Kolumne am Mittag Können wir die Oscars ab jetzt bitte immer so abhalten?

Von Fabian Tschamper

26.4.2021

Laura Dern verlieh der Award-Show gleich zu Beginn eine intime Atmosphäre.
Laura Dern verlieh der Award-Show gleich zu Beginn eine intime Atmosphäre.
ABC

Der Rahmen der diesjährigen Academy Awards war ein völlig anderer als wir uns das gewohnt sind. Es muss nicht immer alles in unvorstellbaren Dimensionen stattfinden – manchmal ist weniger halt wirklich mehr.

Von Fabian Tschamper

Schon beim Vorspann der 93. Ausgabe der Oscars in der Nacht auf heute fühlte sich die ganze Kulisse heimeliger an. Schauspielerin Regina King spazierte in die Union Station, den Bahnhof in Los Angeles und blieb vor knapp 100 Nasen auf einem kleinen Podest stehen.

«Guten Abend und herzlich willkommen zu den 93. Academy Awards», begrüsste sie die Gäste – und natürlich alle Zuschauer*innen rund um die Welt.

Es war seltsam, denn das Bahnhofsgebäude war zwar geschmückt und edel ausgestattet, doch vergleichsweise fast schon leer. Das Dolby Theatre, welches normalerweise für die Oscars genutzt wird, gleicht dabei der Massentierhaltung. Schulter an Schulter sassen die Stars damals. Und klar: Sie waren zwar alle zur gleichen Zeit im selben Raum, aber gemütlich ist wohl anders.

Laura Dern, die oscarprämierte Schauspielerin («Marriage Story»), war eine der ersten Laudatorinnen der Show und vermittelte gleich ein intimes Gefühl. Sie stellte die Schauspieler in der Kategorie «Bester Nebendarsteller» vor – und weisst du was? Sie ging zu jedem hin, dankte ihm für seine Arbeit und gratulierte zur Nomination. Es schien viel persönlicher, viel bedeutsamer.

Für die Zuschauer zu Hause gab es da nur einen Nachteil: Nach jeder Kategorie schalteten – zumindest die deutschen Kollegen von ProSieben – Werbung. Denn wie schon im Vornherein bekannt, wollten die Organisatoren jeweils alle Nominierten einer Kategorie im Saal, das Publikum wechselte also etwa viertelstündlich.

Und trotzdem gefiel mir das viel besser als der Normalfall. Auch, dass mehrere internationale Standorte bestimmt wurden, wo beispielsweise europäische Nominierte zugeschaltet werden konnten. Zugegeben: Das ist wahrscheinlich schon nicht dasselbe, bei einer solchen «Einmal im Leben»-Chance auf einen Oscar – ausser man heisst Meryl Streep oder Glenn Close. Aber trotzdem. Hollywood setzt viel zu oft auf einen Supergau, wenn es darum geht, die eigene Filmkultur zu feiern.

Die diesjährigen Oscars waren mir in diesem Rahmen aber viel sympathischer.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.