Kolumne Dieses ständige Gejammer über Schlafmankos

Von Anja Knabenhans

22.11.2019

Es gibt genug Bücher zum Thema Mutter und zum Thema Schlaftraining. Und bestimmt auch eins, das beides vereint.
Es gibt genug Bücher zum Thema Mutter und zum Thema Schlaftraining. Und bestimmt auch eins, das beides vereint.
Bild: Getty Images

Viele Eltern klagen über Unsicherheiten und Überforderung. Dabei gäbe es doch Frauen, die nur so strotzen vor Wissen – und es gern weitergeben.

Jetzt ist dann aber mal gut. Dieses ganze Tamtam momentan rund ums Thema Vaterschaftsurlaub oder Elternzeit. Als ob eine Frau mit einem Neugeborenen daheim wirklich Unterstützung bräuchte!

Wahnsinnig anstrengend sei diese Zeit nach der Entbindung, behaupten alle.

Also mein Baby hat in den ersten Wochen tagsüber viel geschlafen, dann konnte ich problemlos den Haushalt führen wie bisher und brauchte keinen Mann, der mir im Weg rumsteht, zu helfen versucht und dabei alles komplett falsch anpackt.

Was weiss die schon

Klar, mein Blutdruck war ab und zu etwas hoch, und die Hebamme riet mir zu mehr Erholung, um die Geburt körperlich zu verarbeiten. Aber die hat nicht einmal Kinder, was weiss die schon.

Ich habe zwei Kinder und muss sagen: So streng ist das wirklich nicht. Halt alles eine Einstellungssache. Wie dieses Jammern über Schreibabys. Meine Kinder haben manchmal auch zehn Minuten am Stück geschrien, da musst du halt einfach durchatmen und das aushalten. So viel anders kann das mit Schreibabys nicht sein.



Und dieses ständige Gejammer über Schlafmankos. Es gibt ja diverse Bücher zum Thema Schlaftraining, muss man sich nur mal ein bisschen zusammenreissen und so eines durchziehen. Da haben meine Babys rasch gelernt, dass sie uns Eltern nicht manipulieren können.

Ich lasse mich auch sonst nicht von meinen Kindern austricksen. Diese neue Mode mit Erziehung auf Augenhöhe ist doch Quatsch. Ich wurde auch nicht so verhätschelt als Kind, und es hat mir also nicht geschadet, oder?! Jetzt bin ich wenigstens nicht so überempfindlich wie viele andere.

Bin keine Trageberaterin, aber ...

Wie die Eltern, die überhaupt keine Ratschläge mehr vertragen. Kürzlich habe ich einer Frau auf Instagram geschrieben, dass sie ihr Baby falsch im Tragetuch hat und so vermutlich seinem Rücken massiv schadet. Okay, ich bin keine Trageberaterin, aber bisschen Ahnung habe ich schon nach zwei Kindern.



Oder da war diese Mutter, der ich auf dem Spielplatz was über gesunde Snacks erzählen wollte. Oder der Vater, der sein Kind im Buggy nicht warm genug angezogen hat. Alle reagierten total komisch. Dabei waren das nur gutgemeinte Tipps.

Aber, ja: Lieber klagen, wie schwierig das alles ist, statt sich mal von Erfahrenen wie mir was erklären zu lassen …

PS: Ist dieser Text ironisch? Das wünschte ich mir sehr. Leider wurden alle obenstehenden Sätze tatsächlich so ähnlich geäussert oder niedergeschrieben. Von sogenannten Übermüttern, auch bekannt als Mesdames «Was ich nicht selber erlebt habe, gibt es nicht».

Hier gibt es an jedem Freitagmorgen eine Autoren-Kolumne – abwechselnd zu den Themen Mode, Digitales Leben, Essen und Muttersein. Heute: zum Muttersein.

Anja Knabenhans ist Mutter von zwei Buben. Sie ist Chefin der Schreibmaschinerie und Chief Content Officer der Eltern-Plattform Any Working Mom.

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