Neue StudieSchädlicher als alle Autos Europas: Umweltsünder Kreuzfahrtschiffe
tali
20.6.2019
Wie schlecht Flugreisen für die Umwelt sind, dürfte den meisten mittlerweile bewusst sein. Einer aktuellen Studie zufolge wäre «Kreuzfahrtscham» jedoch genauso angebracht wie «Flugscham».
«Gemäss dem Weltverband der Kreuzfahrtindustrie haben immer noch erst rund zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung eine Kreuzfahrt gebucht», rechnete Dominika Lange, Geschäftsführererin und Marketing-Direktorin von Costa/AIDA Anfang 2018 in einem Artikel vom travelnews.ch vor. «Wir sehen deshalb weiterhin ein grosses Wachstumspotenzial hierzulande», zeigte sie sich angesichts des internationalen Kreuzfahrtbooms optimistisch – man müsse nur «die in der Bevölkerung stets vorhandenen Vorurteile gegenüber Kreuzfahrten» abbauen.
Genau das dürfte Lange und ihren Mitarbeitern künftig schwerer fallen. Denn einer neuen Studie von «Transport and Environment» zufolge pusteten allein die 47 Luxusschiffe der Carnival Corporation, zu der auch Costa/AIDA gehört, 2017 zehnmal mehr Schadstoffe in den Himmel über Europa als die über 260 Millionen Autos der Europäer zusammen. In ihrer Untersuchung konzentrierten sich die Forscher der Dachorganisation verschiedener nichtstaatlicher europäischer Organisationen aus dem nachhaltigen Verkehrsbereich vor allem auf den Ausstoss von Schwefeloxiden.
So schaden Schwefeloxide uns und der Umwelt
Schwefeloxide mögen in den aktuellen Umwelt- und Klimaschutzdiskussionen seltener genannt werden als das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid, doch sie sind nicht minder schädlich. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) nennt etwa Schwefeldioxid als eine «wichtige Vorläufersubstanz für die Bildung saurer Niederschläge und sekundärer Aerosole (Feinstaub)».
Beim Menschen macht sich eine zu hohe Schwefeldioxidkonzentration in der Luft mit «Reizung von Augen, Atmungsorganen und Haut» bemerkbar und kann auf Dauer zur «Erkrankung der Atemwege» führen. In der Umwelt schädigt Schwefeldioxid laut BAFU Pflanzen und empfindliche Ökosystemen auf vielfältige Weise, ausserdem greife es die Substanz von Bauwerken und anderen Materialen an. Stichwort: saurer Regen.
Die Folgen des Massentourismus
Besonders betroffen von der Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe sind der Untersuchung zufolge in Europa – wenig überraschend – vor allem die Mittelmeerstaaten Spanien, Italien, Griechenland und Frankreich, aber auch Norwegen, das wegen seiner Fjorde gern von den schwimmenden Hotels angesteuert wird.
Anders Fretheim dürfte das kaum überraschen: «Als ich ein Kind war, kamen fünf bis sechs Schiffe im Sommer in den Fjord. Heute sind es 165», beklagte der Landwirt aus dem norwegischen Ort Flåm jüngst im «Europamagazin» der ARD. Das Dorf liegt am Ende des Aurlandsfjords und ist wegen seiner Aussichtsplattform Stegastein, die weit über den Fjord ragt, bei Touristen sehr beliebt. Rund eine Million Besucher sind es mittlerweile pro Jahr, durch anlegende Kreuzfahrtschiffe oft 2'000 auf einmal.
Hoteliers und Gastronomen vor Ort haben von dem Touristenstrom durch Kreurfahrten wenig, schliesslich buchen die meisten Reisenden All-inclusive-Pakete. Hauptsächlich Souvenierhändler profitieren – doch zu einem hohen Preis für die Umwelt, wie die ARD vorrechnet: Während der Stopps lassen die Schiffe ihre Motoren weiterlaufen, um Strom zu produzieren, und stossen in dieser Zeit mehr Abgase aus als 10'000 Dieselautos im Leerlauf.
Die Städte wehren sich
«Grosse Kreuzfahrtschiffe sind schwimmende Städte, die teilweise mit den schmutzigsten Brennstoffen überhaupt angetrieben werden», erklärt Faig Abbasov, der Schifffahrtsexperte der Studienherausgeber «Transport and Environment». «Städte verbannen zu Recht schmutzige Dieselautos, aber sie geben Kreuzfahrtanbietern einen Freifahrtschein, giftige Abgase zu verbreiten, die sowohl den Passagieren als auch den Küstenregionen unermesslichen Schaden zufügen», beklagt er. «Das ist inaktzeptabel».
Zu diesem Schluss kommen auch langsam die Städte, die unter dem ausufernden Kreuzfahrt-Tourismus zunehmend leiden: Venedig, der Studie zufolge nach Barcelona und Palma de Mallorca die am schlimmsten betroffene Hafenstadt, beschloss kürzlich die Einführung eines Eintrittsgeldes für Tagestouristen. Im kroatischen Touristenmagnet Dubrovnik dürfen inzwischen nur noch zwei Schiffe pro Tag anlegen und nur noch maximal 5'000 Passagieren Zugang zur berühmten Altstadt gewährt werden. Zuvor drängte sich fast die doppelte Menge Touristen durch die Gassen.
Vorbild Bergen
Am konsequentesten zeigte sich bislang jedoch die norwegische Stadt Bergen: Rund 350 Kreuzfahrtschiffe legen hier pro Jahr an, mehr als in jedem anderen Hafen des Landes. Inzwischen dürfen nur noch drei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen liegen. Zudem baut die Stadt am Hafen neue Landstromanlagen, damit die Schiffe ihre Maschinen während des Landgangs abstellen können.
Die Nachrüstung ist jedoch kein reiner Service für die Kreuzfahrtanbieter, sondern auch ein Druckmittel: «Wenn die Redereien für ihre Schiffe in Zukunft einen Slot buchen, dann vergeben wir die Liegeplätze zuerst an die Schiffe, die an den Landstrom angeschlossen werden können. Alle anderen müssen sich hinten anstellen», erklärt Even Husby von der Hafenbehörde Bergen im ARD-«Europamagazin». Auch die Liegegebühr für «saubere» Schiffe soll künftig geringer ausfallen.
Denn saubere Schiffe sind laut Faig Abbasov von «Transport and Environment» durchaus keine Zukunftsmusik: «Es gibt genügend ausgereifte Technologien, um Kreuzfahrtschiffe sauberer zu gestalten. Landstromanlagen können helfen, den Abgasausstoss in Häfen zu reduzieren, Batterien sind für kürzere Strecken eine Lösung. Und mit Wasserstofftechnologien können auch die grössten Schiffe angetrieben werden.»
Erste Kreuzfahrtanbieter haben bereits begonnen, von Schweröl auf alternative Treibstoffe umzustellen. So setzt AIDA mit ihrem neuen AIDAnova etwa auf Flüssiggas: «Die Emission von Stickoxiden verringert sich dadurch um bis zu 80 Prozent, die CO2-Emissionen um weitere 20 Prozent», wirbt das Unternehmen auf seiner Website.
Faig Abbasov schätzt aber, dass es noch 30 Jahre dauern wird, bis die Branche ihre aktuell verwendeten Schwefeloxid-Schleudern aus dem Verkehr gezogen hat. «Da die Industrie offenbar nicht willens ist, etwas zu verändern, müssen die Regierungen eingreifen und einen Null-Emissionen-Standard durchsetzen», fordert er.
An der Ostsee werden Riesenschiffe für Chinas Kreuzfahrt-Fans gebaut
An der Ostsee werden Riesenschiffe für Chinas Kreuzfahrt-Fans gebaut
Im Dock der Warnemünder (D) Werft von MV Werften ist das 216 Meter lange Mittelteil des Global Class Kreuzfahrtschiffs im Bau.
Bild: dpa/Bernd Wüstneck
Wenn das Schiff 2021 erstmals auf Reisen geht, soll es in der Liga der ganz Grossen mitspielen. So lang wie drei Fussballfelder, zwanzig Decks hoch.
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Die weiss verhüllten Antriebsaggregate von MAN sind im Mittelteil des Global Class Kreuzfahrtschiffs bereits eingebaut.
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In Rostock-Warnemünde entsteht das gut 250 Meter lange Mittelschiff. Es wird später ins nahe Wismar geschleppt, wo Bug und Heck montiert werden.
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Im Werk der MV Werften Fertigmodule entstehen im Fliessbandverfahren die über 3000 Kabinen für das Global Class Kreuzfahrtschiff, des künftig grössten Kreuzfahrtschiffes der Welt.
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Der vom Schiffbauverbund MV Werften bebaute Gigant ist nicht für den heimischen Markt bestimmt. Auch in Fernost boomt mit wachsendem Wohlstand insbesondere in China die Kreuzfahrtbranche.
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Die exakten Daten des fertigen Schiffes gehen dem 57-jährigen Schiffbauingenieur Klaus Paschen mitten im Lärm der Stahlarbeiten leicht über die Lippen: 342 Meter lang und vom Kiel bis zum Schornstein 60 Meter hoch. «Bis zu 60'000 Tonnen Stahl werden verbaut.» Der Eiffelturm wiege 10'000 Tonnen, erläutert der in Warnemünde für die Dockmontage zuständige Paschen.
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Allen ist bewusst, wie immens die Aufgabe für MV Werften ist. Schiffbauer und Konstrukteure hatten in der Vergangenheit ihre Erfahrungen vor allem mit dem Bau grosser Frachtschiffe gemacht.
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Knapp 140 Mitarbeiter sind inzwischen mit dem Kabinenbau beschäftigt. Viele von ihnen waren aus Mangel an gut bezahlten Jobs zu Berufspendlern geworden, arbeiteten in Niedersachsen und Hamburg.
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In der neuen Paneellinie der Werft mit einer hypermodernen Laser-Hybrid-Schweissstraße wird an den Sektionen für das 216 Meter lange Mittelteil des Global Class Kreuzfahrtschiffs gearbeitet.
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Ein insgesamt grösseres Passagierschiff wurde in Deutschland noch nicht gebaut: Wenn die Kabinen voll sind, finden nach Angaben der Werft bis zu 9500 Passagiere an Bord Platz.
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Dazu kommt eine Schiffsmannschaft von mehr als 2000 Menschen. Bei dieser Bettenzahl könnten die Einwohner von Davos zusammen auf Kreuzfahrt gehen.
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Die Beherbergungsstätte der MV Werften, die mit Kabinen von MV Werften Fertigmodule errichtet wurde. Das Projekt dient als Test für den Bau des Global Class Kreuzfahrtschiffes mit über 3000 Kabinen.
Swiss will im Sommer pünktlicher werden und Kunden besser begleiten
Für die Swiss dürfte es am Flughafen Zürich im Sommer wieder hoch hergehen. Die Fluggesellschaft erwartet in den kommenden Monaten nochmals rund 10 Prozent mehr Passagiere als im Vorjahr.
01.07.2024
Kuoni-Besitzerin DER Touristik Suisse macht mehr Umsatz und Gewinn
Insgesamt hat DER Touristik Suisse im vergangenen Jahr den Umsatz auf 590 Millionen Franken gesteigert. Das sei ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Jahr 2022, teilte die Kuoni-Besitzerin am Dienstag mit. Die Reiselust nach der Pandemie sei auch für das Jahr 2024 ungebrochen.
09.04.2024
Freitag und Donnerstag: Streikwelle bremst Flugverkehr aus
Berlin/Frankfurt, 13.03.24: Zehntausende Passagiere müssen sich in den kommenden Tagen erneut auf Flugstreichungen und Verspätungen einstellen. Die Gewerkschaft Verdi hat zu Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals an fünf deutschen Flughäfen aufgerufen.
Am Donnerstag sind die Flughäfen Hamburg, Stuttgart, Karlsruhe/Baden-Baden, Köln und Berlin betroffen.
Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV sind allein davon etwa 90 000 Reisende betroffen, mehr als 580 Flugverbindungen dürften abgesagt werden.
Nachwehen könnte zudem der zweitägige Streik des Lufthansa-Kabinenpersonals in Frankfurt und München haben.
Und was noch dazu kommt: Auch an diesem Freitag können Fluggäste in Deutschland nicht überall damit rechnen, wie geplant ans Ziel zu kommen: Verdi hat auch für Freitag zu weiteren Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals aufgerufen.
Dann soll es nach Angaben von Verdi nach und nach die fünf Flughäfen Hannover, Dortmund, Weeze, Dresden und Leipzig treffen.
14.03.2024
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