Auf der grünen WelleKreuzfahrt-Ferien: Es geht auch ökologischer
Meret Meier, Nachhaltigkeitsblog
12.4.2018
Unterhaltung an Bord und Sightseeing an Land, ohne das Hotelzimmer wechseln zu müssen: Ja, das klingt verlockend. Wenn Kreuzfahrtschiffe bloss nicht das Image von Energiefressern hätten. Aber jetzt gibt es Lösungen für dieses Problem.
Ferien auf Kreuzfahrtschiffen boomen mehr denn je. Allein 2018 sollen weltweit 17 neue Kreuzfahrtschiffe den Betrieb aufnehmen. Aufgrund ihres hohen Schadstoffausstosses kratzen die schwimmenden Städte jedoch hart am Image dieser Art, Ferien zu machen.
Doch jetzt besteht Hoffnung, denn die Schifffahrt ist offener für neue Technologien als beispielsweise die Luftfahrt:
Die günstigste ist die dreckigste Lösung
Rund 4000 Tonnen Schweröl verbraucht ein einzelnes grosses Kreuzfahrtschiff jährlich. Der Treibstoff, der eigentlich ein Abfallprodukt von Ölraffinerien ist, kann zum Betrieb von Dieselmotoren von Container- und Kreuzfahrtschiffen benutzt werden. Es enthält gut 3500-mal so viel Schwefel wie der Diesel für einen Personenwagen.
Das Öl ist kostengünstig und rund um die Welt verfügbar. Allerdings ist das klebrige, dickflüssige Schweröl auch schwer giftig und gibt beim Verbrennen Schwefel, Russ und CO2 in die Luft ab. Eine etwas bessere Alternative zum Schweröl ist der Marinediesel, dessen Schwefelgehalt 35-mal kleiner ist als der von Schweröl. Aber Marinediesel ist doppelt so teuer.
Abgase gründlich reinigen
Um die Abgaswerte auf ein tolerierbares Minimum zu bringen, werden alte Kähne mit Abgas-Waschanlagen (sogenannten Scrubbern) ausgerüstet. Die Abgase werden über Rohre in immens grosse Waschzylinder im Schiff geleitet und dort mit einer Mischung aus Natriumhydroxid und Wasser gesäubert.
Feinstaub, Stickoxide und Russpartikel werden so grösstenteils aus den Abgasen ausgewaschen. Das hochgiftige Abwasser, das bei der Abgasreinigung entsteht, muss anschliessend sehr aufwendig geklärt werden. Entweder geschieht dies direkt an Board oder dann später an Land.
Gas als gute Alternative
Für die ökologische Kreuzfahrt bietet Gas als Treibstoff eine Möglichkeit vom dreckigen Diesel oder vom noch dreckigeren Schweröl wegzukommen. Erdgas kann von Diesel- und Schwerölmotoren verbrannt werden, jedoch fast ohne Feinstaub-, Schwefel- und mit weniger Stickoxidausstoss.
Heute fahren aber gerade mal rund 250 Schiffe weltweit mit Erdgasantrieb, die meisten davon Fähren oder dann Gastanker, die ihre Ladung als Treibstoff benutzen können. Ende Jahr nun wird die Rostocker Reederei Aida das Schiff Aidanova in Betrieb nehmen. Es läuft komplett mit Flüssiggasantrieb, ganz ohne Diesel oder Schweröl.
E-Schiffe sind die Zukunft
Derweil gibt es Bestrebungen, Schiffe mit elektrischer Energie anzutreiben, auch wenn diese Art des Antriebs noch weit davon entfernt ist, Standard zu werden. Im Oktober wird das Expeditionsschiff MS Roald Amundsen in See stechen, zwar immer noch angetrieben von Dieselmotoren, welche allerdings von gigantischen Lithium-Ionen-Akkus unterstützt werden.
Die MS Roald Amundsen kann zwar gerade mal eine halbe Stunde mit reinem Elektroantrieb fahren, doch allein die Vorstellung komplett ohne Abgase und Lärmemissionen durch die Eismeere der Antarktis zu gleiten, zeigt auf, was in Zukunft alles möglich sein wird. Die Schifffahrt entwickelt sich langsam aber stetig weg vom Treibstoff- hin zum Batterieantrieb.
Norwegen macht es vor
Wie so oft, wenn es um Innovation und Umweltschutz geht, haben die Skandinavier die Nase vorn. Ein norwegisches Gesetz besagt, dass Fährschiffe keine Emissionen mehr verursachen dürfen. Das heisst, sie müssen batteriebetrieben sein, zumindest teilweise. Schon seit Jahren gibt es in Norwegen Fähren, die komplett elektrisch funktionieren.
Und wenn das System für Fähren funktioniert, warum dann nicht auch für Kreuzfahrtschiffe? Die Voraussetzungen dafür sind ein Umdenken und ein gewisser politischer Druck. Ein Argument dürfte nur schon wirtschaftlich überzeugen, denn Strom ist kostengünstiger als Schiffsdiesel (wobei die Entwicklung von entsprechenden Batterien natürlich einen relevanten Kostenfaktor darstellt).
Wenn dieser Strom dann auch noch aus umweltfreundlichen Quellen wie der Wasserkraft stammt, dann wird die Schifffahrt, was Emissionen angeht, richtig umweltfreundlich. Und wer, wenn nicht ein wachsender Markt, sollte es sich leisten, auf neue Technologien umzurüsten?
Über den Nachhaltigkeitsblog
Hier erhalten Sie von Swisscom-Mitarbeitenden und Experten aktuelle Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil und für einen kompetenten Umgang mit neuen Medien. Wir porträtieren Unternehmen und Technologien, die innovative Lösungen bieten für die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit. Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter und bleiben Sie informiert. Das Bluewin-Portal ist eine Unternehmenseinheit der Swisscom (Schweiz) AG.
Winterpneus und Korrosionsschutz: So machst du dein Velo winterfit
Immer wärmer und kaum Schnee: Warum also nicht auch in der kälteren Jahreszeit mit dem Velo fahren? Wer auf zwei Rädern sicher durch den Winter kommen will, sollte sich diese Tipps unbedingt zu Herzen nehmen.
08.11.2024
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
Eine Netflix-Doku erzählt die Transformation-Geschichte des Zehnkampf-Olympiasiegers Bruce Jenner. Transfrau Nadia Brönimann hat sich «Untold: Caitlyn Jenner» angeschaut und erklärt, was sie von der öffentliche Inszenierung hält.
04.10.2021
«Es gibt Armut in der Schweiz, das wollen viele nicht wahrhaben»
Die Armut ist hierzulande kaum sichtbar. Aber es gibt sie. Betroffene haben oft das Gefühl, von einer ansteckenden Krankheit befallen zu sein. «blue News»-Redaktor Bruno Bötschi besuchte eine Abgabestelle der Lebensmittel-Hilfe Tischlein deck dich.
13.09.2021
Claudio Del Principe: «Wer behauptet, backen muss präzise sein? – Bullshit!»
Claudio del Principe ist ein Tausendsassa: Storyteller, Kochbuchautor und Initiator des Foodblocks «Anonyme Köche». Doch seine grösste Leidenschaft gilt dem Brot. Konkreter: dem Sauerteig.
07.06.2020
Neue Gepäcksortieranlage am Flughafen Zürich: ««Früher haben wir Koffer geröntgt, heute machen wir ein MRI»
Der Flughafen Zürich hat seine neue Gepäcksortieranlage in Betrieb genommen. Was dir die 450-Millionen Schweizer Franken teure Investition als Fluggast bringt, hat blue News für dich herausgefunden.
19.06.2024
Winterpneus und Korrosionsschutz: So machst du dein Velo winterfit
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
«Es gibt Armut in der Schweiz, das wollen viele nicht wahrhaben»
Claudio Del Principe: «Wer behauptet, backen muss präzise sein? – Bullshit!»
Neue Gepäcksortieranlage am Flughafen Zürich: ««Früher haben wir Koffer geröntgt, heute machen wir ein MRI»