Starkoch Tim Raue«Ich war der grösste Schreihals in der Küche»
Von Rupert Sommer/Teleschau
31.7.2024
Chaos in der Küche, Fleischberge auf den Tellern und ein Familienkonflikt: In einer griechischen Taverne müssen die Restaurantretter Tim und Katharina Raue als Hobby-Psychologen einspringen.
Von Rupert Sommer/Teleschau
31.07.2024, 20:38
Bruno Bötschi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Starkoch Tim Raue und seine Frau Katharina sind für den TV-Sender RTL als Restaurantretter unterwegs.
Das Paar will in TV-Sendung existenzbedrohten Restaurantbetrieben aus der Krise helfen und die Betreiber*innen bei einem Neustart unterstützen.
In der griechischen Taverne «To Steki» in Saarbrücken, Deutschland, liegen die Nerven blank.
Dafi hatte das Lokal mit den gigantischen Fleischberge-Tellern vor 40 Jahren zusammen mit seiner Schwester Anastasia gegründet.
«Wenn du das noch einmal machst», brüllt Starkoch Tim Raue und starrt in furchterstarrte Gesichter, «dann hacke ich dir die Hände ab.»
Es ist ein Schockmoment in der Küche der griechischen Taverne To Steki in Saarbrücken, Deutschland, in deren qualvoller Enge sich die Mitarbeiter*innen oft gegenseitig auf die Füsse treten. Und es ist ein kalkulierter Effekt.
Natürlich will der Zweisternekoch Raue, der wieder einmal als RTL-«Restaurantretter» unterwegs ist, niemanden bedrohen und schon gar nicht verletzen.
Allerdings: Mit seinen Nerven ist in dem familiengeführten griechischen Restaurant nicht nur Tim Raue oft am Ende. Es ist ein chaotischer Ort – mit einem ganz speziellen Problem: zu viel verwandtschaftliche Nähe.
Irini: «Hier hört keiner auf mich»
Tatsächlich geht es oft hoch her im «To Steki» – und auch in der Küche, aber auch in der Abstimmung zwischen dem Patron des Hauses, dem Restaurant-Gründer Dafi, und seinem Service-Team.
Dafi hatte die Taverne mit den gigantischen Fleischberge-Tellern vor 40 Jahren zusammen mit seiner Schwester Anastasia gegründet.
Vom Herumbrüllen versteht auch Tim Raue etwas. Mit seiner martialischen Drohung will er den geschockten Mitarbeite*innen nur vorführen, wie auch er früher immer wieder mal als junger Küchenchef aus der Haut gefahren ist. Immer dann, wenn er die Lage nicht unter Kontrolle hatte. Genau das ist auch das Problem im «To Steki».
Im Zentrum des griechischen Orkans steht Irini, Tochter der Mitgründerin Anastasia. Sie wird von Dafi und Anastasia trotz ihrer 39 Jahre immer nur «die Kleine» genannt.
Irini soll das Restaurant einmal übernehmen. Das Problem dabei: So richtig scheinen ihr die beiden älteren Verwandten die Aufgabe immer noch nicht zuzutrauen.
Ihre Verbesserungsvorschläge finden zwar bei Tim Raue Gehör, aber nicht bei den Noch-Betreibern. Kein Wunder, dass es um Irinis Selbstbewusstsein nicht gut steht. Sie hat Raue und das «Restaurantretter»-Team ins «To Steki» gerufen. «Hier hört keiner auf mich», klagt sie. Nun hofft sie auf Schützenhilfe.
Irini spricht drastisch von einem «griechischen Irrenhaus»
Irini spricht drastisch von einem «griechischen Irrenhaus», in das die Raues ein wenig Ordnung bringen sollen. Tims Gattin Katharina sorgt diesmal nicht nur für eine tolle neue Inneneinrichtung, die Ferienlust aufs Mittelmeer macht, sondern auch für psychologische Rückendeckung.
Denn: Trotz vieler Stammgäste läuft es im Restaurant nicht rund.
«Die Ausgaben sind hoch, es bleibt wenig Gewinn», gesteht Gründer Dafi, dem seine Chef-Rolle weiterhin sehr wichtig scheint. Er macht sich grosse Sorgen, ob Irini wirklich dauerhaft das Restaurant halten kann.
«Ich möchte es, so wie es ist, nicht übernehmen», stellt Irini klar. Ihre Vision: zeitgemässere Gerichte für ein jüngeres Publikum, mehr Frische und auch optisch mehr Genuss auf den Tellern. Was bislang den Gästen vorgesetzt wird, sei «eher so aus den 80er-Jahren», findet auch Starkoch Raue.
Mit ihren Ideen kann sich Irini bislang aber nicht durchsetzen bei ihren Verwandten. «Ich werde zwar nächstes Jahr 40, aber für sie bin ich immer noch 15», klagt sie.
Patron Dafi sagt deutlich: «Ich bin derjenige, der das noch führt.» Eine verfahrene Situation, die Fingerspitzengefühl erfordert und auch Tim Raues Geduld strapaziert.
Tim Raue: «Das dürft ihr nicht vermischen»
Immerhin fahren alle Beteiligten argumentativ schwere Geschütze auf. «Wenn irgendwas schieflaufen sollte, dann habe ich das ganze Lebenswerk zerstört», weiss Irin. Ihre Furcht hemmt sie offensichtlich genauso wie das fehlende Vertrauen der Älteren.
Tim Raue muss erst einmal für Klarheit sorgen: «Arbeitstechnisch müsst ihr das Ding komplett neu anfangen», sagt er. Familiäre Befindlichkeiten haben da nichts zu suchen. «Das dürft ihr nicht vermischen.»
Zunächst möchte er die Küche vom «Viel ist gut»-Ansatz abbringen. Und natürlich auch von der Überspanntheit, wenn es mal wieder extrem hektisch wird. «Ich war der grösste Schreihals in meiner Küche», gesteht Raue ein.
Aber nur, weil er die Schwierigkeiten damals nicht in den Griff bekam. Nun hat er Ruhe und Übersicht auf seiner Seite. «Die Kette muss irgendwo durchbrochen werden.»
Mehr Videos aus dem Ressort
Foodnerds: Die Emmentaler Käseflüsterer
Prinz Carles und Camilla gehören zu ihren Fans und sogar in Japan schwört man auf den Käse von Mike und Peter Glauser. Ihr Erfolgsgeheimnis verraten sie in Foodnerds.