53 Jahre nach Bergunglück Reinhold Messner erhält zweiten Schuh von totem Bruder

dpa/vab

18.3.2024 - 12:55

Der Extrembergsteiger hält den zweiten Kletterschuh seines vor über 50 Jahren verunglückten Bruders in den Händen.
Der Extrembergsteiger hält den zweiten Kletterschuh seines vor über 50 Jahren verunglückten Bruders in den Händen.
Instagram/reinholdmessner_official

Ein alter Wanderstiefel, der für Reinhold Messner von unschätzbarem Wert ist: Mehr als 50 Jahre nach dem Tod seines Bruders Günther ist dessen zweiter Schuh endlich zu Hause angekommen. Verschwörungstheorien zum Unglück sollen damit widerlegt sein.

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  • In einem Instagram-Video begutachtet Reinhold Messner sichtlich berührt den zweiten Kletterstiefel seines toten Bruders. 
  • Die beiden Brüder waren vor über 50 Jahren im Himalaya-Gebirge unterwegs. Dabei kam Günther Messner ums Leben. 
  • In den letzten 20 Jahren kam es immer wieder zu Funden des toten Bergsteigers.
  • 2004 sollen Knochen in 4300 Meter Höhe entdeckt worden sein, die später eingeäschert und am Berg verstreut wurden.
  • «Günther, ich danke dir und denke an dich», schreibt Reinhold Messner unter seinem Instagram-Post.

Nach fast zwei Jahren hat das Warten ein Ende: Reinhold Messner hat am Sonntag den zweiten Schuh seines toten Bruders überreicht bekommen, wie er in einem Video auf Instagram zeigt.

«Heute ist endlich Günthers zweiter Schuh aus Pakistan eingetroffen», schreibt der 79-Jährige in seinem Post.

Der pakistanische Bergsteiger Liver Khan überbrachte dem Südtiroler den Schuh. Messner hatte nicht selbst nach Pakistan reisen können. Sichtlich berührt packt er den zerschlissenen Schuh mit den rostigen Ösen aus. 

Die beiden Brüder waren am 29. Juni 1970 gemeinsam im Westhimalaja unterwegs. Eine Expedition zum 8125 Meter hohen Nanga Parbat endete tödlich für den damals 24-jährigen Günther Messner, der Anzeichen der Höhenkrankheit zeigte und anschliessend durch eine Eislawine gestorben sein soll.

Nachdem Reinhold Messner im Alleingang aufgebrochen war, folgte ihm sein Bruder kurzerhand spontan und holte ihn ein. Aufgrund des hohen Aufstiegstempos wies Günther Messner bald Symptome der Höhenkrankheit auf und zeigte sich stark erschöpft. Ausserdem hatte er weder eine ausreichende Ausrüstung noch genügend warme Kleidung oder Nahrung dabei.

Mehrere Funde in den letzten 20 Jahren

Nachdem der erste Schuh bereits 2005 gefunden wurde, entdeckten Einheimische 2022 laut Reinhold Messner den zweiten Schuh am Fuss des Diamir-Gletschers.

Damals habe er nur ein Bild zugeschickt bekommen und wollte den zweiten Schuh eigentlich selbst abholen und nach Hause bringen. Doch daraus wurde nichts. 

In den vergangenen 20 Jahren wurden in der Gegend im Westhimalaja mehrere Funde von dem toten Bergsteiger gemacht. 2004 war Messner zufolge Knochen in 4300 Meter Höhe entdeckt worden. Die Überreste wurden später eingeäschert und am Berg verstreut.

2005 entdeckte man dann den ersten Bergschuh, der eine Spezialanfertigung für die damalige Expedition war. Dieser steht inzwischen in einem von Messners Museen auf Schloss Sigmundskron bei Bozen in einer Art Kapelle.

«Günther, ich danke dir und denke an dich»

Um die Umstände von Günther Messners Tod war vor knapp 20 Jahren ein heftiger, auch vor Gericht ausgetragener Streit zwischen Messner und Ex-Kameraden entbrannt. Dabei ging es um den Vorwurf nicht ausreichend geleisteter Hilfe und die Frage, wo und wie Messners Bruder tatsächlich zu Tode kam.

Messner hatte stets betont, er sei mit dem Bruder nach dem Erreichen des Gipfels aus Not auf der anderen Seite des Berges abgestiegen.

Die Orte, an denen Knochen und der erste Schuh entdeckt wurden, belegten das, betonte der Südtiroler immer wieder. Der zweite Schuh sei nicht weit entfernt von dem damaligen Ort des Geschehens gefunden worden, wie im Instagram-Video zu hören ist.

Gletscher sind in ständiger Bewegung und bewegen sich mit der Zeit hangabwärts. Der Fundort des zweiten Schuhs widerlege endgültig die Verschwörungstheorien über Günther und die Tragödie am Nanga Parbat, so Messner. Der Extrembergsteiger schreibt: «Günther, ich danke dir und denke an dich.»


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