Kolumne am Mittag Vagina-Duftkerze, Netflix-Serie – Gwyneth Paltrow ist verloren

Von Julia Wagner

28.1.2020

Gwyneth Paltrow sorgt mit ... nun ja, abenteuerlichen Projekten für Aufsehen.
Gwyneth Paltrow sorgt mit ... nun ja, abenteuerlichen Projekten für Aufsehen.
Bild: Keystone

Neulich erst bekam Gwyneth Paltrow für ihre Vagina-Duftkerze auf die Backe. Und ihre nun erschienene Netflix-Serie löst nur eines aus: Entsetzen.

Okay, Paltrow hat mal einen Oscar gewonnen, eine wirklich gute Schauspielerin war sie nie. Ich denke, sie weiss das auch. Deswegen hat sie wohl auch vor über zehn Jahren mit einem Lifestyle-Blog begonnen.

Seitdem wurde sie zur Queen of Selbstoptimierung und nervt uns mit makrobiotischen Rezepten, der Vermarktung ihrer Trennung als Lifestyle-Event (wir erinnern uns an die Wortkreation des «Conscious Uncoupling») oder mit richtig teurem Krempel, den niemand braucht.

Paltrow und das Räucherstäbchen

Zuletzt schaffte sie es in die Schlagzeilen mit einer Duftkerze, die knapp 75 Dollar kostet und nach ihrer Vagina riecht. Zumindest verspricht das der Name des Produktes, weil sich das gut vermarkten lässt. Allein das ist Grund genug zu denken, dass Paltrow vielleicht einmal zu oft am Räucherstäbchen geschnüffelt hat und von diesem Trip noch nicht wieder runter ist. Oder meint diese Frau das alles ernst?

Ich fürchte, ja. Das beweist auch ihre neue Netflix-Show «The Goop Lab» Fans in den USA drohten angeblich vor dem Start der Serie damit, ihre Streaming-Abos zu kündigen, weil Netflix sich an eine Betrügerin verkauft hätte und Werbung für die pseudowissenschaftlichen und fragwürdigen Themen ihres Unternehmens machen würde.

Die Kritik ist berechtigt. Bereits in Folge eins unterziehen sich mehrere Goop-Mitarbeiter einer Therapie mit halluzinogenen Pilzen, in einer anderen Folge springt eine sehr dünne und von Panikattacken geplagte Chefredakteurin zur Heilung ins eiskalte Wasser und Chief Content Officer Elise lässt sogar einen Exorzismus über sich ergehen – und das alles in hübsch dekorierter, pastellfarbener Umgebung.

«Amazing»

Es ist erschreckend, wie oberflächlich und unreflektiert hier über Themen gesprochen wird und zu jedem Hokuspokus gesellt sich auch noch die passende Studie. Paltrow kommentiert das meist nur mit einem ungläubigen «amazing».

Woher die Panikattacken der Kollegin kommen? Ach, ist doch Nebensache. Hier geht es um Selbstoptimierung à la Goop. Wenn Frau nicht funktioniert, dann braucht sie, ähnlich einer App, wohl nur ein Update. Sei das ein Vampirlifting, eine Fastenkur oder eine Kältetherapie.

Dabei lassen sich viele Probleme im Nu damit lösen, «The Goop Lab» einfach abzuschalten. Müsste ich nur eine Minute länger einer sehr schlanken, sehr reichen Frau dabei zusehen, wie sie bei einer Fastenkur fast umkippt, nur um ihr biologisches Alter um wenige Monate zurückzudrehen, würde ich wohl auch mein Netflix-Abo kündigen. Das ist zwar schlecht für Paltrows Geschäft, aber sehr gut für meinen Seelenfrieden. Und hey, es geht ja um Heilung.

Was mich wundert, ist allerdings, dass ich mir zum ersten Mal wünsche, dass Gwyneth Paltrow wieder eine romantische Komödie dreht. Nein, ich finde noch immer nicht, dass sie eine gute Schauspielerin ist, aber auf der grossen Leinwand richtet sie wohl weniger Schaden an.

Regelmässig gibt es werktags um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

Zur Autorin: Julia Wagner besuchte als Chefredaktorin von miss und später als Leiterin von Stylebook.de alle wichtigen Fashionweeks dieser Welt. Jetzt pendelt sie als Freelancerin ständig zwischen Berlin, Zürich und Wien – und trägt fast nur noch Hipster-Look: Sneaker, Jeans & Rucksack. Das liegt vor allem daran, dass die Haute Couture nicht ins Handgepäck passt.

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