Schreckensszenario HP-Chef bezeichnet Druckerpatronen als «Sicherheitsrisiko»

Von Dirk Jacquemien

26.1.2024

Wollen Hacker mittels Druckerpatronen dein Netzwerk übernehmen? Wahrscheinlich nicht.
Wollen Hacker mittels Druckerpatronen dein Netzwerk übernehmen? Wahrscheinlich nicht.
Imago

Wer seinen Drucker mit inoffiziellen Druckerpatronen ausstattet, gefährdet das heimische Netzwerk, behauptet der Chef von HP.

Von Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Mittels inoffizieller Druckerpatronen könnten Geräte gehackt und ganze Netzwerke kompromittiert werden, behauptet der HP-CEO.
  • Dass HP-Drucker nur die vom Unternehmen selbst hergestellten Ersatzpatronen akzeptieren, diene also der Sicherheit der Nutzer*innen.
  • Sicherheitsexpert*innen halten dieses Bedrohungsszenario für völlig unplausibel.

Wer in heutigen Zeiten noch regelmässig Dokumente auf Papier ausdrucken muss — und das wird in der Tat immer seltener — kennt es. Sobald die Tinte aufgebraucht ist, wird es sehr teuer. Bei den günstigsten Modellen kosten hier neue Patronen manchmal sogar fast so viel wie der Drucker selbst.

Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass dies das Geschäftsmodell der Druckerindustrie ist. Jemand, der nur einen Drucker kauft und dann wenig druckt, sei ein schlechter und unprofitabler Kunde, räumt jetzt auch HP-Chef Enrique Lores im Interview mit CNBC ein.

An den reinen Druckerverkäufen verliere sein Unternehmen Geld, so Lores. Daher setze man alles daran, «schlechte» Kund*innen in «gute» und profitable Kund*innen zu verwandeln. So wolle man das Druckergeschäft mittelfristig in einen Abodienst umwandeln, bei dem Kund*innen also regelmässig zahlen.

Hack per Patrone?

Bisher laufen die wiederkehrenden Einnahmen aber hauptsächlich über den Verkauf der Druckerpatronen. Bei HP und den meisten anderen Druckerherstellern sind diese inzwischen mit Mikrochips versehen, deren Echtheit der Drucker überprüft und andernfalls die Arbeit verweigert. Natürlich geht es mit dieser Masche darum, günstige Ersatzpatronen von Drittherstellern unbrauchbar zu machen, aber Lores führte im Interview noch einen anderen kuriosen Grund auf.

Denn die in den Patronen verbauten Chips würden der Sicherheit der Nutzer*innen dienen. Denn andernfalls könnten über manipulierte Patronen zunächst der Drucker selbst und dann andere Geräte im selben Netzwerk mit Malware infiziert werden. Sicherheitsexpert*innen halten diese Behauptungen für völlig unglaubwürdig, wie «Ars Technica» berichtet.

Kein Angriff in der Praxis bekannt

Selbst unter Laborbedingungen sei ein solches Szenario «vollkommen unplausibel», sagt etwa Graham Sutherland. Das einzige Beispiel für eine theoretische Angriffsmethode stammt auch in einer von HP selbst in Auftrag gegebenen Studie, in der echten Welt ist kein Fall bekannt, bei dem ein Drucker auf diese Art und Weise gehackt wurde.

Das von Lores an die Wand gemalte Schreckensszenario könnte vor allem als Weg für HP dienen, sich Vorwürfen unlauteren Wettbewerbs zu erwehren. In den USA wurde erst diesen Monat eine Sammelklage gegen HP eingereicht. Kund*innen beklagen, dass ihre Drucker nach einem von HP verteilten Firmware-Update keine Drittanbieter-Patronen mehr akzeptieren.