Sprachpfleger Kann Google Rechtschreibung?

Von Mark Salvisberg

28.4.2020

Wenn es um Rechtschreibung geht ist Google nicht unbedingt die beste Anlaufstelle. 
Wenn es um Rechtschreibung geht ist Google nicht unbedingt die beste Anlaufstelle. 
Bild: Getty Images

Etliche User tippen Wörter in Suchmaschinen, um direkt dort nach dem Mehrheitsverfahren die Rechtschreibung zu prüfen. Der Sprachpfleger rät davon ab.

Google bringt wie jedes Jahr einen dicken Wälzer mit den neuesten Suchergebnissen heraus. – Ich wusste, dass Sie darauf nicht hereinfallen. Aber andere Horte des Wissens bringen uns sehr wohl regelmässig mit gedruckten Werken auf den neuesten Stand, zum Beispiel der Duden-Verlag.

Und längst stellt er uns auch sein Portal www.duden.de zur Verfügung. Weitere exzellente Anlaufstellen im WWW, um deutsche Wörter zu prüfen, sind zum Beispiel dwds.de oder de.pons.com.

Doch wie gut sind die Ergebnisse, die Google selbst liefert? Können wir uns in puncto Rechtschreibung auf die Findmaschine ebenso verlassen wie auf oben genannte Anlaufstellen?

Erste Prüfung, etwas Leichtes

Wir testen. Schreibt man Kapelle oder Kappelle? Google hat rund 17 Mio. Mal Kapelle, nur 450'000 Hits für Kappelle. Ersteres gewinnt, wie die Sprachplattformen bestätigen. Googles Schwarmintelligenz bewährt sich.

Zweite Aufgabe, leicht schwieriger

Schreibt man davon laufen oder davonlaufen? Ich google diesmal gezielter, denn ich möchte nur aussagekräftige Resultate erhalten. Also setze ich einen Kontext: wollte davonlaufen beziehungsweise getrennt: wollte davon laufen.



Google sagt: wollte davonlaufen 13'100 Hits, wollte davon laufen 1'100. Die Suchmaschine weist auch hier grossmehrheitlich das Richtige aus, man schreibt zusammen.

Und wenn ich nur nach dem Verb gesucht hätte?

Suche ich nur nach davonlaufen, sind es 348'000 Hits, davon laufen liefert immerhin deren 312'000, Glück gehabt, Suchseite. Doch warum war’s diesmal so knapp? Bei der getrennten (falschen) Schreibweise kommen unerwünschte Resultate hinzu wie: «Wir haben zehn Fabrikate, davon laufen fünf nicht schlecht» oder «Er hatte genug davon. Laufen machte ihm keinen Spass mehr.»

Ich gebe nicht auf, ein weiterer Test

Es geht offenbar nichts über die Demokratisierung des Wissens. Doch ich probier’s nochmals. Ich suche nach ist davongelaufen. Für diese korrekte Schreibweise werden 15'300 Hits angezeigt, ist davon gelaufen liefert aber 17'400 Hits. Erwischt! Und kein «Meinten Sie ...»-Hinweis und auch keine rote Wellenlinie weisen mich auf eventuell Falsches hin.

Ein noch ernüchternderes Resultat ergibt sich bei wollte sich davonmachen. Letzteres wäre korrekt, Google liefert dazu 1'780 Hits; für die falsche, getrennte Schreibung kamen jedoch 4'430 Hits zustande.



Höchste Zeit, anzumerken, dass Adverbien wie davon/daran/dazu immer dann mit dem folgenden Verb zusammengeschrieben werden, wenn sie auf der zweiten Silbe betont werden: daranmachen, dazugeben, davonschleichen, dabeihaben, dazwischenreden und so weiter.

Google-Resultate sind unschlagbar vielfältig, leider zuweilen auch mit Fehlern gespickt. Denn der Suchweltmeister ist naturgemäss nur so perfekt wie die Millionen von Usern, die irgendetwas auf Webseiten eintippen, ohne es zuvor auf einer anerkannten Sprachplattform geprüft zu haben.

Zur Person: Mark Salvisberg war unter anderem als Werbetexter unterwegs. Der Absolvent der Korrektorenschmiede PBS überarbeitet heute
täglich journalistische Texte bei einer grösseren Tageszeitung.

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