Ciao Küsschen!Mit Ellbogen und Fuss – das Virus verändert unsere Begrüssung
Sabine Dobel, dpa
17.3.2020
«Gib schön die Hand» – das war der Spruch der Eltern, den man als Kind hasste: Mancher drückte zu fest, andere fühlten sich eklig feucht an. Jetzt ist der Händedruck offiziell ausgesetzt. Corona hat die Etikette geändert.
Ellbogen statt Küsschen? Faust statt Umarmung? Seit sich das Coronavirus SARS-CoV-2 ausbreitet, grüsst man sich anders. Weltweit kommen mit der Pandemie wegen der Ansteckungsgefahr Etikette und Rituale auf den Prüfstand.
Händedruck ist out. Ärzte raten zu häufigem Händewaschen und weniger körperlicher Nähe. Auch deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer hielt sich daran – und wies kürzlich die Hand von Kanzlerin Angela Merkel zurück. Und mancher mag froh sein, derzeit Donald Trump den Handschlag verweigern zu können – der tätschelnde «Trumpshake» ist berüchtigt.
Die Menschen suchen nun nach passenden Alternativen.
Prinz Charles probierte es mit dem indischen Gruss «Namaste»: Hände aneinandergelegt und eine kleine angedeutete Verbeugung. Andernorts legen Politiker die Hand aufs Herz – oder nicken sich zu.
«Wuhan Shake» oder «Foot Shake»
«Es gibt unendlich viele verschiedene Begrüssungsformen», sagt die Verhaltensbiologin Imme Gerke, die unter anderem interkulturelle Schulungen anbietet. Sie selbst beherrsche allein 20 Formen – und suche aus, was passend sei. «Dann stellt sich die Frage nach dem Handschlag gar nicht mehr. Das ist das, was wir heute unter Vielfalt verstehen.»
Nicht angezeigt ist derzeit die Berührung mit der Stirn oder der «Nasenkuss» bestimmter Völker – und auch die Bussi-Gesellschaft muss sich vorerst zurücknehmen. Im Internet kursieren dafür Videos, in denen sich Leute beim «Wuhan Shake» oder «Foot Shake» zur Begrüssung mit den Füssen einen Kick geben oder sich berührungsfrei die Hände nur angedeutet in der Luft reichen.
Weil Patienten schon vor den ersten Symptomen ansteckend sein und Viren an den Händen haben können, empfehlen Fachleute den grundsätzlichen Verzicht auf den Händedruck. «Jeden unnötigen Kontakt sollte man zurzeit vermeiden», sagt Petra Gastmeier, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Surveillance von nosokomialen Infektionen in Berlin.
Die Übertragung geschehe, wenn man sich anschliessend mit den eigenen Händen in sein Gesicht fasse, erläutert der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene DGKH, Peter Walger. «Die Viren, die an den Händen kleben, trägt man dann in die Schleimhäute der Nase, der Augen oder des Mundes.» Wie viel Prozent der Coronavirus-Infektionen über den Handschlag übertragen werden, könne allerdings niemand sagen.
Weitere Gefahr: Tröpfcheninfektion
Aber es geht um mehr: Wer Hände schüttelt, ist dem anderen nah – und hier droht eine weitere Gefahr: Tröpfcheninfektion. «Das Händeschütteln zu untersagen, macht nur Sinn, wenn man den Abstand von ein oder besser zwei Metern einhält», sagt Walger. «Schon allein um diesen Abstand einzuhalten, schüttelt man nicht mehr die Hände.»
Damit ist jede nahe Begrüssung auch ohne Hautkontakt keine Lösung. «Auch von Umarmungen – als Alternative zum Händeschütteln – würden wir derzeit abraten», heisst es etwa beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).
Walger ruft zur Besonnenheit und verantwortlichem Verhalten auf. «Wir sollten anerkennen, dass wir eine grassierende Infektion haben, eine Ausbreitung eines Erregers, der sehr viele Menschen betreffen wird.» Eine Priorität müsse sein, die zu schützen, die schwer krank werden könnten: Alte und Kranke. Wer eine Infektion habe, solle aus Rücksicht auf andere den Kontakt reduzieren. Ein einfacher Mundschutz helfe praktisch nicht gegen eine eigene Infektion, könne aber die anderen schützen, wenn man krank sei. Anstelle eines Mundschutzes, derzeit ohnehin ausverkauft – tue es auch ein Schal oder ein Tuch – «alles, was die Tröpfchenverbreitung verhindert».
Mundschutz bei Erkältung
Vielleicht gehört das künftig zum guten Benehmen: Mundschutz bei Erkältung. Beim Gruss hat sich bisher noch kein neuer Ritus durchgesetzt. Oft gesehen ist die Namaste-Geste. Doch dafür braucht man beide Hände – schwierig und wenig elegant, wenn man eine Tasche oder ein Handy in der Hand hält. Nur Lächeln wiederum könne missverstanden werden als ein «Du gefällst mir», meint Gerke.
Gerkes favorisierte Alternative der Coronavirus-angepassten Begrüssung ist die offene Hand auf dem Herzen. «Das wird auch bei vielen arabischen Völkern so gemacht.» Es sei oft die Antwort darauf, dass sich Männer und Frauen nicht berühren sollten. «Das wäre doch jetzt eine ideale Begrüssung.» Es sei eine menschlichere Geste als der Faustgruss, den viele Firmen derzeit propagieren und mit dem Barack Obama lässig unter anderem im vergangenen Jahr die Grünen-Fraktionschefin in Bayern, Katharina Schulze, begrüsste.
Zwar dürfte der Faustgruss – auch als «Fist Bump» oder «Ghettofaust» bekannt – an sich virenfreier sein als der Händedruck. Doch der Zwei-Meter-Abstand ist dabei kaum einzuhalten.
Dasselbe gilt für den Ebola-Gruss, den gestern bei den Regierungsratswahlen im Kanton Thurgau Jakob Stark und sein Nachfolgern Urs Martin praktizierten: Dabei berühren sich nur die Ellbogen. Auch der Sänger Howard Carpendale nutzte diese Grussart am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. «Ich habe viele Leute getroffen, die sich Ellbogen an Ellbogen begrüssen. Aber es gibt weltweit so viele Begrüssungsformen – da muss man nicht den Ellbogen erfinden», sagt Gerke.
Die Verhaltensbiologin, die unter anderem bei dem Forscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt lernte, hat noch einen Vorschlag, der bisher kaum genannt wird, nach ihrer Aussage aber weltweit über die Kulturen hinweg verstanden wird: «Es gibt eine Begrüssungsform, die allen Menschen und auch den Primaten angeboren ist: das Hochziehen der Augenbrauen.» Auch kleine Kinder reagierten so. Sich gar nicht mehr zu begrüssen, wäre laut Gerke die schlechteste Idee. Denn: «Die Begrüssung ist ein aggressionshemmender Mechanismus.»
Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
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Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
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Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
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Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
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Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
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Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
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Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
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Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
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Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
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Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
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Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
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Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
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