Unglück in KasachstanRussische Boden-Luft-Rakete soll Flugzeugabsturz verursacht haben
dpa/dmu/toko
26.12.2024 - 15:41
Ermittlungen nach Absturz des Passagierjets in Kasachstan - Gallery
Aus dem Heck-Wrackteil wurden nach Medienberichten überlebende Passagiere gerettet. (Foto: Handout).
Bild: dpa
Ein Passagierflugzeug vom Typ Embraer 190 bei einem Testflug über Brasilien. (Archivbild)
Bild: dpa
29 Menschen überlebten den Absturz teilweise schwer verletzt.
Bild: dpa
Ermittlungen nach Absturz des Passagierjets in Kasachstan - Gallery
Aus dem Heck-Wrackteil wurden nach Medienberichten überlebende Passagiere gerettet. (Foto: Handout).
Bild: dpa
Ein Passagierflugzeug vom Typ Embraer 190 bei einem Testflug über Brasilien. (Archivbild)
Bild: dpa
29 Menschen überlebten den Absturz teilweise schwer verletzt.
Bild: dpa
Beim Absturz eines Passagierjets in Kasachstan sterben mindestens 38 Menschen. Während die Flugschreiber untersucht werden, heisst es laut einem Medienbericht: Russland hat die Maschine abgeschossen und den Piloten eine Notlandung verwehrt.
dpa/dmu/toko
26.12.2024, 15:41
26.12.2024, 15:47
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Am Mittwoch ist ein Flugzeug der Azerbaijan Airlines in Kasachstan abgestürzt.
Die Ursache ist noch unbekannt. Es kursieren zahlreiche Spekulationen über die Ursache des Unglücks.
Laut einem Medienbericht bestätigten Quellen der aserbaidschanische Regierung, eine russische Boden-Luft-Rakete habe die Maschine getroffen.
Was bis jetzt bekannt ist, liest du in der Übersicht.
Nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs in Kasachstan haben die Ermittlungen nach der Ursache des Unglücks begonnen. Bergungstrupps hatten am Abend am Unglücksort bei Aktau an der Küste des Kaspischen Meeres in den Trümmern der Maschine die Flugschreiber geborgen, auch bekannt als Blackbox.
Was ist passiert?
Beim Absturz der Maschine der Azerbaijan Airlines in Kasachstan sind nach offiziellen Angaben 38 Menschen ums Leben gekommen, 29 Insassen der Unglücksmaschine überlebten teilweise schwer verletzt.
Die Maschine war am Mittwochmorgen in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku mit 67 Insassen gestartet – unter ihnen waren fünf Besatzungsmitglieder. Sie sollte planmässig nach Grosny, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, fliegen.
Aus noch unbekannten Gründen nahm das Flugzeug kurz vor dem Landeanflug Kurs in Richtung Kaspisches Meer. Dort signalisierte der Pilot nach Angaben der kasachischen Agentur Tengrinews eine Notlage – in Pilotenkreise als «emergency squawk 7700» bekannt.
Warum ist die Maschine abgestürzt?
Zu den Ursachen kursierten mehrere unbestätigte Spekulationen: vom Vogelschlag bis hin zu Beschuss durch russische Flugabwehr. Kasachstans Vize-Regierungschef Qanat Aldabergenuly Bosymbajew forderte inzwischen, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Die Ergebnisse der Untersuchungen würden nach Abschluss der Arbeiten «selbstverständlich» veröffentlicht.
Indessen meldet der TV-Sender «Euronews» am Donnerstagnachmittag, aserbaidschanische Regierungsmitglieder hätten bestätigt, dass der Absturz durch eine russische Boden-Luft-Rakete verursacht wurde.
Demnach wurde die Rakete während eines Drohnenfluges über Grosny auf die Maschine abgefeuert. Splitter hätten Passagiere und die Kabinenbesatzung getroffen, als sie in der Luft neben dem Flugzeug explodierte.
Wie es weiter heisst, hätten die Piloten um eine Notlandeerlaubnis auf einem russischen Flughafen gebeten, die ihr verwehrt wurde. Vielmehr seien die Piloten angewiesen worden, Kurs auf das Kaspische Meer zu nehmen und in Richtung Aktau in Kasachstan zu fliegen.
Gibt es Bilder vom Unglück?
Videos zeigen, wie das Flugzeug aus geringer Höhe an der Küste des Kaspischen Meeres abstürzte, ohne den nahe gelegenen Flughafen der Stadt Aktau zu erreichen. Nach Berichten von Augenzeugen flog die Maschine zwei weite Kreise, ehe sie beim Versuch eines dritten Kreises auf dem Boden aufschlug.
Azerbaijan Airlines passenger plane flying from Baku to Grozny crashed in Aktau, Kazakhstan. pic.twitter.com/EnicqHcTGM
Tengrinews veröffentlichte ein Video aus der Kabine der Unglücksmaschine, das heruntergefallene Sauerstoffmasken zeigt, ebenso wie aufgeregte Rufe von Passagieren und die Aufnahme eines bärtigen Mannes, der immer wieder «Allahu Akbar» (Gott ist gross) ruft. Wann genau das Video aufgenommen wurde, war nicht ersichtlich.
Warum flog die Maschine nicht zum Zielflughafen?
Die Maschine habe wegen schlechter Wetterbedingungen nicht in Grosny landen können und deshalb Kurs auf einen Ausweichflughafen genommen, sagte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev. In sozialen Netzwerken kursierten zwar viele Videos des Unglücks, sagte er. «Doch die Gründe für den Absturz sind uns noch unbekannt.» Es gebe verschiedene Theorien. «Die Sache muss gründlich aufgeklärt werden», sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Azertag zufolge.
Azerbaijan Airlines führte den mutmasslichen Schaden an dem Flugzeug in ersten Äusserungen auf die mögliche Kollision mit einem Vogelschwarm zurück. Der Luftfahrtexperte Heinrich Grossbongardt hält dagegen Nebel oder ein Vogelschwarm als Absturzursache für unwahrscheinlich. «Das realistische Szenario ist eine Einwirkung von aussen», sagte er der ARD-«Tagesschau». «Das Flugzeug war extrem schwer beschädigt, nicht steuerbar. Das ist nichts, was zum Beispiel durch einen Vogelschwarm erzeugt wird, da fallen die Triebwerke aus, aber das Flugzeug bleibt steuerbar.
Gibt es einen Bezug zum Ukraine-Krieg?
Russische Militärblogger schlossen dagegen eine andere Erklärung nicht aus: Das Flugzeug könnte über dem Nordkaukasus in Zonen geraten sein, in denen am Mittwochmorgen ukrainische Drohnen bekämpft worden seien. Dazu gab es jedoch keine offizielle Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums, das üblicherweise die Bekämpfung von einfliegenden Drohnen meldet.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew vertrat der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, die Ansicht, die Maschine sei auf ihrem Weg nach Grosny von der russischen Flugabwehr beschossen und beschädigt worden. Einen Beweis für seine Behauptungen erbrachte er nicht.
Russian media speculates that the Azerbaijan Airlines flight was shot down by Russian air defenses that mistook it for a Ukrainian drone - here is what the fuselage looked like pic.twitter.com/5xvDuNuo85
Völlig unklar war, ob Drohnen oder Geschosse zur Abwehr von Drohnen überhaupt in den Vorfall verwickelt waren. Die Ukraine wehrt sich seit fast drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg und nimmt immer wieder vor allem mit Drohnen militärische Ziele in dem Nachbarland ins Visier. Inzwischen erreichen ukrainische Drohnen auch den Kaukasus.
Der Internet-Flugzeugtracker Flightradar24 analysierte, dass die beschädigte Maschine die letzten 74 Minuten nur beschränkt steuerbar über das Kaspische Meer geflogen sei.
Wie konnten Passagiere überleben?
Beim Aufprall ging der Kurz- und Mittelstreckenjet zum Teil in Flammen auf, wie Videos in sozialen Netzwerken zeigten. Fotos zufolge wurde das Heck weniger beschädigt. Aus diesem Wrackteil wurden nach Medienberichten überlebende Passagiere gerettet. Bug und Mittelteil wurden dagegen zerstört.
Die regionale Gebietsverwaltung von Mangistau veröffentlichte eine Liste der Verletzten, auf der sich auch die Namen zweier Kinder fanden. Ein elfjähriges Mädchen gab an, in Deutschland zu wohnen. Seine Staatsangehörigkeit kenne es nicht. Der Liste nach hatten 14 Überlebende die Staatsangehörigkeit von Aserbaidschan, 10 von Russland und 2 von Kirgistan.
Am Abend veröffentlichte die kasachische Agentur Tengrinews eine komplette Passagierliste, auf der auch die Staatsangehörigkeit fast aller Insassen aufgeführt wird. Bei einer Frau fehlten alle Angaben zur Person, ein elfjähriges Mädchen wurde mit deutscher Staatsangehörigkeit aufgelistet.
Azerbaijan Airlines stellten ihre Flüge in die russischen Städte Grosny und Machatschkala im Nordkaukasus ein.
Mehr Videos zum Thema
Tönt nach Science-Fiction, ist aber wahr: Der letzte Crash eines Linienflugs liegt Lichtjahre zurück
Wenn eine Passagiermaschine abstürzt, geht die News um die Welt. Viel schwieriger zu bemerken ist das Gegenteil: Das Ausbleiben eines Crashs. In den USA ereignete sich der Letzte vor 16 Jahren. Wie sicher ist fliegen?