Loredana über ihre Trennung «Warum war ich die Hure? Selbst heute macht mich das wütend»

Bruno Bötschi

16.11.2024

«Mein Traum war es immer, jung zu heiraten, fünf Kinder mit demselben Mann zu haben und mit ihm bis ans Ende gemeinsam das Leben zu bestreiten»: Loredana, Rapperin.
«Mein Traum war es immer, jung zu heiraten, fünf Kinder mit demselben Mann zu haben und mit ihm bis ans Ende gemeinsam das Leben zu bestreiten»: Loredana, Rapperin.
Bild: Keystone

Loredana ist eine der erfolgreichsten Musikerinnen im deutschsprachigen Raum. Jetzt verarbeitet sie in einem Buch die Trennung von ihrem Ex-Mann, der ersten grossen Liebe ihres Lebens. Eine Rapperin im Zwiespalt.

Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Rapperin Loredana hat ein Buch geschrieben, in dem sie die Trennung von ihrer grossen Liebe und dem Vater ihrer Tochter Hana verarbeitet.
  • Die Sprache der 29-jährigen Musikerin, die in Emmenbrücke LU aufwuchs, ist oft schonungslos direkt und strotzt zuweilen von Kitsch.
  • Zum Glück ist das 192 Seiten starke Werk, das ab heute im Buchhandel erhältlich ist, trotzdem keine geschmacklose Abrechnung geworden.
  • «Ich bin stolz auf Hana, ich bin stolz auf meinen Ex und mich, dass wir so etwas Schönes geschaffen haben», gibt sich die Rapperin am Ende ihres Buches versöhnlich.

«Mein Traum war es immer, jung zu heiraten, fünf Kinder mit demselben Mann zu haben und mit ihm bis ans Ende gemeinsam das Leben zu bestreiten. Bis dass der Tod uns scheidet.»


Früher, also von 1976 bis 1990, gab es in der Schweiz den «Musenalp Express». Das war ein Heftli ohne Redaktion, stattdessen schickten Jugendliche ihre Texte ein. Liebesgedichte. Prosa. Herzschmerz. Kurzgeschichten. Träumereien.

Der «Musenalp Express» war sozusagen die helvetische Version von der deutschen «Bravo», nur halt ohne Promis und Starschnitte.

Wer weiss, vielleicht hätte Rapperin Loredana, die bürgerlich Loridana Zefi heisst und in Emmenbrücke LU gross geworden ist, wenn sie in den 80er-Jahren Teenagerin gewesen wäre, auch ihre Gedichte und Kurzgeschichten eingeschickt. Und sehnlichst auf deren Veröffentlichung gehofft.

Kopffick und Selbstzerstörung

Kaum hatte ich angefangen, Loredanas Buch «Als mein Herz brach»zu lesen, das ab heute im Buchhandel erhältlich ist, musste ich an den «Musenalp Express» denken.

Rosarote-Brille-Phase. Liebeskummertage. Abhängigkeit. Little-Miss-Perfect. Kopffick. Selbstzerstörung. Ein Schlagwort jagt das nächste. Und alles mit viel Kitsch garniert.

Die 29-jährige Musikerin schildert auf 192 Seiten die Trennung von ihrem Ex-Mann, der im Buch nie namentlich genannt wird. Eine Trennung ist schlimm, besonders wenn ein Kind im Spiel ist. 

Loredana zeigt sich in ihrem Buch verletzlich. Schreibt von Trauer und von Depressionen. Sie schreibt aber auch, es sei ihr egal, was andere über sie denken: «I don’t give a fuck. Sorry, aber so ist es.»


«Die vielen Kippen, das wenige Essen, das selbstzerstörerische Verhalten und die negativen Gedankenspiralen waren wie ein Teufelskreis. Ich bereue es, mich nicht besser um mich gekümmert zu haben. Ich bereue es, dass ich kaum etwas ass, dass ich diese ekelhaften zwei Packungen Kippen am Tag rauchte. Ich bereue es, dass ich es monatelang nicht schaffte, mein Haus zu verlassen.»


Bleibt die Frage: Wieso schreibt die Rapperin jetzt ein Buch, in dem sie ihre Gefühlswelt der Öffentlichkeit präsentiert? Ach, stimmt ja, sie ist ein Promi. Und die machen das heute so.

Ich hätte Loredana gern selbst gefragt, warum sie die Trennung nun in einem Buch verarbeitet hat, aber ich warte leider immer noch auf ihre Zusage für ein Gespräch.

Loredanas Sprache in ihrem autobiografischen Buch «Als mein Herz brach» ist direkt und schonungslos, aber eine geschmacklose Abrechnung mit dem Ex ist es nicht.
Loredanas Sprache in ihrem autobiografischen Buch «Als mein Herz brach» ist direkt und schonungslos, aber eine geschmacklose Abrechnung mit dem Ex ist es nicht.
Bild: edition a

Mit ihrem Ex war die Rapperin fünf Jahre zusammen. Er war ihre erste grosse Liebe gewesen. Er ist der Mensch, dem sie ihren ersten internationalen Erfolg zu verdanken hat.

Und das Allerwichtigste: Er ist der Vater ihrer Tochter Hana. «Ich bin stolz auf sie, ich bin stolz auf meinen Ex und mich, dass wir so etwas Schönes geschaffen haben», gibt sich die Rapperin am Ende ihres Buches versöhnlich.

Fussballprofi und Trennungsratgeber

Glücklicherweise merkt Loredana irgendwann selbst, dass ihre Sätze im Buch «wirklich langsam zu kitschig» werden.

Es passiert nach dem Kapital «Love Song», in welchem die Rapperin ihr neues Leben mit Fussballprofi Karim Adeyemi beschreibt. Der Fussballer und die Rapperin sind seit zwei Jahren ein Paar.

«Jeden Tag versuche ich, ihm eine Freude zu machen. Ich glaube, das hält die Liebe frisch»: Loredana über die Beziehung zu ihrem Freund Karim Adeyemi.
«Jeden Tag versuche ich, ihm eine Freude zu machen. Ich glaube, das hält die Liebe frisch»: Loredana über die Beziehung zu ihrem Freund Karim Adeyemi.
Bild: IMAGO/Eventpress

Wie es Loredana in die Verlängerung schaffen will mit dem 22-jährigen Stürmer von Borussia Dortmund? «Jeden Tag versuche ich, ihm eine Freude zu machen. Ich glaube, das hält die Liebe frisch.»


«Wenn du den härtesten Part deiner Trauerphase überwunden hast, dann weisst du, wie du dich nie wieder fühlen willst. Wir können diesen Gefühlen nicht ewig aus dem Weg gehen, wir wissen nicht, was die Zukunft bringt, aber wir können uns darauf gefasst machen, beim nächsten Heartbreak gewisse Verhaltensmuster zu ändern, gesünder mit dem Schmerz umzugehen oder den Survival Mode früher zu aktivieren. Denn wir sind Kämpferinnen und Kämpfer. Wir sind Kings. Egal was auf uns zukommt, es wird uns stärker machen, das verspreche ich dir.»


Genau, das Buch «Als mein Herz brach» ist auch ein Beziehungs- und Trennungsratgeber. Momoll, Loredana versucht sich auch als Paartherapeutin. Und macht das gar nicht schlecht.

Zwischen den einzelnen biografischen Kapiteln voller Kitsch und Grosskotzigkeit – Rapper*innen-Sprache halt –, finden sich immer wieder Abschnitte in grau schraffierten Boxen, in denen sich die Sängerin in Selbstreflexion übt und Tipps gibt, wie man Liebeskummer und Trennungsschmerz besser überwinden kann.

Klicks und Betrugsfall

Aber ganz egal, wie viel Kitsch Loredana in ihr Buch verpackt hat: Sie ist eine erfolgreiche Rapperin. Und das vom Start weg.

Im Juni 2018 eröffnete Loredana ihren YouTube-Kanal und lud den Rapsong «Sonnenbrille» hoch.

Dieser zählte innert sage und schreibe nur 24 Stunden über eine Million Aufrufe und war schon bald einer der meistgeklickten deutschsprachigen Rapsongs überhaupt: Aktuell sind es über 69 Millionen Klicks.

Oder wie Loredana in ihrem Buch schreibt:


«... ich habe mich in die Männerwelt, in die männerdominierte Rapwelt reingeschlichen. Musikalisch und vor allem raptechnisch, ohne einen Schwanz zu haben. Aber nochmal, wen juckt das? Ich hatte es nicht schwer als Frau, ich bin ehrlich. Ich wurde akzeptiert so wie ich bin, ich konnte durch meine Musik beweisen, was ich draufhabe, ich wurde für mein Talent gefeiert, nicht für meine Brüste oder mein Aussehen. Nicht für einen Schwanz, den ich nicht habe, sondern für mein Talent und meine Leidenschaft.»


Ja, die Karriere von Loredana lief gut, sehr gut sogar, und die Rapperin wurde in der Öffentlichkeit für ihre musikalischen Erfolge gefeiert.

Zumindest bis zur Trennung von ihrem Ex – und ein paar anderen schwierigen Geschichten, etwa dem Betrugsfall im Wallis, in den die Musikerin verwickelt war. Dieser wird im Buch nicht erwähnt.

Fremdgeherin und Hure

Nach der Trennung von ihrer ersten grossen Liebe wurde der Rapperin schlagartig bewusst, «dass es gegen Frauen krasse Vorurteile gibt». Bis dahin habe sie das so nie wahrhaben wollen.

Einen Unterschied zwischen Mann und Frau? Denn konnte Loredana davor nicht erkennen: «Wir haben dieselben Rechte und so verhalte ich mich auch, danach lebe ich.»

Kaum waren ihr Ex und sie nicht mehr zusammen, machte die Öffentlichkeit die Musikerin zur Teufelin. Sofort sei sie die Böse gewesen, die fremdgegangen sei, behauptet die Rapperin. Gleichzeitig sei sie als schlechte Mutter abgestempelt worden.

«Warum war ich die Hure, die Fremdgeherin, der Grund für die Trennung? Selbst heute, Jahre später, macht mich das wütend. Selbst jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, bin ich sprachlos, verwirrt», fragt sich Loredana im Buch.

Kritik und Rechtfertigung

Die ganze Welt gegen Loredana – so fühlte es sich zumindest für die Musikerin an. Dennoch war sie der festen Überzeugung, sich nicht dagegen wehren zu müssen.

Die Rapperin offenbart im Buch, sie habe sich vor niemandem rechtfertigen wollen und schon gar nicht vor der Öffentlichkeit.


«Versteh mich nicht falsch, als Künstlerin bin ich das gewohnt. Stehst du in der Öffentlichkeit, musst du auch mit Hate und Kritik umgehen können, aber da ich in der Trennungssituation genau sah, wie unterschiedlich mein Ex und ich behandelt wurden, wurde ich richtig wütend.»


Bleibt die Frage, warum Rapperin Loredana jetzt mit ihrer Trennungsgeschichte, die einige Jahre zurückliegt, ein weiteres Mal an die Öffentlichkeit geht und ein Buch darüber geschrieben hat.

Dabei hatte sie sich doch einst vier Regeln für sich selbst aufgestellt:

1. Ich verliere kein schlechtes Wort über meinen Ex-Mann.

2. Ich rechtfertige mich vor niemandem.

3. Für jeden Schritt, den ich in der Öffentlichkeit mache, übernehme ich die volle Verantwortung.

4. Ich denke immer an Hana.

Abrechnung und Bilanz

Eigentlich wollten Loredana und ihr Ex auch nach ihrer On-off-Beziehung und der definitiven Trennung weiterhin gut miteinander auskommen – allein schon wegen der gemeinsamen Tochter.

Doch im Interview mit blue News sagte Loredana im Jahr 2022: «Viele denken, dass er auch keinen Kontakt mit der Tochter hat. Hat er aber tatsächlich.»

Und weiter: «Dieser geht über meine Schwester, weil sie auch auf meine Kleine aufpasst, wenn ich nicht da bin. Wir beide haben absolut keinen Kontakt mehr.»

Wer das Buch von Loredana zu Ende liest, erfährt, dass die Situation zwischen ihr und ihrem Ex seither nicht besser geworden ist.


«Mein Ex und ich sind trotz der einvernehmlichen Trennung keine Freunde mehr, was vielleicht an unserer Kultur liegt, oder an ihm, denn ich hätte kein Problem damit. Dennoch empfinde ich keine negativen Gefühle ihm gegenüber. Wir sind an unserer gemeinsamen Zeit gewachsen, erlebten viel miteinander, ob gut oder schlecht, wir kennen uns und werden durch Hana auch für immer verbunden sein. Würde dem Vater meiner Tochter etwas passieren, wäre ich sofort da. Denn er gehört zu den wenigen Menschen in meinem Leben, die ich einst liebte.»


Ende Jahr ist traditionell die Zeit, in denen in den TV-Sendern Jahresrückblicke moderiert werde und Musikjournalist*innen sich pflichtschuldig die Nächte mit Bestenlisten um die Ohren schlagen.

Bilanz ziehen, das tut auch Loredana in ihrem Buch «Als mein Herz brach». Nicht über ihr Leben, aber über ihr erste grosse Liebe.

Fazit: Die Sprache der Rapperin ist oft verfickt schonungslos und strotzt bisweilen von Kitsch. Aber eine geschmacklose Abrechnung mit dem Ex ist das Buch nicht geworden.

Und das ist gut so.


Die kursiven Textstellen sind Original-Zitate aus dem Buch «Als mein Herz brach» von Rapperin Loredana. Das Buch ist im Wiener Verlag edition a erschienen.


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