Folgt nun Trumps Schwiegersohn?Mehrheit der Twitter-Nutzer stimmt für Musks Abgang
Von Dirk Jacquemien
19.12.2022
Twitter-Nutzer: Elon Musk soll als Unternehmenschef zurücktreten
Twitter-Nutzer: Elon Musk soll als Unternehmenschef zurücktreten
19.12.2022
Elon Musk hat das Twitter-Volk gefragt, und dieses will seinen Abgang: Wie geht es jetzt weiter mit dem in der Krise steckenden Social-Media-Dienst?
Von Dirk Jacquemien
19.12.2022, 12:19
19.12.2022, 15:39
Dirk Jacquemien
«Das Volk hat gesprochen», sowohl auf Englisch als auch Latein, gehört in diesen Tagen zu den Lieblingssprüchen von Twitter-Eigentümer und CEO Elon Musk. Diesem Prinzip nach müsste er nun als Twitter-Chef seinen Hut nehmen, denn in einer von ihm selbst initiierten Umfrage stimmten 57,5 Prozent der Teilnehmer*innen für seinen Abgang.
Should I step down as head of Twitter? I will abide by the results of this poll.
Insgesamt knapp 17,5 Millionen Nutzer*innen (oder Bots) nahmen an der Umfrage teil. Musk selbst hatte angegeben, sich an den Ausgang zu halten — er ist allerdings für schnelle Meinungsumschwünge bekannt.
So hatte Twitter am Sonntagabend verkündet, dass Links zu anderen Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Mastodon verboten seien. Nach wenigen Stunden und massivem Protest wurde die neue Regelung wieder rückgängig gemacht. Dass selbst einstige Alliierte Musk dafür kritisieren, führte nun wohl zu ersten Zweifeln Musks an seiner eigenen Befähigung für den Job.
Unklar ist, wer ihm nun nachfolgen könnte. Die Silicon-Valley-Investoren Jason Calacanis und Sriram Krishnan gehören zum inneren Zirkel von Musk und haben ihn bei der Übernahme der Kontrolle bei Twitter unterstützt. Beide sind wohl mögliche Kandidaten. Da Musk voraussichtlich weiter Eigentümer bleibt, müsste der oder die neue CEO wohl mit häufigen Einmischungen Musks zurechtkommen.
Ein Foto Musks vom WM-Final in Katar liess Beobachter wild spekulieren: Dort wurde er mit Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner abgelichtet, sass neben ihm in der VIP-Loge. Kushner war mal im Medienbereich aktiv, als Herausgeber der Wochenzeitung «New York Observer». Ausserdem hat er durch seine Zeit im Weissen Haus genug Erfahrung beim Umgang mit volatilen, egozentrischen Persönlichkeiten.
Wer auch immer das Ruder übernimmt, steht vor einer Herkulesaufgabe. Von den ganzen Kontroversen um Moderationspraktiken oder die Sperrung kritischer Journalist*innen ganz abgesehen ist das Unternehmen wirtschaftlich in einem desolaten Zustand, für den grösstenteils Musk selbst verantwortlich ist. Seine Eskapaden verschreckten sowohl Werbetreibende als auch Nutzer*innen.
Profitabel war Twitter zwar auch vor Musks Einstieg nicht, seine finanzielle Situation ist nun aber wirklich katastrophal. Bei der Übernahme hatte Musk Twitter mit Schulden überhäuft. Denn der Aufkauf Twitters war zu einem beträchtlichen Teil ein leveraged buyout, das Unternehmen Twitter ist nun für einen Teil der 44 Milliarden Dollar Kaufpreis selbst verantwortlich.
Und dieser Kaufpreis überstieg schon bei Abschluss der Übernahme den wahren Wert des Unternehmens um das Zwei- oder Dreifache. Auf dem freien Markt würde Twitter nach zwei Monaten Musk nun noch viel weniger wert sein.
Schiesst Musk Geld nach?
Konkret hat Twitter nun 13 Milliarden Dollar an Verbindlichkeiten, verglichen mit nur knapp einer halben Milliarde Dollar vor Musks Eintritt. Mehr als eine Milliarde Dollar an Zinsen würden alljährlich anfallen, bevor der Kredit in rund acht Jahren fällig wird. Bei den gegenwärtigen Twitter-Einnahmen ist nicht mal im Ansatz erkennbar, wie das Unternehmen diese Schulden begleichen soll, ohne dass Musk selbst Geld zuschiesst oder die Banken einen Teil der Schulden erlassen.
Unklar ist, ob dieser Prozess schon am Laufen ist. Vergangene Woche wurde bekannt, dass Musk erneut Tesla-Aktien im Wert von 3,6 Milliarden Dollar verkauft hat. Es kursieren Spekulationen, dass er dieses Geld nutzen könnte, um einige Kredite von Twitter abzulösen oder umzuschichten.