KolumneFrauen werden bei E und I schwach, Männer bei A und U
Von Marianne Siegenthaler
8.3.2021
Je nach Klang des Namens erscheint deren Träger dem Gegenüber mehr oder weniger attraktiv. So weit die Theorie. Die Kolumnistin hat die Probe aufs Exempel gemacht.
Es gibt kaum einen Tag im Jahr, der nicht irgendwem oder irgendwas gewidmet ist: mehr soziale Gerechtigkeit, weniger Rassendiskriminierung, sauberes Wasser, gesünderes Herz, mehr Rechte für die Frau, Frieden auf der ganzen Welt und so weiter.
Alles Dinge, die es zu unterstützen lohnt – auch wenn man sich natürlich fragt, ob das den Betroffenen auch nur ein winzig kleines Stückchen weiterhilft.
Dann gibt es aber auch Gedenk- beziehungsweise Aktionstage, deren Sinn sich einem nicht auf Anhieb erschliesst. Der Tag der Jogginghose beispielsweise (21. Januar). Oder der Tag des Quietschentchens (13. Februar) oder der Tag des Tierarztes (24. April). Sicher auch ein ganz wichtiges Datum (vor allem für Vegis) ist der 25. August: Da wird der Welt-Tofu-Tag begangen.
Zur Autorin: Marianne Siegenthaler
Bild: zVg
Marianne Siegenthaler ist freie Journalistin, Texterin und Buchautorin. In ihrer Kolumne nimmt sie die grossen und kleinen, die schrägen und schönen, die wichtigen und witzigen Themen des Alltags unter die Lupe – mal kritisch, mal ironisch, mal mit einem Augenzwinkern. Sie ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und lebt am Zürichsee. www.texterei.ch
Und Anfang März, also gerade jetzt, ist es nicht nur ein einzelner Tag, sondern eine ganze Woche, die einer bestimmten Sache gewidmet ist: Es ist die Celebrate-your-Name-Week, in der wir unseren Namen feiern sollen.
Erfunden hat sie Jerry Hill im Jahr 1997. Wie er darauf gekommen ist, lässt sich durch seinen Beruf erklären. Er ist nämlich Anthroponomastiker, also Personennamensforscher. Und er findet, man soll einfach Spass daran haben, wenn man mehr über seinen Namen erfährt.
Männern lieben A und U
So können sich beispielsweise Männer freuen, die viele E und I im Namen haben, also zum Beispiel der Emil Eisenstein oder der Elias Inderbitzin. Denn ihr Name macht sie für Frauen attraktiver, wenn man der Wissenschaftlerin Amy Perfors vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge glauben will.
Bei Frauen soll es angeblich umgekehrt sein. Rund klingende Vokale wie A oder U im Namen kommen bei Männern gut an. Da hab ich ja mit meinem Vornamen Marianne nochmals Glück gehabt.
Trotzdem will ich auf Nummer sicher gehen. Welche Assoziationen verbinden Menschen mit meinem Namen? Fündig werde ich auf onomastik.com. Da gibt es ein sogenanntes Onogramm zu zahlreichen Vornamen, das sichtbar macht, wie ein Name wahrgenommen wird.
126 Menschen haben bisher meinen Namen beurteilt und stufen mich als religiös und unsportlich ein. Also ganz ehrlich: Das trifft jetzt aber zu 100 Prozent nicht zu.
Aber egal, denn immerhin kommt mein Name in Sachen Sympathie und Intelligenz einigermassen gut weg – was ich jetzt einfach mal so stehen lasse. Aber für eine erfolgreiche Karriere reicht es doch nicht, denn dafür müsste ich Susan, Elizabeth oder Sarah heissen, geht es zumindest nach der Namensstudie der Barclays Bank.
Sympathisch, attraktiv, weiblich
Doch mit welchem Namen könnte ich ganz viele positive Assoziationen einheimsen? Auch das kann man auf onomastik.com herausfinden. Besonders gut kommt Sophia weg, denn sie gilt als sympathisch, attraktiv, weiblich, und bei der Intelligenz schafft sie es auch noch knapp unter die ersten 15.
Trotzdem: Ich finde meinen Namen okay. Jedenfalls allemal besser als Eitelfritz, Manko, Geilana oder Vollberta. Diese Namen haben es auf die Liste der peinlichsten Kindernamen 2016 gebracht.
Aber schlimmer geht immer: X Æ A-XII. So heisst der Sohn von Tesla-Chef Elon Musk. Da will man sich gar nicht vorstellen, wie das Kind in ein paar Jahren darunter leiden wird, wenn es seinen Namen nennen und buchstabieren muss.
Na ja, vielleicht nennt es sich dann dereinst einfach Joe, Jim oder Jack.
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