Massaker in den USA Politiker geben Videogames Schuld an der Gewalt – was ist dran?

Von Martin Abgottspon

5.8.2019

Diverse Politiker geben Videospielen wie «Call of Duty» die Schuld an den Massakern in El Paso und Dayton.
Diverse Politiker geben Videospielen wie «Call of Duty» die Schuld an den Massakern in El Paso und Dayton.
Bild: Activision

Nach den Gewalttaten in El Paso und Dayton schieben US-Politiker den Schwarzen Peter abermals der Videospielindustrie zu. Reines Ablenkungsmanöver – oder bergen Games wirklich Gefahrenpotenzial?

Gleich zwei Massaker hat die USA innerhalb von nur 24 Stunden zu beklagen. In El Paso tötet ein Schütze 20 Menschen in einem Einkaufscenter, rund 26 werden verletzt. In Dayton tötet ein Mann neun Menschen, auch hier gibt es über ein Dutzend Verletzte.

Innert kürzester Zeit hat die Suche nach den Schuldigen die Anteilnahme in den Hintergrund gerückt. Und gleich mehrere mächtige Politiker haben die Videospielindustrie ins Visier genommen.

Auch Mutmassungen zu «Fortnite»

Der Fraktionsvorsitzende der Republikaner, Kevin McCarthy, vertritt etwa die Ansicht, dass Videospiele ihre Nutzer «entmenschlichen». Ins gleiche Horn bläst Dan Patrick, der Vize-Gouverneur von Texas. «Der Schütze hat seine Super-Soldaten-Fantasie in 'Call of Duty' ausgelebt.» Patrick weiter: «Was hat sich im Land geändert? Wir hatten schon immer Waffen, es gab schon immer das Böse, aber was hat sich getan, seit wir so viele Amokläufe haben? Ich sehe die Videospiel-Industrie, die jungen Leuten beibringt, zu töten.»

Die ehemalige FBI-Agentin Maureen O'Connell äussert sich in ähnlicher Absicht. Auf «Fox» mutmasst sie, dass der Amokläufer sicher sechs bis acht Stunden einen dieser Shooter wie «Fortnite» gespielt habe. Sie sieht ebenso «weiche» Erziehungsmethoden als Teil des Problems. Konkrete Belege für ihre Vermutungen liefert O'Connell nicht.

Ein Mittel, um Zeit zu gewinnen?

Immer wieder rücken Videospiele nach einem Massaker in den Fokus. Daran haben auch zahlreiche Studien der vergangenen Jahre nicht viel verändert. Sie zeigten auf, dass gewalttätige Games Menschen nicht aggressiver machen, sondern andere Faktoren wie Armut und Bildungsdefizite darauf deutlich Einfluss hätten.



Womöglich dient die Diskussion auf Polit-Ebene in manchen Fällen nur dazu, um von anderen Debatten abzulenken. Momentan sind die Waffengesetz-Befürworter in den USA so stark unter Druck wie lange nicht mehr. Selbst Donald Trump räumte ein, die Gesetze genau prüfen zu wollen. Ob der US-Präsident einsieht, dass die Probleme nicht gelöst werden können, wenn man die Verantwortung bloss von sich wegschiebt?

[Update 5. August, 17 Uhr] Donald Trump hat in einer Ansprache an die Nation neuen Medien eine Mitschuld an den Amokläufen gegeben. Das Internet bestärke die Täter in Verhalten und Vorhaben und Videogames würden dafür sorgen, dass sich eine Kultur der Gewaltverherrlichung entwickelt habe, deren Ergebnis die Massaker in Ohio und Texas seien. Die Regierung wolle Social-Media-Anbieter nun verpflichten, Tools zu entwickeln, die derlei Absichten früher erkennen. Wie das genau gehen soll, verriet der Präsident jedoch nicht.

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