«Wir sind im Paradies gelandet» Schweizer Ehepaar lebt seinen Inseltraum auf Sansibar

Von Vanessa Büchel

30.12.2023

Schweizer Auswanderer-Ehepaar: Karin und Mauri Pastore leben auf Sansibar. 
Schweizer Auswanderer-Ehepaar: Karin und Mauri Pastore leben auf Sansibar. 
Vanessa Büchel

Karin und Mauri Pastore hatten genug vom Schweizer Winter. Auf der Suche nach einer neuen Heimat haben sie ihr Herz an Sansibar verloren. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Von Vanessa Büchel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Karin und Mauri Pastore sind nach Sansibar ausgewandert.
  • Das Schweizer Ehepaar lebt den Inseltraum – und führt im Südosten der Insel Tansanias ein Hotel.
  • Ausgewandert sind sie, weil sie dem Schweizer Winter entfliehen wollten.
  • Karin Pastore vermisst ihren Laborjob, Fondue und Sauerbraten.
  • Die Pastores sind happy und wollen nicht mehr weg aus Sansibar.

Gedankenverloren blickt Karin Pastore (52) aufs Meer, das sich aufgrund der starken Gezeiten auf Sansibar gerade zurückgezogen hat. Alle paar Stunden verschwindet das knallig türkisfarbene Wasser, das ausschaut wie auf einer dieser perfekten Postkarten. «Wir sind im Paradies gelandet und wollen auch nicht mehr weg hier», sagt die Hotelchefin verträumt.

Sie und ihr Mann Mauri Pastore (51) haben sich in der Heimat kennengelernt, beide sind in der Nähe von Langenthal BE zwischen Olten SO und Burgdorf BE aufgewachsen. Vor rund zwei Jahren haben sie ihre Sachen gepackt, das Daheim hinter sich gelassen und sind nach Sansibar gezogen, eine Insel vor dem Festland und ein autonomer Teil Tansanias.

Die beiden führen das Hotel Little Pompeji in Jambiani im Südosten der Insel, das sie von einem italienischen Ehepaar übernommen haben. Sie waren 17 Jahre auf Sansibar zu Hause, hatten aber gleichzeitig auch ein Daheim in Rom, und haben die Anlage aufgebaut. «Für sie war es nach all den Jahren an der Zeit, weiterzuziehen, was uns zugute kam. Das Hotel stand zum Verkauf und als wir es zum ersten Mal sahen, war für uns klar: Hier wollen wir bleiben! Es gab 400 weitere Interessenten, aber wir hatten Glück», erklärt Pastore. Die Vorbesitzer habe es mittlerweile nach Dubai verschlagen.

Pastore vermisst das Labor, Fondue und Sauerbraten

Dass es Sansibar sein wird, wo sich die Pastores niederlassen, war mehr ein zufälliger Entscheid, als ein langgeplanter Traum. «Für uns war schon immer klar, dass wir keines dieser Ehepaare sind, die in der Schweiz alt werden. Der Winter ist nichts für uns», begründet Pastore den Grund für ihren Entscheid, die Heimat hinter sich zu lassen.

Das eigentliche Ziel ihrer Träume wäre Kambodscha gewesen. Doch nach unzähligen Besuchen im ostasiatischen Land überkamen sie plötzlich Zweifel. «Es fühlte sich einfach nicht mehr richtig an.»

Die Corona-Pandemie brach aus und Sansibar wurde zum nächsten Ziel des reisebegeisterten sowie asienaffinen Ehepaares. «Warum Mauri genau Sansibar vorschlug, weiss ich nicht mehr, aber so landeten wir schliesslich hier», erinnert sich Pastore.

Und beide sind glücklich auf der afrikanischen Insel. Ob es ihnen an etwas fehlt? «Nein, ganz klar nicht! Wir haben hier alles, was wir brauchen, sind mittlerweile wunderbar integriert und haben einen grossen Freundeskreis.» Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die das dreifache Katzen-Mami vermisst. «Vor allem meinen Job, ich war 20 Jahre lang in der Mikrobiologie tätig. An manchen Tagen fehlt mir mein Laborjob, den ich wirklich gerne gemacht habe», so Pastore. Und wenn sie etwas weiter grübelt, dann hätte sie auch nichts gegen mehr Fondue oder Sauerbraten.

Aktuell wenige Touristen auf Sansibar

Kulinarisch hat die Insel viel zu bieten. Sansibar wird auch die Gewürzinsel genannt, weil hier alles Mögliche gedeiht – von Nelken über Pfeffer bis hin zu Kurkuma. Byriani-Reis oder geschmacksintensives Curry sind gang und gäbe im Alltag der Sansibaris.

Doch die Spezialität im Little Pompeji sticht heraus: Dort gibt es die besten Raviolis inselweit. «Wir machen sogar den Teig selbst, das ist auf Sansibar einzigartig», teilt Pastore stolz mit. Ihr Mann Mauri hat italienische Wurzeln und von seinen Verwandten in Neapel gelernt, wie man gute Pasta zubereitet, wie seine Frau betont.

Gerade ist das Hotel leer. Am Morgen sind die letzten Gäste aus Italien abgereist. «Im Moment ist es sehr ruhig. Warum das so ist, weiss ich nicht genau. Aber ich glaube, es hat unter anderem auch damit zu tun, dass viele Reisende denken ‹Sansibar ist ja in Afrika›, aber dann merken, wie teuer die Insel eigentlich ist», führt Pastore ihre Gedanken aus. Ausserdem sei es schon immer noch so, dass viele Respekt vor afrikanischen Reisezielen haben. Aber: «Überfälle gibt es hier kaum. Man hilft einander, ist füreinander da und lebt in einer Art Community, die zusammenhält.»

«Würde alles wieder genauso machen»

Und das merke auch ich, als ich zusammen mit Pastore zum Strand spaziere. Wie gut die Pastores integriert sind, wird mir schnell klar. Wir halten an einem Massai-Shop, wo die Schweizer Auswanderin ihren Freund hinter dem Tresen mit einer innigen Umarmung begrüsst. Mich grinst er breit an und sagt verstohlen «Jambo» – eine Begrüssungsform auf Swahili. Die Kinder aus der Nachbarschaft spielen lachend um uns herum Fangen. Am Strand streicht Pastore einem kleinen Jungen liebevoll über die Wange.

Dann lässt sie wieder den Blick aufs Meer schweifen, als sich plötzlich ein zufriedenes Lächeln in ihrem Gesicht breitmacht: «Zuhause schneit es gerade wie wild und wir sind hier an diesem paradiesischen Ort. Ist das nicht unglaublich? Ja, wir sind wirklich mega happy hier und wollen nicht mehr zurück.» Viele ihrer Freunde hätten sie gefragt, ob sie alles nochmals genauso machen würde. Darauf weiss Pastore nur eine Antwort: «Ja, das würde ich!»


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