Alpinistin über K2-Drama Evelyne Binsack: «Am Berg wird der Tourist zum Tier»

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9.8.2023

Extremsportlerin Evelyne Binsack prangert an, dass beim K2-Bergsteigerdrama niemand geholfen habe. Sie findet klare Worte. 
Extremsportlerin Evelyne Binsack prangert an, dass beim K2-Bergsteigerdrama niemand geholfen habe. Sie findet klare Worte. 
Keystone/PETER KLAUNZER

Auf dem K2 hat sich eine dramatische Szene abgespielt. Dutzende Bergsteiger*innen auf dem Weg nach oben kletterten über einen sterbenden Mann hinweg. Die Schweizer Alpinistin Evelyne Binsack ist entsetzt über das Verhalten der Tourist*innen.

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  • Drohnenaufnahmen zeigen, wie Dutzende Bergsteiger*innen am K2 über einen verunfallten Mann klettern, um auf den Gipfel zu gelangen, satt ihm zu helfen.
  • Der verunfallte Träger kann später nicht mehr gerettet werden.
  • Die Schweizer Extrem-Bergsteigerin Evelyne Binsack ist entsetzt, sagt sie zu «Blick».

Die Berge sind seit über 30 Jahren die Welt von Evelyne Binsack. Sie bestieg 2001 als erste Schweizerin den Mount Everest, bewältigte die Eiger-Nordwand gleich mehrmals, auch ganz alleine. Binsack kennt die höchsten Gipfel des Himalayas und der Anden.

Die Nidwaldnerin mit der Abenteuerlust in ihrer DNA ist vom Todesdrama am K2 entsetzt. Dutzende Bergsteiger*innen sind auf dem Weg zum Gipfel über einen sterbenden Mann hinweg geklettert, ohne Hilfe zu leisten. 

Die fehlende Hilfeleistung am Berg, das kann Binsack nicht verstehen: «Was da passiert ist, ist eine Tragödie, die man hätte verhindern können und müssen. Doch am Berg wird der Tourist zum Tier», sagt sie der Zeitung «Blick».

Trophäen-Jäger*innen am K2

Evelyne Binsack findet klare Worte im Gespräch mit der Tageszeitung. Sie nennt die Bergsteiger*innen am K2 Trophäen-Jäger*innen, Gier-Tourist*innen. Menschen, die nur an ihre Bucketliste denken würden. «Es gibt keinen Grund, weshalb jemand am Berg stirbt», sagt Binsack dezidiert. 

Für die Alpinistin ist klar, das Drama am Berg ist ein Gesellschaftsproblem: «Viele haben nur noch sich und ihren eigenen Egoismus im Fokus. Der Wertezerfall zeigt sich einmal mehr am tragischen Tod des pakistanischen Helfers. Dies ist mit ein Grund, weshalb mich 8000 Meter hohe Gipfel nicht mehr interessieren. Der Berg hat keinen Platz mehr für richtige Bergsteiger, er ist nur noch ein Touristen-Eldorado», sagt sie weiter.

Der pakistanische Bergsteiger verunfallte Ende Juli

Der 8611 Meter hohe K2, der zweithöchste Berg der Welt, ist ein beliebtes Ziel für Extrem-Bergsteiger. Auf 8200 Metern Höhe befindet sich eine gefährliche Stelle – der Flaschenhals. Dort spielten sich am 27. Juli dramatische Szenen ab.

Der pakistanische Träger Mohammad Hassan stürzte an dieser Stelle ab und hing kopfüber und mit entblössten Beinen in der Kälte in den Seilen. Doch anstatt ihm zu helfen, wurde für die zahlenden Touristen ein neues Seil installiert, sodass diese weitergehen konnten.