«Er ist dort elendig verreckt» 50 Bergsteiger klettern über sterbenden Mann auf dem K2

aru

9.8.2023

Drama auf dem K2: 50 Leute steigen über sterbenden Mann

Drama auf dem K2: 50 Leute steigen über sterbenden Mann

Erschreckende Szenen müssen sich auf dem K2, dem zweithöchsten Berg der Erde, abgespielt haben. Ein Österreichischer Bergsteiger erzählt.

09.08.2023

Erschreckende Szenen müssen sich auf dem K2, dem zweithöchsten Berg der Erde, abgespielt haben. Ein österreichischer Bergsteiger erzählt.

aru

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Verschiedene Aufnahmen zeigen, wie Bergsteiger*innen am K2 über einen vernunfallten Mann klettern, um auf den Gipfel zu gelangen. 
  • Ein österreichischer Bergsteiger sah das Drama auf Drohnenaufnahmen und klagt nun an.
  • «Er ist dort elendig verreckt», sagt er.

Am 27. Juli spielten sich auf dem K2 dramatische Szenen ab. Der 8611 Meter hohe Berg – der zweithöchste der Welt – ist ein beliebtes Ziel für Extrem-Bergsteiger.

Eine Schlüsselstelle des Bergs auf der Grenze zwischen Pakistan und China nennt sich Flaschenhals und liegt auf einer Höhe von 8200 Metern. Der Tiroler Hotelier und Bergsteiger Wilhelm Steindl berichtet dem «Standard» davon, was er dort beobachtet hat.

Selber war er zwar nicht vor Ort, denn er kehrte aufgrund der ungünstigen Wetterlage zuvor um. Doch entsandte der Kameramann Philipp Flämig kurz vor dem Flaschenhals eine Drohne, welche die Lage dort filmte.

Zurück im Basislager machen die beiden auf den Aufnahmen der Drohne eine grausige Entdeckung. So zeigen sie einen im Sterben liegenden Mann, dessen Oberkörper von einer Person massiert wird, wohl um ihn wach zu halten.

Nachts um 2:30 Uhr abgestürzt

Beim Mann handelte es sich um den pakistanischen Bergsteiger Mohammad Hassan. Augenzeugen bestätigen, dass er nachts um 2:30 Uhr im nahezu senkrechten Gelände abgestürzt sei und infolgedessen kopfüber und mit entblössten Beinen am Berg hing.

Während Hassan festhing, sei für die zahlenden Touristen ein neues Seil installiert worden, sodass diese weitergehen konnten. Nach Nachforschungen, die Flämig angestellt hat, kam zutage, dass Hassan eine Dreiviertelstunde dort gehangen habe, bis man ihn hochgezogen habe.

Flämig sagt: «Über die Erzählung von drei unterschiedlichen Augenzeugen kann ich berichten, dass dieser Mann noch gelebt hat, während etwa 50 Leute an ihm vorbeigestiegen sind.» Dies sei auch auf seinen Drohnenaufnahmen sichtbar.

Es habe keine organisierte Rettungsaktion stattgefunden. Manche Personen, die vom Gipfel auf dem Rückweg waren, trafen sogar auf den lebenden Hassan. «Er ist dort elendig verreckt», sagt Steindl. «Es hätte nur drei, vier Leute gebraucht, ihn runterzubringen. Ich war nicht bei der Unfallstelle. Wenn ich es gesehen hätte, wäre ich raufgestiegen und hätte dem armen Menschen geholfen.»

Rekordhalterin war auch dabei

Unter den Gipfelstürmer*innen sei auch die norwegische Rekordjägerin Kristin Harila gewesen. Sie bestieg alle 14 Achttausender in nur 92 Tagen – ein Rekord. «Was da passiert ist, ist eine Schande. Da wird ein lebender Mensch liegengelassen, damit Rekorde erzielt werden können.»

Später am Abend sei der Rekord der Norwegerin im Basislager gefeiert worden. Doch Steindl sei nicht hingegangen, weil es ihn angewidert habe.