K2-Drama empört Schweizer Profi-Alpinist Dani Arnold: «Jeder hätte helfen können»

Von Carlotta Henggeler

10.8.2023

Alpinist Dani Arnold besteigt für das «Project 360» auf der legendären Heckmair-Route die Eiger- Nordwand. Damit machte er zum ersten Mal in der Geschichte dieses Berges eine interaktive Besteigung am Computer möglich. 
Alpinist Dani Arnold besteigt für das «Project 360» auf der legendären Heckmair-Route die Eiger- Nordwand. Damit machte er zum ersten Mal in der Geschichte dieses Berges eine interaktive Besteigung am Computer möglich. 
KEYSTONE

Touristen sind am K2 über einen Träger in Not hinweggestiegen, ohne zu helfen. Profi-Alpinist Dani Arnold überrascht das Drama nicht. Kommerzielle K2-Touren seien eine tragische Entwicklung, weit weg vom seriösen Bergsteigen, sagt der Urner.

Von Carlotta Henggeler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Drohnenaufnahmen zeigen, wie Dutzende Bergsteiger*innen am K2 über einen verunfallten Mann klettern, um auf den Gipfel zu gelangen, statt ihm zu helfen. Der Alpinist stirbt.
  • Der Urner Profi-Bergsteiger Dani Arnold kritisiert K2-Touristen, die ohne Vorkenntnisse auf solche Touren gehen. Arnold: «Das ist eine tragische Entwicklung, weit weg vom seriösen Bergsteigen».
  • Dass niemand dem Verunfallten geholfen hätte, prangert er an. Die K2-Abenteurer seien Gipfel-Jäger, die jede Besteigung als Ego-Trip für die eigene Trophäen-Sammlung sehen würden. 

Erst seit ein paar Tagen ist der Schweizer Profi-Alpinist Dani Arnold nach seinem Peru-Trip wieder im Lande. Der Urner klettert seit Kindsbeinen, hat ein paar der höchsten Gipfel der Welt erklommen und einige Rekorde gesprengt. 

So kletterte er am 12. Juni 2023 als erster Solo-Alpinist und in Rekordzeit alle drei Grate des Salbit. Dazu brauchte er 9 Stunden, 36 Minuten und 55 Sekunden und legte 2311 Höhenmeter Aufstieg und 8,48 Kilometer zurück. Der Salbitschijen ist ein 2985 m ü. M. hoher Berg in den Urner Alpen.

Das Drama am K2 hat den 39-jährigen Profi nicht überrascht. «Diese Entwicklung hat sich über Jahre abgezeichnet. Es ist eine menschliche Katastrophe», sagt er im Gespräch mit blue News.

Viele der kommerziell durchgeführten K2-Touren würden den Bergsteiger-Neulingen viel zu viel versprechen. Dies, obschon die abenteuerlustigen Touristen nicht mal selbst ein Steigeisen montieren könnten. Die Grundvoraussetzung für jede Bergtour: «Bei diesen Touren wird das Erreichen des Gipfels fast schon garantiert. Das ist doch ein Blödsinn, das geht gar nicht», sagt Arnold. Sehr oft spiele das Wetter nicht mit, sei eine Gipfelexpedition lebensgefährlich.

Das Gipfel-Erlebnis werde von den kommerziell geführten K2-Touren-Anbieter als Trophäe für alle verkauft: «Man glaubt, man kann mit Geld alles kaufen, der Verstand wird dabei ausgeschaltet.»

Jeder hätte dem Verunfallten helfen können

Wenn Dani Arnold an das K2-Drama denkt, findet er klare Worte: «Jeder hätte helfen können. Stattdessen rennt man auf den Gipfel, um sein Ego zu befriedigen.»

Ausreden, die Abenteurer*innen hätten wegen des dünnen Sauerstoffgehalts am Berg nicht klar denken können, lässt Arnold nicht durch. Die allermeisten klettern mit Sauerstoffflaschen.

«Das sind keine Bergsteiger, sie kaufen sich einfach ein Berggipfel-Programm als neues Abenteuer», sagt Arnold, der früher von den Medien oft mit Alpinist-Ausnahmetalent Ueli Steck verglichen wurde. Dieser verunfallte 2017 am Mount Everest in Nepal mit 40 Jahren bei einem Rekordversuch.

Warum ausgerechnet der K2?

Profi-Bergsteiger Dani Arnold kann nicht verstehen, warum Alpinisten-Laien unbedingt gleich den K2 im Visier haben.

«Wieso können diese Touristen, die sich nicht mal alleine ein Steigeisen anziehen können, sich nicht mit einem 5000er zufriedengeben? Warum muss es gleich der schwierigste 8000er-Gipfel der Welt sein?», fragt sich Dani Arnold.


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