Verlobte: «Das war sadistisch»Polizei verhaftet Bräutigam während Trauung
Vanessa Büchel
17.1.2024
Eigentlich sollte die Hochzeit der glücklichste Tag im Leben sein, doch für dieses Paar entpuppt sich die Zeremonie als reines Desaster: Der Bräutigam wird während der Trauung festgenommen und in die Türkei abgeschoben.
Vanessa Büchel
17.01.2024, 15:49
17.01.2024, 16:24
Vanessa Büchel
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Am Samstag wurde in Österreich ein Bräutigam auf seiner eigenen Hochzeit verhaftet.
Der türkische Staatsbürger wollte Gundula Marie Beduhn das Jawort geben.
Am Dienstag wurde Hamza in die Türkei abgeschoben. Was genau ihn dort erwartet, ist noch unklar.
Die Braut wirft der Fremdenpolizei in einem Interview eine «sadistische» Vorgehensweise vor.
Sie kann den Vorfall nur mit Psychopharmaka und psychiatrischer Unterstützung aushalten.
Es ist wie die Szene aus einem schlechten Film: Hamza (26) und Gundula Marie Beduhn (40) wollen im Schloss Vösendorf standesamtlich heiraten, als plötzlich die Fremdenpolizei auftaucht und den Bräutigam an seiner eigenen Trauung festnimmt. Zehn oder zwölf Männer seien laut der Schilderung der Verlobten des Bräutigams einmarschiert und hätten die Trauung gestoppt. Dies ereignete sich am Samstag in Niederösterreich, am Dienstag wurde der türkische Staatsbürger in seine Heimat abgeschoben.
Ein Video zeigt den Zugriff der Beamten. Beduhn sprach nun in der Puls24-Sendung «Heiss Umfehdet», wie belastend für sie der Vorfall war und erhebt schwere Vorwürfe gegen das Einschreiten der Polizei. «Sie haben es auf sadistische Art und Weise gemacht. Während der Trauung, als das Lied von Ed Sheeran ‹Perfect› lief», erinnert sich die deutsche Staatsbürgerin aufgelöst in der Sendung.
Dieses Vorgehen habe nichts mehr mit wenig Feingefühl zu tun, sondern sei reiner Sadismus. «Es wurde seelische, grausame Gewalt ausgeübt», ist Beduhn überzeugt.
Der Rechtsanwalt des 26-jährigen Türken, Gregor Klammer, ist entrüstet über das Geschehene. Auf Facebook beurteilt er «diese barbarische Praxis» als «rechtswidrig». Weiter erklärt er, dass man die Braut aufgrund eines Schocks ins Spital eingeliefert habe.
«Er hat Angst»
Zum Puls24-Anchor Thomas Mohr sagt die 40-jährige Psychologin, dass sie das Ganze seither nur mit der Hilfe von Psychopharmaka und psychiatrischer Unterstützung aushalte. Und wie es Hamza geht? Der 26-Jährige musste zuerst in Schubhaft, wurde am Dienstagabend dann in die Türkei abgeschoben. «Ich habe ihn am Sonntag zu den Besuchszeiten für 50 Minuten hinterm Fenster gesehen. Wir haben eigentlich nur geweint, er ist psychisch fix und fertig», sagt Beduhn um Fassung ringend.
Was genau Hamza in der Türkei erwartet, weiss noch niemand genau. Aber laut seiner Verlobten könnte es alles sein. «Er hat Angst, weil er den Wehrdienst machen und eventuell ins Gefängnis muss. Er ist Kurde und kein Türke», fügt die Verlobte von Hamza schweratmend an und haut auf den Tisch. Das habe andere Bedingungen zur Folge.
Hamza soll 2022 nach Österreich gekommen sein, weil er in der Türkei eine Aufforderung zum Militärdienst erhalten habe. Aufgrund grosser medialer Berichterstattung sah sich das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) nun dazu gedrängt, auf eine «sachliche» Weise Stellung zum Fall zu nehmen. In einer Medienmitteilung heisst es, dass Hamzas im März 2022 gestellter Antrag auf internationalen Schutz (Asylantrag) in Österreich im Juli 2023 abgewiesen wurde.
Der Bräutigam habe anschliessend die behördlichen Anordnungen missachtet. Ausserdem sei es zu «13 Festnahmeversuchen» gekommen, die der 26-Jährige durch Untertauchen «vereiltet» habe. Er sei seiner Ausreiseverpflichtung nicht nachgekommen und daher sehe man keinen anderen Weg.
Arbeitsstelle und Meldeadresse sollen bekannt gewesen sein
Die Verlobte des Festgenommenen ist entrüstet und schüttelt den Kopf über die erwähnten 13 Festnahmeversuche: «Seine Arbeitsstelle ist bekannt. Meine Meldeadresse ist bekannt, es ist so vieles bekannt.»
Anwalt Klammer sieht es als «unverhältnismässig», in einem solchen Fall die Hochzeit durch eine Festnahme zu sprengen.
Das BFA hat Ermittlungen durchgeführt und laut der Mitteilung entschieden, dass dem 26-Jährigen in der Türkei «keine Verfolgung im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention droht».