Medienpräsenz ermöglichte, die mein Grossvater für nützlich hielt.»

Davon sei Trump heute weit entfernt: «Es geht nicht nur darum, dass Donald Patzer und Versprecher unterlaufen – es geht um den Grad, in dem seine Kommunikationsfähigkeiten in den letzten Jahren nachgelassen haben.»

«Bidens Gehirn altert. Trumps Gehirn hat Demenz»

Mary L. Trump zitiert zudem den Psychologen John Gartner, der in Bidens Aussetzern und Verhasplern normale Folgen des Alterungsprozesses erkennt. Trump zeige im Vergleich dazu Anzeichen von Demenz. Das Fazit des Psychologen: «Bidens Gehirn altert. Trumps Gehirn hat Demenz.»

Unabhängig davon, ob diese Ferndiagnose wirklich zutrifft: Die Hauptkritik der Republikaner an Präsident Biden werde durch Trumps fragwürdigen Auftritte ausgehöhlt, urteilt die Nichte. «Donald ist fast genauso alt […] und weit weniger fit. Präsident Biden fährt gerne Velo. Donald fährt gerne mit dem Golfwagen.»

Schon während seiner ersten Amtszeit 2017 bis 2021 sei es ein offenes Geheimnis gewesen, dass ihr Onkel kaum je Berichte seiner Berater*innen gelesen oder sich in wichtigen Themen engagiert eingebracht habe. Sollte er im November erneut ins Weisse Haus gewählt werden, «wäre er darauf sogar noch schlechter vorbereitet».