Hausärztin im Interview «Dann heisst es: ab ins Bett» – die besten Anti-Erkältungstipps 

Von Runa Reinecke

18.10.2019

Sie ist wieder da –  die Erkältung. 
Sie ist wieder da –  die Erkältung. 
Bild: iStock

Wie schafft man es jetzt, nicht krank zu werden? Und wenn es einen doch erwischt – wodurch wird man schneller wieder fit? Eine Schweizer Hausärztin hat «Bluewin» ein Rezept für die besten Anti-Erkältungstipps ausgestellt.

Kaum fallen die ersten bunten Blätter, schon fallen sie über uns her: die Erkältungsviren. Doch warum werden manche Menschen zur leichten Beute krankmachender Erreger, während andere gesund bleiben? Bedarf es einfach einer grossen Portion Glück, oder lässt sich das Infektionsrisiko gezielt senken? Die Hausärztin Salome Zeller von der Praxis am Bahnhof in Rüti (ZH) über «Ansteckungs-Hotspots», verengte Nasengänge und Fitnesstipps fürs Immunsystem.

Frau Zeller, überall wird derzeit gehustet und geschnieft. Bemerken Sie das auch in Ihrer Praxis?

Ja, wir haben es schon jetzt wieder vermehrt mit Patienten zu tun, die erkältet sind.

Wieso machen uns die Temperaturen so anfällig für einen Infekt?

Dieses Jahr erlebten wir einen raschen Übergang vom heissen beziehungsweise warmen Wetter hin zu herbstlichen, kühlen Temperaturen. Unsere Immunabwehr muss sich erst an diese ungewohnten Temperaturverhältnisse anpassen. Am ehesten erwischt es Menschen, die grundsätzlich etwas anfälliger für Infekte sind, darunter auch Personen, die – zum Beispiel durch bestimmte Medikamente oder durch eine Grunderkrankung – ein geschwächtes Immunsystem haben.

Salome Zeller rät, «zu kranken Personen einen Abstand von mindestens einem Meter» einzuhalten.
Salome Zeller rät, «zu kranken Personen einen Abstand von mindestens einem Meter» einzuhalten.
Bild: zVg

Mit welchen Beschwerden haben Ihre erkälteten Patienten besonders zu kämpfen?

Meistens sind es mehrere Symptome, und die sind – je nach Patient – ganz unterschiedlich ausgeprägt. Bei den Erwachsenen sind das typischerweise Husten, eine laufende oder verstopfte Nase, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen bis hin zu Fieber. Bei Kindern können auch Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen auftreten.

Bei manchen Menschen hat man das Gefühl, sie sind dauererkältet: Kaum ist ein Infekt überstanden, meldet sich schon der nächste …

Das gibt es tatsächlich – und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen. Personen, die noch ihre Mandeln besitzen, sind beispielsweise anfälliger für Infekte und Entzündungen des Rachenraums.

Aber auch die Anatomie der Atemwege spielt eine Rolle: Sind die Nasengänge besonders eng, sammelt sich dort eher Sekret an. Kleine Kinder und deren Eltern sind auch häufiger erkältet. Bei den Kleinen ist die Immunabwehr noch in der Lernphase. Sie stecken sich in der Krippe gegenseitig an und bringen den Infekt mit nach Hause. So werden dann auch die Eltern krank.



Gibt es – neben der Kinderkrippe – auch andere Hotspots, an denen die Ansteckungsgefahr besonders gross ist?

Ja, sogar einige. Dazu gehören Schulen aber auch Arztpraxen, Spitäler, öffentliche Verkehrsmittel oder Flughäfen; also Orte, an denen viele Menschen aufeinandertreffen.

Werden die Viren vermehrt über gemeinsam genutzte Gegenstände oder eher über die Luft übertragen?

Beides ist möglich. Viren lauern zum Beispiel auf Türfallen, an Haltestangen im öffentlichen Verkehr oder auf Tastaturen. Aufs Händeschütteln sollte man idealerweise verzichten und sich zwischendurch immer wieder gründlich die Hände mit Seife waschen oder desinfizieren.

Wenn man sich mit niesenden und hustenden Menschen in einem geschlossenen Raum aufhält, wird es schon schwieriger. Durchs Husten, ganz besonders durchs Niesen, werden kleine Speicheltröpfen mit Viren in die Luft geschleudert und dann von anderen Anwesenden eingeatmet. Durch regelmässiges Lüften kann man das Ansteckungsrisiko verringern. Ratsam ist auch, zu kranken Personen einen Abstand von mindestens einem Meter einzuhalten.



Was können erkältete Menschen tun, um andere – nach Möglichkeit – nicht anzustecken?

Soweit es geht, von anderen Personen abwenden und in die Armbeuge niesen oder husten, damit man die Viren anschliessend nicht auf diversen Gegenständen hinterlässt, die man danach anfasst.

Hat der Lebenswandel einen Einfluss darauf, ob man anfälliger für Erkältungen ist?

Damit das Immunsystem gut funktioniert, bedarf es einer ausreichenden Menge an Vitalstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen. Wer nicht an Mangelerscheinungen leidet, sich gesund und ausgewogen ernährt, also viel Gemüse, Früchte und manchmal dazu etwas Fleisch und Fisch isst, muss zusätzlich keine Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.

Ganz wichtig ist es auch, immer genügend zu trinken, damit die Schleimhäute bei trockener Heizungsluft feucht gehalten werden. Auch bewegen sollte man sich regelmässig. Am besten tut man das an der frischen Luft und mit einer der Temperatur angemessenen Bekleidung. Das muss kein Ausdauersport sein – täglich ein bisschen spazieren zu gehen, reicht völlig aus. Und natürlich: viel Schlaf und wenig Stress! Wer ausgeruht ist, verfügt über bessere Abwehrmechanismen, um sich vor einem drohenden Infekt zu schützen.



Bringen Meerwassernasensprays etwas, die dafür sorgen, dass die Nasenschleimhaut befeuchtet ist?

Das macht Sinn, wenn man bereits einen leichten Schnupfen und eine verstopfte Nase hat. So wird das Sekret ausgespült, und man kann besser atmen.

Die Grippefälle häufen sich normalerweise erst ab Dezember – doch auch eine Erkältung kann schwer verlaufen. Wann sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen?

Wenn man gut mit Medikamenten oder Hausmitteln ausgestattet ist, die gegen die Symptome helfen, kann man eine Erkältung ohne ärztliche Hilfe überstehen. Zum Arzt gehen sollte man bei hohem Fieber. Oder aber, wenn die Symptome länger als eine Woche anhalten und man sich nicht ganz sicher ist, ob man nicht doch eine echte Grippe hat.

Mittels jährlich aufgefrischter Impfung kann man sich relativ zuverlässig vor einer Grippe schützen. Warum gibt es keinen Impfschutz gegen Erkältungsviren?

Anders als Grippeviren sind jedes Jahr eine Vielzahl unterschiedlicher Erkältungsviren im Umlauf. Darüber hinaus mutieren, also verändern sich die Erkältungsviren ständig in ihrer Struktur. Das macht eine Impfung leider unmöglich.



Nehmen wir an, man spürt bereits erste Erkältungssymptome – lässt sich der Verlauf der Erkrankung dann noch beeinflussen?

Manchmal gelingt es, eine Erkältung während der Anfangsphase abzumildern und dadurch einen schweren Verlauf zu verhindern. Sobald sich erste Symptome wie zum Beispiel Abgeschlagenheit, leichte Halsschmerzen oder eine laufende Nase zeigen, sollte man früh zu Bett gehen und sich ausruhen. Wichtig ist auch, das Immunsystem zu unterstützen, indem man viel trinkt und sich ausgewogen ernährt, allenfalls kann man sich noch eine Extraportion Vitamine in Form von Früchten oder Gemüse gönnen.

Wenn es einen dann doch so richtig erwischt hat?

Dann heisst es: Ab ins Bett, vor allem dann, wenn man Fieber oder Schmerzen hat und sich schwach fühlt. Wer sich zwei bis drei Tage Ruhe gönnt, ist schneller wieder fit.


Zur Person: Salome Zeller arbeitet als Hausärztin in der Praxis am Bahnhof in Rüti. Sie wohnt im Zürcher Oberland, ist verheiratet und Mutter einer kleinen Tochter. Salome Zeller absolvierte ihre fachärztliche Ausbildung im Universitätsspital Zürich (Rheumatologie, Dermatologie, ORL), in den Spitälern Uster (Chirurgie) und Wetzikon (Innere Medizin) sowie in verschiedenen Arztpraxen. Ihren Doktortitel erlangte sie im Schlaganfallzentrum des Kantonsspitals Aarau.


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