Dixville Notch, New HampshireAlle zwei Jahre blickt die Welt auf dieses Idyll – es ist tief gespalten
Marius Egger
5.11.2024
Die Wahllokale in den USA sind geöffnet, in Dixville Notch sind sie bereits wieder geschlossen – und das Resultat verkündet. Über einen Ort, der alle vier Jahre in der Weltöffentlichkeit steht.
Marius Egger
05.11.2024, 11:17
05.11.2024, 19:47
Marius Egger
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Dixville Notch liefert die ersten Resultate der US-Wahl.
Das geht auf eine berühmte Wahltradition zurück.
In diesem Jahr ist die Gemeinde gespalten wie selten.
Alle vier Jahre stehen die Einwohner von Dixville Notch im Fokus der Weltöffentlichkeit. Das ist erstaunlich für eine Gemeinde, die derzeit gerade mal sechs Stimmberechtigte zählt. Doch eine Wahltradition, die auf das Jahr 1960 zurückgeht, rückt den kleinen Ort in New Hampshire – rund 30 km von der kanadischen Grenze entfernt – alle zwei Jahre in den medialen Fokus: Bei den sogenannten Midterms und den Präsidentschaftswahlen.
Der Wahlvorgang in Dixville Notch läuft folgendermassen ab: Die sechs wahlberechtigten Personen treffen sich traditionsgemäss um Mitternacht im inzwischen stillgelegten Balsams Hotel. Dann wird in einer geheimen Wahl abgestimmt und sobald alle Stimmzettel abgegeben sind, werden die Stimmen ausgezählt und das Resultat bekannt gegeben.
Das dauert – man kann es sich denken – alles nur wenige Minuten.
Das Resultat in diesem Jahr: ein 3:3-Unentschieden.
Die Wähler von Dixville Notch haben bei den letzten beiden Präsidentschaftswahlen den Kandidaten der Demokraten unterstützt. 2020 gab die Gemeinde einstimmig fünf Stimmen für Präsident Joe Biden ab und 2016 erhielt Hillary Clinton vier von sieben Stimmen – zwei gingen an Trump und eine an den libertären Kandidaten Gary Johnson.
Von 1968 bis 2012 stimmte das Dorf bei den republikanischen Vorwahlen stets für den späteren Nominierungskandidaten. Bei der jüngsten Vorwahl stimmten alle sechs Wähler für Nikki Haley.
In diesem Jahr geht ein tiefer Graben durchs Dorf.
Les Otten, ein 75-Jähriger Einwohner, der nach eigenen Angaben «Republikaner ist, seit ich sieben Jahre alt bin», sagt zu CNN: «Nirgendwo im Treueschwur steht etwas darüber, dass man einer Person seine Treue schwört. Und ich denke, am Ende des Tages hat Trump deutlich gemacht, dass man ihm die Treue schwören muss, und er allein kann das Problem lösen, und das ist so antidemokratisch, wie ich es nur verstehen kann.»
Als Stimmungsbild für die US-Wahl genügt das Resultat freilich nicht. Das Resultat in dem für seine schönen Wanderwege, Ski- und Golfmöglichkeiten bekannten Dorf auf dem Gebirgspass zwischen Dixville Peak und Sanguinary Mountain ist aber vielleicht ein letzter Hinweis darauf, wie gespalten die USA derzeit sind – und wie knapp das Rennen um das Präsidentenamt ausgehen könnte.
Barrikaden und Fluchtpläne: So bereitet sich Washington auf mögliche Ausschreitungen vor
In grösseren Städten der USA werden Unruhen nach den Präsidentschaftswahlen befürchtet. Geschäfte sichern sich mit Holzplatten, und viele Bürger*innen planen, vorübergehend die Stadt zu verlassen.