Heute ist der Tag der Frau. Wann wird er endlich überflüssig, fragt sich «Bluewin»-Kolumnistin Anja Knabenhans. Zumal sie heute Geburtstag hat. Ausgerechnet.
Ich teile gern. Am 8. März feiere ich meinen Geburtstag, aber der Tag gehörte nie mir allein. Er gehört allen Frauen. Das fand ich schon von klein auf toll, realisierte aber lange nicht, dass das kein Feiertag ist. In meiner heilen Landeierschale wusste ich nichts von der Notwendigkeit, für die Rechte der Frauen zu kämpfen.
Heute kämpfe ich mit. Zum Beispiel so:
Weg mit den Zicken. Es gibt wenige Worte, die mich so fuchsteufelswild machen wie Zicke. Weil es immer dann verwendet wird, wenn Frauen sich nicht so verhalten, wie andere das gerne hätten. Wer diesen Begriff in meiner Gegenwart verwendet, lernt meinen Geissfuss kennen.
Her mit den Steigbügeln. Stutenbissigkeit habe ich nie erlebt. Aber es soll sie geben. Schluss damit, subito. Ich versuche, so vielen jungen Berufsfrauen wie möglich aufs Karriereross zu helfen. Oder ich unterstütze Mütter, die Betreuungs- und Erwerbsarbeit kombinieren möchten und Mühe haben, in gewissen Belangen die Zügel aus der Hand zu geben.
Klappe auf. Lohngleichheit sollte schon seit dem Gleichstellungsartikel von 1981 Realität sein. Fehlanzeige. Und die Tatsache, dass wir Schweizer ungern miteinander über Geld sprechen, begünstigt das. Drum plaudere ich firmenintern freizügig über meinen Verdienst. Wenn Mitarbeiter das Maul aufmachen, müssen Chefs ihres nämlich oft auch öffnen – und sich erklären.
Klappe zu! Wenn Andrea Jansen und ich mit wenigen Minuten brainstormen ein Bullshit-Bingo zum Thema Gleichstellung hinrotzen, ist das ärgerlich. Weil uns die Argumente der Gegnerschaft ständig um die Ohren gehauen werden, dass wir sie unheimlich präsent haben. Leider funktioniert das menschliche Gehirn so, dass es vielgehörte Dinge am einfachsten abspeichert – und dann irgendwann gar nicht mehr so absurd findet. Früher liess ich Gleichstellungsgegner einfach labern und verzog mich. Nun stelle ich mich öfter der Diskussion und versuche, die Argumentation abzuwürgen.
Irgendwann will ich den 8. März für mich haben. Wenn es nichts mehr gibt, wofür wir kämpfen müssen. Also bitte bald.
Hier gibt es hier an jedem Freitagmorgen eine Autoren-Kolumne –abwechselnd zu den Themen Mode, Digitales Leben, Essen und Muttersein. Heute: zum Muttersein.
Anja Knabenhans ist Mutter von zwei Buben. Sie ist Chefin der Schreibmaschinerie und Chief Content Officer der Eltern-Plattform Any Working Mom.
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