Erfolgsrezept von Nervensäge Baschi?«Scheuheit in Kombination mit leichter Arroganz»
Bruno Bötschi
23.11.2024
Seit 20 Jahren steht Baschi auf der Bühne und begeistert seine Fans. Jetzt blickt eine TV-Doku auf das Leben des 38-jährigen Sängers zurück und zeigt, wie viel Energie die Erfüllung eines Lebenstraums kosten kann.
Bruno Bötschi
23.11.2024, 15:49
26.11.2024, 07:52
Bruno Bötschi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Seit 20 Jahren steht der Baselbieter Musiker Baschi auf der Bühne und begeistert die Fans.
Der Dok-Film «Bring en hei – Baschis emotionale Reise nach Hause» begleitet den 38-Jährigen auf der Reise zum Jubiläumskonzert im vergangenen September in seinem Heimatort Gelterkinden BL.
«Ich bin nicht der grösste Kommunikator», offenbart Baschi in der Doku.
«Merci für den unglaublichen Abend. Danke Gelterkinden ... macht keinen Scheiss und habt Gott vor den Augen.» Mit 17 stand Baschi, der bürgerlich Sebastian Bürgin heisst, in der Castingsendung «Musicstar» des Schweizer Fernsehen SRF zum ersten Mal auf einer grossen Bühne – seither rockt er die Schweiz.
Nun, 20 Jahre später, erlebte er am 7. September 2024 das «Konzert seines Lebens», wie er selbst sagt: Baschi feierte in seiner Heimatgemeinde Gelterkinden sein Bühnenjubiläum mit einem Open-Air-Konzert auf dem Dorfplatz.
«Gelterkinden, wie geht es euch? Habt ihr Bock auf zwei Stunden Party?», fragt der Musiker zu Beginn des Konzertes die 4000 Menschen, die seinetwegen ins Baselbieter Dorf gepilgert sind. Danach folgt auf dem überfüllten Dorfplatz ein Hühnerhaut-Moment nach dem anderen.
Baschi ist mit dem linken Bein aufgestanden
Der 38-jährige Sänger ist die Hauptperson im neuen Dok-Film «Bring en hei – Baschis emotionale Reise nach Hause». Filmemacher Raphael Diethelm begleitet den Musiker in den letzten zwölf Stunden vor dem Jubiläumskonzert hautnah mit der Kamera.
Nur leider gibt es ein Problem am Morgen vor dem Auftritt: Baschi ist mit dem linken Bein aufgestanden. Er fühlt sich unwohl und seine Stimme kratzt. Er hat bereits Aspirin eingeworfen. Ob das gut kommt?
Baschi wäre aber nicht Baschi, wenn er sich deswegen total aus der Ruhe bringen lassen würde. Früher half ihm in solchen Situationen seine Mutter Monika Bürgin, heute steht ihm seine Frau Alana Netzer zur Seite.
«Ich bin die Ehefrau. Ich bin die stützende Schulter. Ich bin der Hobbypsychologe», sagt Netzer in der Doku. Und weiter: «Ich bin der Mensch, wo er auch einmal seinen Frust rauslassen kann. Ich bin sein Ventil, aber auch seine kleine Schwester, die man ärgern kann.»
Das klingt total nett, aber Baschi kann dieses Beistehen in vielen Momenten nur schlecht annehmen. Der Musiker hat Mühe mit Komplimenten und so kurz vor dem «grössten Konzert seines Lebens sowieso».
Baschi fragt immer wieder: «War es wirklich gut?»
Baschi nervt sein Umfeld aber auch nach Auftritten meist noch lange weiter, wie er gegen Ende der Doku zugibt. Denn statt sich einfach über einen Erfolg freuen zu können, fragt er immer wieder: «War es wirklich gut?»
Derweil erzählt Baschis Mutter Monika Bürgin in der Doku, wie sie jeweils in der TV-Show «Musicstar» im Publikum sass. «Das war nicht immer ganz einfach. Vor allem dann nicht, wenn die Menschen neben mir über Baschi, also meinen Sohn, lästerten.»
Aber Mami Bürgin liess sich längst nicht alles gefallen. Einmal sagte sie während eines Konzertes zu den Menschen neben sich, sie sollten gefälligst aufpassen, was sie über Baschi sagten, denn sie sei seine Mutter.
In diesem Moment sei die Stimmung im Umfeld plötzlich ins Positive gekippt. Am Ende sei es gar so weit gegangen, dass sie einem Fan ein Autogramm geben musste.
Dabu Bucher: «Das ist jetzt wieder typisch Baschi»
Angesprochen auf das Erfolgsgeheimnis von Baschi, sagt Ivo Sacchi, Managing Director von Universal Music Schweiz, der Plattenfirma des Musikers: «Die Scheuheit mit der leichten Arroganz.»
Zu dieser Aussage passt gut, dass Baschi vor seinem Jubiläumskonzert in Gelterkinden BL mit den eingeladenen Gastsängerinnen und -sängern wie Dabu Bucher und Beatrice Egli davor nicht geprobt hat. «Ich hoffe einfach», sagt Baschi sichtlich nervös, «die haben ihren Scheiss angeschaut.»
«Das ist jetzt wieder typisch Baschi», erklärt Sänger Bucher von der Band Dabu Fantastic daraufhin lachend. «Wir haben gar nichts abgemacht. Aber so ist Baschi einfach. In seinem Kopf ist schon alles klar, aber er vergisst es jeweils, nach aussen zu kommunizieren.»
«Ja ... ich bin nicht der grösste Kommunikator», erwidert Baschi lammfromm. «Oft bin ich mit den Gedanken schon ein Stück weiter, dabei habe ich Dabu noch gar nicht gefragt, ob er einen Song auf der Bühne mit mir performen will.»
«Egal, was wir machen, wir machen es zusammen»
Kurz vor dem Jubiläumskonzert in Gelterkinden liegen die Nerven bei Baschi komplett blank: «Es ist zu viel, es ist zu viel ... und dann bin ich auch noch erkältet.»
Aber wie sagt Raoul Hüppi, der Manager von Baschi, am Anfang der Doku: «Egal, was wir machen, wir machen es zusammen und wir hauen voll rein.»
Eine halbe Stunde vor dem Konzert geht dann gar nichts mehr. Baschi braucht Zeit für sich. Er steht im Backstage-Bereich und fordert sein Team auf: «Zehn Minuten für mich allein.»
Später wird der Sänger in der Doku erklären, dass er die Stunden vor einem Konzert, egal, wie viele Menschen im Publikum sitzen, noch nie geniessen konnte. «Ich kann es mir so viel einreden, wie ich will, ich bin dann einfach nie gechillt.»
Plötzlich sind es nur noch fünf Minuten bis zum Auftritt. Das Publikum schreit bereits: «Baschi! Baschi! Baschi!»
Dann steigt Baschi die Treppe zur Bühne hoch und los geht es: «Gelterkinden, wie geht es euch? Habt ihr Bock auf zwei Stunden Party?»
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Daniel Rohr ist ein Tausendsassa. Er ist Theaterleiter. Er ist Schauspieler. Er ist Regisseur. Und er arbeitet als Platzanweiser. Ein Gespräch über das Leben auf und neben der Bühne, die Liebe zu seiner Frau – und den Tod.