Appenzeller Südsee-Experte Das Paradies ist abgelegen, teuer, aber «perfekt zum Durchatmen»

Von Vanessa Büchel

18.2.2024

Er lebt den Traum von vielen: Hansjörg Hinrichs hat das Reisen zu seinem Beruf gemacht. Mit seinem Unternehmen bietet er massgeschneiderte und exklusive Südsee-Trips an, die ihren Preis haben.

Von Vanessa Büchel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Hansjörg Hinrichs reist seit über 40 Jahren in die Südsee und bietet mit seiner Reiseagentur massgeschneiderte Projekte in dieser Region an.
  • Seine Reisen haben ihren Preis – dafür ist alles dabei.
  • Er sieht den Trend, dass Reisende mehr Authentizität wollen. 
  • Echte Begegnungen mit Land und Leuten stehen im Vordergrund.
  • Bei seinem neuen Projekt «Uto Ni Yalo» in Fidschi ist ein traditioneller Katamaran das Highlight. Damit machen die Teilnehmenden eine Art Inselhopping.
  • Ein Bauchgefühl bei seinem ersten Besuch von Tahiti löste Hinrichs Passion für die Südsee aus. 
  • Heute ist er Reisender, Südsee-Experte, Firmengründer, Fotobuchautor und Referent.

Gerade ist er zu Hause im Appenzellerland, als ihn blue News per Videocall erreicht, doch bald auch schon wieder auf dem Sprung. Hansjörg Hinrichs reist seit über 40 Jahren in die Südsee, wo er für seine massgeschneiderten Reiseangebote persönlich vor Ort Kontakte knüpft und Möglichkeiten prüft. Als Nächstes verschlägt es ihn aber ans Kap Hoorn.

«Bei uns geht es um bewusstes Reisen und Reisen als Selbsterfahrung. Unsere Botschaft: Wieder Respekt ins Reisen reinzubringen, und auch Nachhaltigkeit spielt eine grosse Rolle», sagt der 74-Jährige, während sein Blick aus dem Fenster in seinem Haus oberhalb von Appenzell gleitet. Der Wald ist nur einen Steinwurf entfernt und die Aussicht grenzt an Malerei, wie der Südsee-Experte schwärmt.

Im Portfolio von Hinrichs Agentur Pacific Society stehen unter anderem Französisch-Polynesien, Papua-Neuguinea und Fidschi. Um dorthin zu gelangen, fliegt man um den halben Globus – wie kann das also nachhaltig sein? «Indem man eine Reise mit der nötigen Sorgfalt und im nötigen Mass antritt. Das heisst, weniger, länger, tiefer und differenzierter zu reisen, anstatt im grossen Masse und ständig wieder zu verreisen. Und genau hier setzen unsere Projekte an», erklärt der zweifache Vater, der im sankt-gallischen Steinach aufgewachsen ist und früher Lehrer war.

Handgefertigte Massstücke und das Gegenteil von «Geiz ist geil»

Doch diese Art von Reisen hat seinen Preis. Eine Reise mit Pacific Society gibt es ab rund 44'000 Franken. Dafür bekommt man 17 Tage «Pan Pacifica». Andere Projekte bewegen sich in der Höhe von 100'000 Franken. Leisten kann sich das nicht jeder.

«Wir stehen als völliger Kontrapunkt zu ‹Geiz ist geil›. Wir geben dem Reisen wieder seine volle Wertigkeit und auch seinen Sinn zurück. Dadurch, dass unsere Reisen handgefertigte Masstücke sind, an denen wir bis zu einem Jahr oder noch länger arbeiten, ergibt sich einfach ein anderer Preis. Unsere Kunden bekommen eine einzigartige Lebenserfahrung im kleinen Kreis, wo wirklich alles inbegriffen ist», führt der eingefleischte Südsee-Profi aus.

Da gehöre eine umfassende und persönliche Vorbereitung dazu, Übernachtungen, Transport, Betreuung vor Ort, aber auch Ausflüge und vor allem Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Hinrichs sagt: «Wir schaffen mit unseren Kontakten, die wir über Jahre aufgebaut und gepflegt haben, respektvolle Begegnungen auf Augenhöhe mit Land und Leuten. Und zwar auf eine Art und Weise, die dem Land entspricht und authentisch ist. Gegenseitige Wertschätzung und faire Preise sind dabei von zentraler Bedeutung.»

Und diese Art von Reisen trifft laut Hinrichs den Puls der Zeit. So würde er spüren, dass Reisende nach Authentizität und einem Gegenpol zu unserer mehr und mehr virtuell geprägten, oft hektischen Welt suchen. «Sie wünschen sich Raum für sich, um wieder durchatmen zu können. Und da eignen sich unsere Reisephilosophie und der Südpazifik einfach bestens.»

«Über 80 Prozent reisen wieder mit uns»

Mittlerweile darf sich Pacific Society über eine treue Stammkundschaft freuen. «Über 80 Prozent der Leute, die mit uns reisen, reisen mehrmals mit uns», so Hinrichs stolz.

Ganz klar seien die meisten Mitreisenden – allein von der Wertigkeit und der Preisschwelle her – solvente Leute, die sich eher in der zweiten Lebenshälfte oder gar im letzten Lebensdrittel befinden. «Es sind Leute, die engagiert im Leben stehen, reiseerfahren sind und das Echte sowie Authentische im kleinen Kreis oder gar im privaten Rahmen suchen.»

So würde sich eine breite Palette an Menschen ergeben – von kreativen Anwälten über Unternehmer, die ihre Firma verkaufen, bis hin zu Ärzten, die fast ein Leben lang durchgearbeitet haben und sich etwas gönnen wollen. 

Liebe auf den ersten Blick

Für Hinrichs, der als leidenschaftlicher Fotograf auch Bildbände veröffentlicht und ein unerschöpfliches Archiv an Südsee-Bildern hat, war es ein Bauchgefühl, das seine Leidenschaft für diese spezielle und damals noch wenig bereiste Region der Welt weckte.

«Bewegung und Reisen war schon immer meins. Und als ich zum ersten Mal auf meinen Reisen in Tahiti ankam, erwartete mich diese feuchte, aromatische Luft, der sternenklare Himmel und von irgendwoher exotische Musik – ich wusste sofort, das ist das, dem ich mich künftig widmen will», erinnert sich der Unterwegsseiende, wie er sich selbst gerne nennt.

Nächste Projekte

Von den Pacific-Society-Reisen profitieren nicht nur die Teilnehmer, sondern auch die Einheimischen, was Hinrichs sehr am Herzen liegt. «Das Geld reinvestieren wir teils auch wieder in neue Projekte und Konzepte vor Ort. Auf den Salomonen beispielsweise haben wir den Einheimischen gezeigt, wie Tourismus funktionieren kann und wie sie davon profitieren können.»

Als Nächstes geht es für Hinrichs nach Südamerika, wo er sich für ein neues Projekt auf Recherche begibt. Im Herbst startet dann «Uto Ni Yalo» in Fidschi, was auf Deutsch «Herz und Seele» bedeutet. 

Das Herzstück dieses neuen Projekts: ein polynesischer, traditionell gebauter Katamaran, der aber aus modernsten Materialien wie Carbon besteht. «Das Spezielle daran ist, dass er keine Navigationsinstrumente an Bord hat und der Kapitän als einer der wenigen Navigatoren im ganzen Pazifik noch die alte Sternennavigation beherrscht», schwärmt Hinrichs.

Man merkt, wie sehr er für dieses Projekt brennt, als er mit strahlenden Augen weitererzählt: «Es gibt nur wenige von diesen Schiffen. Sie sind Träger der Identität, Geschichte und Kultur der Eingeborenen. Mit diesem wunderschön geschnitzten Katamaran werden wir eine Region von Fidschi bereisen, die touristisch nicht erschlossen ist.»

Der Katamaran begleitet die Reisegruppe als schwimmende Erlebnisplattform zum Erkunden von Buchten, Schnorchelgärten sowie Inseln, die kaum besucht werden. Auch Feste würden darauf gefeiert werden. «Übernachtet wird aus Komfortgründen immer an Land. Wer jedoch möchte, gönnt sich an Deck im Schlafsack die funkelnde Pracht des nachtblauen Sternenhimmels. Ein Traum», so gibt Hinrichs verträumte Einblicke.

Reisen ist eine Lebensschule

Hinrichs Leben ist eine Abenteuerreise. Das Unterwegssein ist schon lange sein Lebensinhalt und in seinen Augen auch die beste «Lebensschule». 

Nachdenklich sagt er: «Unser Leben ist eine Reise, wir bewegen uns jeden Tag. Meine Vision: Öffne Augen und Herzen, geh in die Tiefe und lass dich auf die Welt und dich selbst ein.»

Am Samstag, 17. Februar, findet ein Event von Pacific Society im Kino Cinématte in Bern statt. Hansjörg Hinrichs stellt dort seine Reiseprojekte vor und zeigt Trouvaillen aus seinem grossen Fundus. Bitte vorher anmelden.

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